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"„Ursprung zu Ursprung" – Cradle to Cradle: Stoffkreisläufe und Recycling"


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„Ursprung zu Ursprung" – Cradle to Cradle: Stoffkreisläufe und Recycling

© Blue Planet Studio – stock.adobe.com

Das von Beginn an formulierte Ziel des Cradle to Cradle war es, so nah wie möglich an potenziell „unendliche“ Stoffkreisläufe zu gelangen. Das sollte dazu führen, dass in der Bausparte weniger Ressourcen benötigt und gleichzeitig weniger Abfallprodukte anfallen würden. Dementsprechend fordert das Cradle-to-Cradle-Prinzip wiederverwendbare Baumaterialen, die entweder immer wieder aufs Neue in einen Stoffkreislauf eingespeist werden oder konstant darin verweilen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Cradle-to-Cradle einfach erklärt? – Definition und Prinzip des Cradle to Cradle (C2C)
  2. Was sind Cradle-to-Cradle Produkte – Voraussetzungen für ein erfolgreiches Cradle-to-Cradle-System
  3. Abfallwirtschaft im Bauwesen: Cradle to Cradle soll Abhilfe schaffen
  4. C2C als Antwort auf die Baumaterialpreissteigerungen der letzten Jahre
  5. Cradle-to-Cradle-Design wichtig für die Gebäudeausrüstung?
  6. Fazit: Möglichkeiten und Grenzen des Cradle to Cradle am Beispiel "Moringa"

Was ist Cradle-to-Cradle einfach erklärt? – Definition und Prinzip des Cradle to Cradle (C2C)

Vor über 30 Jahren setzten sich der Chemiker Michael Braungart und der Architekt William McDonough zusammen und suchten nach einer Möglichkeit, ihre beiden Felder zusammenzuführen und nachhaltiger zu gestalten. Heraus kam das Cradle-to-Cradle-Prinzip. Grundlage dafür waren Stoffkreisläufe im Baubereich, die in ihre physikalisch-chemischen Kleinstteile zerlegt wurden. 

Biologische und technische Stoffkreisläufe

In der Praxis unterscheiden Experten bei C2C aber meist zwischen biologischen und technischen Verbrauchsgütern. Soll heißen: Biologische Substanzen, z. B. natürliche Dämmstoffe, können nach Ablauf der vorgesehenen Lebensdauer wieder in deren natürlichen Stoffkreislauf überführt werden. Gleiches gilt für temporär eingesetzte Betriebsmittel wie ökologische Reinigungsmittel o. Ä.

Technische Gebrauchsgüter hingegen sind per se Bestandteile eines technischen Kreislaufs (z. B. Beleuchtung in der Haustechnik) und haben naturgemäß keinen „natürlichen Stoffkreislauf". Deshalb ist es im Sinne von Cradle to Cradle entscheidend, derartige Gebrauchsgüter nachhaltig zu strukturieren. Es sollte in dem Zuge stets bewusst auf Lebensdauer und Wertigkeit geachtet und gleichzeitig Downcycling vermieden werden.

Was sind Cradle-to-Cradle Produkte – Voraussetzungen für ein erfolgreiches Cradle-to-Cradle-System

Ein Schlüsselwort im Kontext des C2C ist der bereits erwähnte Stoffkreislauf. Damit unterschiedliche Stoffe aber überhaupt erst kreislauffähig sind, sollte Einiges beachtet werden (Cradle-to-Cradle-Kriterien):

  • Design und Herstellung sollten bereits nachhaltig und klimaangepasst ausfallen.
  • Alle Inhaltsstoffe müssen chemisch unbedenklich sein.
  • Falls nötig müssen Baustoffe problemlos demontiert und in ihre Einzelteile zerlegt werden können.

Cradle to Cradle Zertifizierung

Das offizielle Cradle-to-Cradle-Zertifikat wird durch das Cradle to Cradle Product Innovation Institut oder von ihr akkreditierte Vertreter vergeben (www.c2ccertified.org). Dabei sind fünf Kriterien ausschlaggebend, inwiefern ein Produkt C2C-zertifiziert ist oder nicht:

1. Materialgesundheit (Material Health): C2C-Materialien müssen für Mensch und Natur unbedenklich sein.

2. Kreislauffähigkeit (Product Circularity)

3. Saubere Luft und Klimaschutz (Clean Air & Climate Protection): Bei der Produktion und/oder der Verwendung werden Erneuerbare Energien benutzt oder gefördert.

4. Wasser- und Bodenschutz (Water & Soil Stewardship): Cradle-to-Cradle-Produkte schützen die Luft-, Wasser- und Bodenqualität.

5. Soziale Gerechtigkeit (Social Fairness): Bei allen Cradle-to-Cradle-Prozessen wird auf Chancengleichheit und ökonomische Gleichberechtigung geachtet. 

Abfallwirtschaft im Bauwesen: Cradle to Cradle soll Abhilfe schaffen

Dass die Baubranche zu einem der Hauptverbraucher von produzierten und nicht nachwachsenden Rohstoffen gehört, ist seit Längerem bekannt. Im Fokus steht dabei oft Sand als Schlüsselrohstoff der globalen Wirtschaft – besonders für die Infrastruktur und die Bauindustrie. Dabei wird der Sandverbrauch stets zusammen mit Kiesen und gebrochenen Steinen gemessen (Zementverbrauch). Diese drei Stoffe machen in Deutschland 40 % der Rohstoffentnahme aus (Stand 2022, vgl. Ressourcenbericht Umweltbundesamt, S. 23).

