Inhaltsverzeichnis
- Entstehung der DIN EN IEC Normen
- Überblick über den Inhalt der DIN VDE 0126-23-2
- Ersetzt die DIN bestehende sicherheitsrelevante Wiederholungsprüfungen?
- Fazit: EEG, netzgekoppelte PV – ein Ausblick
Entstehung der DIN EN IEC und VDE-Richtlinien
Die DIN-Normen werden unter Zusammenarbeit des Deutschen Instituts für Normung (DIN) und der International Electrotechnical Commission (IEC) oder International Organization for Standardization (ISO) erarbeitet. Auf europäischer Ebene kommen die EN-Normen zur Anwendung. Die europäische Normungsorganisationen, CEN und CENELEC, sind dabei federführend.
Die Anwendungsrichtlinien für Deutschland, hier die DIN VDE 0126-23-2, spricht der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) aus.
Bei den anerkannten Regeln der Elektrotechnik, den DIN VDE-Normen, handelt es sich um Vorgaben, die aber nicht gesetzlich geregelt sind. Die DIN VDE 0126-23-2 gibt die Art und Weise vor, wie die DIN EN IEC 62446-2 in Deutschland umgesetzt werden sollte. Sie enthalten Handlungsempfehlungen, die den aktuellen Technikstand und ein hohes Sicherheitsniveau definieren, das in der Praxis Fachleute unterstützen und leiten soll. Wichtig: die Richtlinie hat empfehlenden Charakter und stellt grundsätzlich jedem frei, angemessen zu handeln, entbindet aber gleichzeitig nicht von der Verantwortung für das eigene Handeln.
Warum ist das so?
Auf europäischer Ebene wird seit Längerem eine Harmonisierung der Gesetzgebung durchgeführt. Dies führte letztendlich auch zu einer Vereinheitlichung der DIN-Normen. Praktischer Hintergedanke war dabei vor allem, den Binnenhandel zu vereinfachen – Unternehmen müssen somit im Unionshandel nicht auf länderspezifische Normen achten, sondern können sich auf die IEC oder ISO Normen berufen.
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Normbestandteil „IEC" oft weggelassen, da bereits aus dem Akronym „EN" erkennbar ist, um welche Art von DIN-Norm es sich handelt.
Überblick über den Inhalt der DIN EN 62446-2 (VDE 0126-23-2)
Der für PV-Anlagen erforderliche Prüfungs- und Wartungsaufwand hängt stets von Materialeigenschaften und den Prioritäten des Besitzers ab – Betreiber haben die Pflicht, ein vertraglich festgelegtes Einspeisungspensum zu erreichen.
Zu diesen wichtigen Faktoren kommen Mindestwartungsanforderungen für netzgekoppelter Photovoltaik-Systeme hinzu, um Lizenzierung und Zertifizierung der Anlagen zu gewährleisten.Speziell bei der Ankoppelung an das deutsche Energienetz gibt es einiges zu beachten:
Seit August 2021 besitzt die neue DIN EN IEC 62446-2 VDE 0126-23-2 Gültigkeit. Sie enthält Anforderungen an Prüfung und Wartung (Instandhaltung) netzgekoppelter Photovoltaikanlagen und spricht Empfehlungen aus. Diese reichen von wiederkehrenden Inspektionen, sicherheits- und leistungsbezogener vorbeugender Wartung bis hin zu Fehlersuche und Fehlerbehebung.
Wofür ist die neue Regelung entscheidend?
Innerhalb der letzten Jahrzehnte konnten vielfältige Erfahrungen im Umgang mit Solarenergie gesammelt werden. PV-Anlagen wurden mit zunehmendem Alter kontinuierlich wartungsbedürftiger. Nach durchschnittlich 20 Jahren müssen sie grundlegend erneuert oder ersetzt werden. An diese Stelle knüpft nun die neue Richtlinie an und versucht vorbeugend, Nutzungsdauer und Ertrag zu erweitern bzw. konstant zu halten.
Was enthält die DIN EN 62446-2 (VDE 0126-23-2)?
