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"Dienstliche Beurteilung von Lehrern: Grundsätze der Lehrerbewertung und zehn häufige Beurteilungsfehler"


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Dienstliche Beurteilung von Lehrern: Grundsätze der Lehrerbewertung und zehn häufige Beurteilungsfehler

© Woodapple – stock.adobe.com

Dienstliche Beurteilungen gehören zu den wichtigsten Instrumenten der Personalführung und Qualitätssicherung an Schulen. Da ist es unabdinglich, dass Schulleiterinnen und Schulleiter die Grundsätze der Lehrerbewertung kennen und Fehler vermeiden, um das Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schulleitung nicht unnötig negativ zu beeinträchtigen.

Inhaltsverzeichnis 

  1. Problematik der dienstlichen Beurteilung
  2. Grundsätze der Lehrerbewertung
  3. Welchen Zweck erfüllt die dienstliche Beurteilung?
  4. Wann werden Lehrer beurteilt?
  5. Zehn häufigste Beurteilungsfehler
  6. So vermeiden Schulleiterinnen und Schulleiter typische Beurteilungsfehler
  7. Dienstliche Beurteilung: Textbausteine und Formulierungen

Problematik der dienstlichen Beurteilung 

Schulleiterinnen und Schulleiter müssen gemäß den Beurteilungsrichtlinien ihre Lehrkräfte regelmäßig in Form einer dienstlichen Beurteilung beurteilen. Dabei müssen sie Fingerspitzengefühl beweisen: Sie müssen zum einen die enorme Energie, die Lehrerinnen und Lehrer täglich in die Unterrichtsvorbereitung, die unterrichtliche Erziehungsarbeit, Elterngespräche etc. investieren, würdigen. Zum anderen müssen sie objektiv urteilen, um die Leistung der Lehrkraft richtig einzuschätzen und so die Qualität des Unterrichts gewährleisten zu können. 

Für Lehrkräfte ist die dienstliche Beurteilung auch deshalb ein sensibles Thema, weil sie viel Gewicht für ihr berufliches Weiterkommen hat. Schulleiterinnen und Schulleiter sollten deshalb typische Fehler bei der Beurteilung vermeiden. Zudem ist es sehr wichtig, innerhalb eines Kollegiums Konsens darüber zu schaffen, was guter Unterricht eigentlich ist und mit welchen Kriterien er sich beobachten und messen lässt.  

Grundsätze der Lehrerbewertung 

Schulleiterinnen und Schulleiter sind verpflichtet, den Unterricht zu besuchen und eine dienstliche Beurteilung zu erstellen. Dabei müssen sie sich an gewisse Grundsätze halten. Unumgänglich sind hier: 

  • Unparteilichkeit 
  • Objektivität und Unvoreingenommenheit 
  • Gleichstellung 

Als Hauptkriterien, die im Rahmen der dienstlichen Beurteilung zu bewerten sind, gelten: 

Eignung  Befähigung  Leistung 
Unter dem Punkt Eignung werden die persönlichen Eigenschaften der Lehrkraft bewertet. Darunter fallen z. B. das Urteilsvermögen, Einfühlungsvermögen, Führungsqualität usw.  Hier werden die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse der Lehrkraft erfasst, die für den Beruf wichtig sind. Neben Fachkenntnissen etc. dürfen unter diesem Stichpunkt die unterrichtlichen und erzieherischen Fähigkeiten nicht außer Acht gelassen werden.  Unter „Leistung“ bewertet die Schulleitung die Qualität der Arbeitsergebnisse. Dazu gehören Arbeitstempo, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit etc. 

Welchen Zweck erfüllt die dienstliche Beurteilung?

Die dienstliche Beurteilung erfüllt im Wesentlichen drei Aufgaben. Sie ist 

  • ein Instrument der Personalführung und der Qualitätssicherung des Unterrichts. 
  • eine wesentliche Grundlage der Auswahlentscheidungen über die dienstliche Verwendung und das berufliche Fortkommen der Lehrkräfte.
  • eine maßgebliche Grundlage für Entscheidungen über das leistungsabhängige Aufsteigen oder Verbleiben in den Grundgehaltsstufen. 

Früher waren von der dienstlichen Beurteilung von Lehrern in erster Linie nur Beamtinnen und Beamte betroffen. Doch auch bei Lehrkräften im Angestelltenverhältnis ist dieses Recht nunmehr auch in den Tarifverträgen regelmäßig ausdrücklich verankert. 

Wann werden Lehrer beurteilt? 

Die einzelnen Bundesländer haben durch Erlass geregelt, wann die dienstliche Beurteilung erstellt werden kann oder muss. Im Allgemeinen sind dienstliche Beurteilungen u. a. zu folgenden Anlässen möglich: 

  • während und nach der laufbahnrechtlichen Probezeit
  • bei einem Laufbahnwechsel 
  • vor einer Beförderung 
  • vor einem Einsatz in der Lehrerausbildung 
  • vor einer Beurlaubung in den Auslandsschuldienst 
  • vor einem Einsatz im Hochschuldienst 
  • vor der Erstellung eines Dienstzeugnisses 
  • vor einer dienstrechtlichen Entscheidung, für die die genaue Kenntnis der derzeitigen Leistungen erforderlich ist
  • auf eigenen Wunsch etc. 

Zehn häufige Beurteilungsfehler  

Die Sozialpsychologie benennt zahlreiche Begleiteffekte, die zu falschen Beurteilungen führen können. Schulleiterinnen und Schulleiter sowie Beurteiler im Allgemeinen lassen sich oft bewusst oder unbewusst durch verfälschte Beobachtungen verleiten, woraufhin sie folgende Beurteilungsfehler begehen:

1. Halo-Effekt

Manch Lehrer hat eine Eigenschaft, mit der er innerhalb des Kollegiums herausragt. Diese Eigenschaft überstrahlt oft andere Persönlichkeitsmerkmale, die vielleicht nicht so positiv sind. Dadurch kann eine Überbewertung des ersten Merkmals zustande kommen.