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Ein nachhaltiger Umgang mit Kies und Sand kann mitentscheidend für ein erfolgreiches Cradle-to-Cradle-Management sein.
© mahey – stock.adobe.com

Bei Sand steht die Baubranche nach wie vor dem Problem, dass sich dieser nicht einfach durch eine „grünere" Alternative ersetzen lässt. Kies hingegen kann bereits gezielt durch ressourcenschonendere Rohstoffe wie z. B. Flachs, Hanf oder Holz ersetzt werden. Den größten Beitrag zu Cradle-to-Cradle liefert hingegen das Baustoffrecycling und das bereits mit großem Erfolg. So wurden seit 2018 konstant über 80 Prozent des jährlichen Bauschutts bereits recycelt (UBA, Ressourcenbericht 2021). Die so entstandenen Sekundärrohstoffe eigenen sich aber im Gros nicht für die Verwendung in allen Bereichen der Baubranche: Der größte Teil wird im Bereich des Straßen- und Galabaus verwendet. Im Hochbau kommt hingegen speziell aufbereiteter Recyclingbeton zum Einsatz.

Das zeigt, dass die Quantität der Aufbereitung der im Bausektor verwendeten Rohstoffe bereits erfolgreich betrieben wird. Nur qualitativ könnten künftig noch weitere Verfahren dazukommen, um die Wertigkeit der Recycling-Baustoffe zu erhöhen. Dieser Prozess ist aber bereits im vollen Gange und bereits viele Anbieter greifen gezielt Cradle-to-Cradle-Lösungen in ihren Produktinnovationen auf.

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C2C als Antwort auf die Baumaterialpreissteigerungen der letzten Jahre 

Experten sprechen im Kontext einer Cradle-to-Cradle-Strategie verstärkt von dem Einfluss der Bau- und Materialkosten der letzten Jahre – auch 2022 sind die Kosten für Baustoffe und Bauprozesse im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (mehr erfahren Sie in unserem "Teures Baumaterial").

Das mache, so die Meinung vieler Fachleute, Cradle-to-Cradle umso lukrativer. Denn eine Preissteigerung von Baumaterial bedeute bei bewusst gewählten Stoffkreisläufen, dass die Immobilie rein von der Bausubstanz an Wert zulegt, da ihre Bestandteile größtenteils wiederverwendet werden könnten (Stichwort: Bauwerk als Rohstofflager mit Wertsteigerungspotenzial).

Cradle-to-Cradle-Design wichtig für die Gebäudeausrüstung?

Bereits seit einigen Jahren wird in der Baubranche vermehrt darauf geachtet Cradle-to-Cradle-zertifizierte Produkte einzusetzen. Gerade in der Gebäudeausrüstung zeigen sie ihr Können: So lassen sich beispielsweise Sandwichelemente für die Fassadenverkleidung und Zellulose für die Dämmung nutzen. Auch Einrichtungsgegenstände wie Teppiche, Gardinen und Möbel können mittlerweile so hergestellt werden, dass sie sich ohne Qualitätsverlust kontinuierlich weiterverwenden lassen. 

Speziell im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) besteht jedoch noch viel ungenutztes Potenzial. Oft problematisch gestaltet sich hierbei aber die Cradle-to-Cradle-Zertifizierung. Denn C2C-TGA-Produkte sollten demontierbar, langlebig und sortenrein ausfallen. Das kann bislang manchmal noch zur Einschränkung der Funktionsfähigkeit führen. Laut Expertenmeinung handle es sich hierbei aber um das kleinere Problem. Denn vielmehr sei die Nachfrage nach C2C-Produkten im TGA-Bereich schlicht noch zu gering, um derartige Produktsparten für Hersteller lukrativ werden zu lassen. 

Fazit: Möglichkeiten und Grenzen des Cradle to Cradle – das Beispiel "Moringa" in der Hamburger HafenCity

Fassaden- und Dachbegrünung wohin das Auge schaut und überwiegend recycelbare Materialien sollen das „Moringa" zu Deutschlands erstem C2C-Wohnhochhaus machen. Konkret heißt das, dass so viele Baumaterialen wie möglich Cradle-to-Cradle-zertifiziert, wertkonstant und wiederverwendbar sein sollten. Um das zu gewährleisten, entschieden sich die Planer für eine modulare Bauweise, die eine einfache (De-)Montage garantiert. Gleichzeitig wurden auch als Klebe-oder Verbundstoffe rein nachhaltige Materialien ausgewählt, die entweder in den gebäudeeigenen oder bei Rückbauarbeiten in ihren natürlichen Stoffkreislauf integriert werden.

Diese Anforderungen an das Hochhaus führen dazu, dass sämtliche Materialien, deren Materialeigenschaften und Bauweisen nicht gesetzlich oder statisch vorgeschrieben sind, aus C2C-Material bestehen – im Falle von Moringa handelt es sich dabei um etwa die Hälfte der Gebäudestruktur.

→ Um detailliert nachvollziehen zu können, welche Emissionswerte für die einzelnen Cradle-to-Cradle-Produkte anfallen wurden dem Gebäudeplan ein sog. „Building Circularity Passport“ durch die EPEA (Environmental Protection Encourangement Agency) ausgestellt.

Gleichzeitig soll das voraussichtlich 2025 fertiggestellte Gebäude über mehr begrünte Dach- und Fassaden-Quadratmeter als bebaute Grundstücksfläche vorhanden ist. Somit sollen die drei Gebäudeteile mit bis zu 13 Geschossen aktiv das Mikroklima der Hamburg HafenCity unterstützen und gezielt die Biodiversität steigern.

→ Das Fachmagazin QUARTIER enthält neben aktuellen Infos zu rechtlichen Themen in der Quartiersentwicklung stets eine Bandbreite an Praxisbeispielen – so auch zum Moringa-Projekt in Hamburg.

Quellen: QUARTIER 10/2020, GEG Baupraxis 5/2022, https://www.umweltbundesamt.de, https://c2ccertified.org/

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