Der zweite Teil der Vorschrift (DIN EN 62446-1 VDE 0126-23-1) beschreibt präventive, optimierend und leistungsorientierende Wartungsanforderungen an netzgekoppelte Photovoltaikanlagen. Zu den besprochenen Wartungsarbeiten gehören:
✓ | Standart-Wartung der einzelnen Systemkomponenten und der Übertragungsleistung |
✓ | Wartungsarbeiten, die der Sicherheit und dem Brandschutz dienen |
✓ | Korrigierende Maßnahmen, die leistungssteigernd und langlebiger machen sollen |
✓ | Problem-Analyse |
✓ | Mitarbeiter-Sicherheit |
Zusätzlich entwirft die DIN einen Fahrplan zur Modul-Reinigung und Pflege der angrenzenden Vegetation. Besonderheiten, etwa bei großflächiger Dachnutzung oder sog. Solar-Farmen auf Grund und Boden werden thematisiert und Lösungsvorschläge unterbreitet.
Was umfasst die DIN nicht?
Die Norm beinhaltet keine Richtlinien und Handlungsanweisungen für eigenständige PV-Anlagen, die netzunabhängig sind (off-grid systems) oder Anlagen mit Batterie-Nutzung – dementsprechend sind Mini-PV-Anlagen nicht berücksichtigt. Ebenso wenig beinhaltet die DIN EN IEC 62446-2 Systeme mit Mittel- oder Hochspannung. Dennoch können Eigentümer einzelne Teile der Norm auf ihre Anlagen beziehen.
Alle Fragen zur Systemkonformität, Produktplanung und Installation werden in der DIN EN IEC 62446-1 beantwortet. Wenn es aber um Fragen der Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Anlagen geht, liefert die Norm keine Hilfestellung.
Wie können sachgemäße Prüfungen und Wartung an netzgekoppelten PV-Systemen durchgeführt werden?
Netzgekoppelte Photovoltaikanlagen sind unter Berücksichtigung der DIN VDE 0100-600 (Erstprüfung elektrischer Anlagen) und DIN VDE 0126-23-1 (Prüfung, Dokumentation, Instandhaltung) durchzuführen.
Zu den kontinuierlichen Arbeiten gehören:
- Durchgangsprüfung von Erdern und Potentialausgleich
- Polaritätsprüfung
- Lehrlaufspannung des Strangs oder Kabelbaums
- Kurz- oder Betriebsstrom
- Isolationswiderstand
- I/U-Kennlinienmessung
- Infrarotaufnahmen
- Prüfung der Spannung der Erde (bei Systemen mit Widerstandserdung)
- Prüfung von Sperrdioden
- Isolationsprüfung im Nasszustand
- Bewertung der Schattenverhältnisse
Zur Funktionsprüfung, der Gewährleistung des technischen Betriebs und der Dokumentation können Betreiber oder Servicetechniker ein Prüfprotokoll anfertigen, das Eigenverbrauch, Erzeugungsmenge etc. enthält und die wiederkehrende Prüfung und Abnahme erheblich erleichtert.
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Wartungsprotokolle
Die DIN VDE 0126-23-2 beinhaltet unterschiedliche Protokolle zur Prüfung und Wartung sicherheits- und leistungsrelevantem Inhalts. Die Maßnahmen sollten in Intervallen durchgeführt werden, die sich nachfolgenden Kriterien unterscheiden:
- Art des Photovoltaiksystems (Freifeld / Dachanlage)
- Umfang des vorhandenen Monitorings zur Ferndiagnose
- Herstellerbedingungen, Produktgarantien und Leistungsgarantien
- vom Hersteller empfohlene oder vorgeschriebene Wartungsintervalle
- Anlagestandort (Landwirtschaft, Gewerbe)
- Kosten-Nutzen-Betrachtung
Aufgrund der heterogenen Faktoren – wie Betriebsweise, Standort, Eigentümerverpflichtung – werden in der VDE keine festen Prüf- und Wartungsintervalle festgelegt.
Die Prüfung und Wartung unterscheidet sich ferner nach Modulen und Komponenten des Photovoltaik-Systems. Die bei Dachsystemen und Freifeldsystemen variierenden Einzelkomponenten stellen unterschiedliche Anforderungen an den Betreiber oder Eigentümer einer Solarenergie-Anlage.