Abhilfe: Schulleiter sollten solche Lehrer bewusst differenziert betrachten und Positives sowie Negatives abwägen.

2. Milde-Effekt

Ein häufiger Grund für eine zu positive Bewertung eines Lehrers ist ein niedriges Anspruchsniveau des Beurteilers oder dessen Sorge, mit negativen Äußerungen eine Konfrontation oder Störung der Beziehung hervorzurufen.

Abhilfe: Beurteiler sollten ihren Anspruch erhöhen, zu eigenen Aussagen stehen und die rosarote Brille abnehmen.

3. Strenge-Effekt

Im Gegensatz zum Milde-Effekt fallen Beurteilungen von Lehrern im Falle des Strenge-Effekts oft schlecht aus, weil der Beurteiler zu hohe Ansprüche stellt oder sogar Antipathien gegen einen Kollegen hegt.

Abhilfe: Persönliche Befindlichkeiten müssen bei einer Beurteilung außer Acht gelassen werden. Außerdem sollten Beurteiler ihre Anspruchshaltung realistisch betrachten und gegebenenfalls senken.

4. Tendenz zur Mitte-Effekt

Viele Lehrer werden mit mittleren Noten bewertet, nicht weil sie nur durchschnittliche Leistung erbringen, sondern weil der Beurteiler aufgrund mangelnder Motivation, fehlender Kompetenz oder unzureichender Beobachtung nur durchschnittliche Beurteilungen abgibt.

Abhilfe: Schulleiter sollten stärker differenzieren und die Notenskala voll ausschöpfen.

5. Extrem-Effekt

Manchen Beurteilern fehlt ein ausgewogenes Urteilsvermögen, sodass sie die Leistung der Lehrer entweder zu gut oder zu schlecht bewerten.

Abhilfe: Auch hier sollten Beurteiler differenzierter beobachten, Zwischenstufen einräumen und sich besser mit den Aussagen zur Notenabstufung vertraut machen.

6. Hierarchie-Effekt

In Schulen mit Sekundarstufe I und II tendieren Schulleiterinnen und Schulleiter häufig dazu, Lehrer mit höherer Qualifikation besser zu beurteilen. Dies trifft auch zu, wenn Lehrer höhere Laufbahnstufen oder Beförderungsämter bekleiden.

Abhilfe: Nicht die Position eines Lehrers bewerten, sondern seine Leistung im Dienst.

7. Nähe-Effekt

Besonders schwierig wird es für Schulleiter, wenn sie mit der zu beurteilenden Lehrkraft eng zusammenarbeiten. Da sich Lehrer und Beurteiler kennen und damit die Erwartungshaltung bekannt ist, fällt diese Beurteilung unter Umständen besser aus.

Abhilfe: Hier hilft es, die Leistung und Eignung des Kollegen mit anderen zu vergleichen und bewusst differenziert zu betrachten.

8. Primacy-Effekt

Jeder kennt es: Der erste Eindruck zählt. Auch beim Vorgesetzten bleibt dieser erste Eindruck noch lange bestehen und kann die Beurteilung positiv oder negativ verfälschen.

Abhilfe: Schulleiter sollten diesen ersten Eindruck bewusst ignorieren und ihre Bewertung auf reale Beobachtungen stützen.

9. Recency-Effekt

Genau wie der erste Eindruck kann auch ein kürzlich eingetroffenes Ereignis entscheidend für die Bewertung sein. Beurteiler neigen dann oft dazu, dieses Ereignis zu übergewichten.

Abhilfe: Beurteiler können diesen Effekt vermeiden, wenn sie ihre Beobachtungen über einen längeren Zeitraum hinweg mit Datumsangabe dokumentieren.

10. Sympathie-Effekt

Manche Menschen wirken aufgrund ihrer Natur sympathisch auf andere. Unbewusst beurteilt die Schulleitung Lehrer mit solcher Natur positiver. Das gilt in umgekehrtem Maße auch für die Antipathie.

Abhilfe: Leistungen mit anderen Kollegen vergleichen und Vorleistungen sowie Aussagen anderer Personen heranziehen.

So vermeiden Schulleiterinnen und Schulleiter typische Beurteilungsfehler

Machen sich Schulleiterinnen und Schulleiter erst einmal bewusst, welche Beurteilungsfehler ihnen während der dienstlichen Beurteilung unbewusst unterlaufen, können sie anhand der genannten Punkte gezielter an ihrem Urteilsvermögen arbeiten.

Diese Tipps helfen zusätzlich dabei:

  • Nicht von Vorurteilen anderer beeinflussen lassen. Die Note darf nicht schon feststehen, bevor der Beurteiler den Lehrer persönlich eingeschätzt hat.
  • Nicht allein auf die Aussagen Dritter verlassen.
  • Nicht von der Sympathie zu einem Kollegen beeinflussen lassen.
  • Auf den gesamten Beurteilungszeitraum achten und nicht kürzlich erbrachte Leistungen übergewichten.
  • Nicht die eigenen Leistungen als Bewertungsmaßstab hernehmen, sondern den Lehrer an den Anforderungen seiner Aufgaben bewerten.
  • Konsequenzen, die die dienstliche Beurteilung für den Lehrer hat, müssen ausgeblendet werden.
  • Klar sagen, was gemeint ist, und auf schwammige globale Aussagen verzichten.

Dienstliche Beurteilung: Textbausteine und Formulierungen 

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Quelle: „Dienstliche Beurteilungen und Leistungsberichte in der Schule schnell und sicher erstellen“

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