Flüchtlingskinder und -jugendliche in der Schule: Rolle der Schulen
Die Schule, die das Flüchtlingskind aufnimmt, hat in der Regel auch die Aufgabe, den Entwicklungsstand des Kindes oder des Jugendlichen zu ermitteln und geeignete Fördermaßnahmen zu erarbeiten, damit das Kind schnell Deutsch lernt.
Lehrer müssen dabei aufpassen, dass sie das Kind weder über- noch unterfordern. Um Lehrkräfte bei der Feststellung des Sprachstandes zu unterstützen, wurde eine Vielzahl von Verfahren entwickelt.
Die aus diesen Verfahren resultierenden Ergebnisse sind jedoch nur ein Baustein, der hilft zu entscheiden, ob ein Kind eine Vorbereitungsklasse besuchen oder welche individuelle Förderung es erhalten soll. Für die endgültige Entscheidung sollten zusätzlich der familiäre Hintergrund des Flüchtlingskindes oder des jungen Flüchtlings, die Organisationsform der Schule, die Beobachtungen des Lehrers etc. berücksichtigt werden.
Sprachkenntnisse bei Flüchtlingskindern durch Beobachten ermitteln
Um den Sprachstand eines Schülers zu erkennen, müssen Lehrkräfte genau beobachten. Denn die Dokumentation des Entwicklungsstandes ist notwendig, um das Kind erst einmal in seinem Lernprozess zu verstehen. Die Beantwortung folgender Fragen kann schon wichtige Ergebnisse liefern:
- Wie verbringt das Kind oder der Jugendliche die Zeit in der Schule?
- Wonach fragt das Kind oder der Jugendliche?
- Wo liegen die Fähigkeiten des Flüchtlingskindes und wo braucht es noch Unterstützung?
- In welchen Situationen ist es aufmerksam und wann zieht es sich eher zurück?
- Was kann das Kind oder der Jugendliche und was möchte es/er lernen?
Einzelne Ereignisse sollten beim Beobachten nicht für sich alleine stehend bewertet, sondern in größeren Zusammenhängen wahrgenommen werden. Hierbei spielen auch Faktoren wie Traumatisierungen, Schlafstörungen, Zukunftsängste etc. eine Rolle.
Hinweis: Lehrer sollten nicht nur das Kind, sondern auch das eigene Verhalten beobachten und sich bewusst werden, welche Reaktionen bestimmte Handlungen des Kindes bei ihm selbst auslösen. So können weitere Erkenntnisse zum Umgang mit dem Flüchtlingskind gezogen werden.
Möglichkeiten der Beobachtung sind:
- Kurze 10-Minuten-Beobachtungen: Dabei werden Flüchtlingskinder und Jugendliche in unterschiedliche Spiel- und Lernsituationen gebracht. Der Lehrer ist nur Beobachter und dokumentiert, was passiert und was gesagt wird.
- Portfolios: Der Lehrer sammelt alles, was mit dem Kind zu tun hat und fertigt mit ihm zusammen ein kleines Buch oder eine Schatzkiste an.
- Austausch mit Kollegen: Der Austausch hilft, eigene festgefahrene Denkweisen zu überdenken.
- Hinweise vom Schüler: Der Schüler kennt seine Situation am besten und weiß im besten Fall, was ihm gut tut.
Verfahren zur Ermittlung von Sprachkenntnissen von Flüchtlingskindern
Die vorhandenen Verfahren zur Sprachstandfeststellung können in zwei Verfahrensarten unterschieden werden:
Standardisierte, formelle Verfahren
Hierbei steht die Einteilung der sprachlichen Leistungen in eine Rangfolge im Vordergrund. Standardisierte, formelle Verfahren sind z. B.:
- Psycholinguistischer Entwicklungstest (PET)
- Heidelberger Sprachentwicklungstest (HSET)
- Hamburger Schreib-Probe (HSP)
Nicht standardisierte, formelle Verfahren
Bei diesen Verfahren steht die Erfassung individueller Leistungen und Kompetenzen im Mittelpunkt. Nicht standardisierte, formelle Verfahren sind z. B. das
- Marburger Sprachscreening (MSS) oder das
- Screening-Modell für Schulanfänger.
Qualifikation der Lehrkräfte zum Umgang mit Flüchtlingskindern und -jugendlichen in der Schule
Das Screening-Modell für Schulanfänger ist insbesondere für die Spracherhebung zum Zeitpunkt der Einschulung konzipiert. Daher sollten Lehrkräfte über die nötigen Kompetenzen verfügen, den Schulanfang für Flüchtlingskindern bedarfsgerecht zu gestalten.
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Quelle: „Flüchtlingskinder - und jugendliche in der Schule“