Bei der Prüfung und Wartung einer PV-Anlage wird der Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand abgeglichen und der Zustand der Anlage dokumentiert. © Worayuth |
Ersetzt die bestehende sicherheitsrelevante Wiederholungsprüfungen?
Die beschriebenen Prüfungs- und Wartungsmaßnahmen sind kein Ersatz für sicherheitsrelevante Wiederholungsprüfungen nach DIN VD 0105-100, sondern eine Ergänzung. Sicherheitsbeauftragte, Servicetechniker und Besitzer müssen, wie bereits erwähnt, auch die zur Installation notwendige Richtlinie zur Erstprüfung beachten (DIN VDE 0126-23-1).
Wer ist für die elektrische Prüfung zuständig?
Zusätzlich zur betriebseigenen Prüfung und gesetzlichen Auflagen können auch Versicherungen regelmäßige Prüfungen von Solar- und Photovoltaikanlagen zur Auflage machen (z. B. VDS-Richtlinien). Darum ist es für jeden Betrieb wichtig zu wissen, wer die Verantwortlichen in puncto Prüfung, Wartung und Pflege sind.
Die Erstprüfung bei PV-Anlagen vor Inbetriebnahme obliegt dem verantwortlichen Installateur der Anlage. Er muss nach DIN VDE 0100-600 und VDE 0126-23-1 alle Module und Komponenten, z. B. Wechselrichter und Sicherungen geprüft und dokumentiert haben. Gleiches gilt auch für Mini-PV-Anlagen, Systeme mit PV-Generatoren und Batterien. Fehlt eine derartige Dokumentation, kann die Fachfirma nicht die fachgerechte Installation der PV-Anlage nachweisen.
Für die erforderlichen Wiederholungsprüfungen nach DIN VDE 0126-23-2 ist hingegen der Anlagenbetreiber verantwortlich. Er kann sich bei den zuständigen Berufsgenossenschaften Informationen einholen und Fachfirmen für die Wartung und Prüfungen engagieren.
Wichtig dabei ist: Das Prüfen der Erzeugungsanlagen ist keine dienstvertragliche Leistung, sondern unterliegt dem Werkvertragsrecht. Mit der Prüfleistung ist ein Erfolg verbunden – in diesem Fall die Betriebstüchtigkeit der Solaranlage und die damit einhergehende Aufrechterhaltung der Strom-Einspeisungsmenge über einen längeren Zeitraum.
Fazit: EEG, netzgekoppelte PV – ein Ausblick
Ende 2021 lieferten etwa 2 Millionen Solaranlagen rund 10% des Stromkontingents in Deutschland – Tendenz steigend. Das EEG und die staatliche Förderung grüner Energie (Einspeisevergütung) befeuert stetig das Wachstum seit der PV-Novelle 2012. Der Anteil der Erneuerbaren Energie soll laut Koalitionsvertrag 2021 drastisch beschleunigt und zu einem zentralen Projekt der Bundesregierung gemacht werden.
Parallel zum geplanten Kohleausstieg bis 2030 sollen alternative Energien weiter ausgebaut werden. Bei einem Bruttostrombedarf von geschätzten 680-750 TWh im Jahr 2030 soll 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien stammen – ein ambitioniertes Vorhaben, da 2021 der Anteil noch 45,7 Prozent betrug.
Eine Schlüsselrolle werden hierbei sicherlich die netzgekoppelten PV-Anlagen, deren Effizienz und Langlebigkeit spielen. Die DIN EN 62446-2 VDE 0126-23-2 umfasst alle Vorgaben zur Instandhaltung netzgekoppelter PV-Systeme und ergänzt die DIN EN 62445-1 VDE 0126-23-1. Sie hilft Unternehmern, Besitzern und Betreibern größtmöglichen Nutzen aus ihren Anlagen zu ziehen.
Quellen:Ausführungshandbuch für Photovoltaik-Anlagen, STROM-REPORT,EEG-Gesetz, Der Koalitionsvertrag, DIN