Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Nachhaltigkeitszertifikat? – Definition
- Welche Nachhaltigkeitszertifikate gibt es?
- Wie bekommt man ein Nachhaltigkeitszertifikat?
- Wer stellt das Nachhaltigkeitszertifikat aus?
- Was kostet eine Nachhaltigkeitszertifizierung?
Was ist ein Nachhaltigkeitszertifikat? – Definition
Das Nachhaltigkeitszertifikat ist eine Auszeichnung, mit der Unternehmen vorweisen können, dass sie in einem bestimmten Bereich nachhaltig handeln. Das kann z. B. die Optimierung einer Produktionskette oder der Ausbau der Energieeffizienz einer Immobilie sein. Für das Zertifikat werden bestimmte Faktoren untersucht, wie das Abfallmanagement, die verwendeten Ressourcen, aber auch der interne Umgang mit den Beschäftigten und die allgemeine Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.
All diese Punkte basieren auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziokultur. Unternehmen, die ein Nachhaltigkeitszertifikat erhalten wollen, müssen unterschiedliche Kriterien in diesen drei Bereichen erfüllen, bevor sie eine Auszeichnung erhalten.
Welche Kriterien das sind und in welchen Bereichen welche Vorgaben gelten, zeigt der nachfolgende Abschnitt.
Welche Nachhaltigkeitszertifikate gibt es?
Auf dem Markt gibt es verschiedene Nachhaltigkeitszertifikate und Anbieter – je nach Branche und Gegenstand der Zertifizierung. So bietet z. B. die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ein entsprechendes Zertifikat für den Baubereich. Das Deutsche Institut für Qualitätsstandards und -prüfung (DIQP) definiert Kriterien für die Auszeichnung von Arbeitgebern und Produkten.
Nachhaltigkeitszertifikat für Unternehmen
Ein Nachhaltigkeitszertifikat kann Unternehmen dabei unterstützen, neue Fachkräfte zu gewinnen, die Qualität ihrer Waren und Dienstleistungen zu verbessern, Kosten zu senken und die Produktivität zu optimieren. Außerdem kann es die eigene Seriosität steigern und sich somit Wettbewerbsvorteile sichern.
Um als Arbeitgeber ein Nachhaltigkeitszertifikat zu erhalten, gelten die drei o. g. Säulen der Nachhaltigkeit. Unternehmen sollten dabei insbesondere auf folgende Punkte achten:
Ökologische Nachhaltigkeit | Ökonomische Nachhaltigkeit | Soziale Nachhaltigkeit |
|
|
|
Nachhaltigkeitszertifikate für Produkte erfordern insbesondere eine Ermittlung der im Produktionsprozess entstehenden Treibhausgasemissionen. Dazu werden im ersten Schritt die Co2-Emissionen ermittelt, die im Herstellungsprozess des Produkts anfallen. Anschließend müssen diese Emissionen mit geeigneten Klimaschutzprojekten ausgeglichen werden. Wichtige Kennziffer für diesen Bereich ist beispielsweise der Corporate Carbon Footprint des Unternehmens.
Nachhaltigkeitszertifikat Bauen
Auch Gebäude lassen sich mit einem Nachhaltigkeitszertifikat auszeichnen. So ist eine Auszeichnung mit dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ beispielweise wesentlicher Bestandteil der Kfw-Förderung.
Zunächst gibt es ein allgemeines Nachhaltigkeitszertifikat für Immobilien und Bauwerke. Es wurde im Januar 2009 von der DGNB eingeführt und soll die Nachhaltigkeit des erbauten Objekts belegen. Die Zertifizierung basiert auf einem lebenszyklusorientierten Nachhaltigkeitsansatz, mit dem die Gesamtperformance eines Projekts beurteilt wird. Dabei sind die Kriterien für eine Auszeichnung mit dem Nachhaltigkeitszertifikat deutlich strenger als die grundlegenden gesetzlichen Standards.
Außerdem veröffentlichte die DGNB im Jahr 2020 ein neues Zertifizierungssystem für Neubauten. Es geht noch stärker auf die regionalen Anforderungen und Gegebenheiten vor Ort ein. Zudem kann es auf neun verschiedene Gebäudenutzungen angewendet werden, z. B. für Wohnen, Büro, Handel, Industrie und Hotel.
Welche Kriterien müssen erfüllt sein?
Im Baubereich werden – ebenso wie für Unternehmen – zunächst die drei Säulen der Nachhaltigkeit geprüft. Der Hausbau muss dabei allgemeine und besondere Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden erfüllen. Darüber hinaus werden noch regionale Besonderheiten und Baustoffe berücksichtigt, die für die Gesamteinschätzung der Nachhaltigkeit des Objekts entscheidend sind.
So ergeben sich insgesamt 37 Zertifizierungskriterien aus folgenden Beurteilungskategorien:
- Ökologie
- Ökonomie
- Soziale und funktionale Aspekte
- Technik
- Prozesse
- Standort
Im Rahmen dieser Kategorien bewertet das DGNB jedoch keine einzelnen Maßnahmen, sondern die Gesamtperformance des Gebäudes. Worauf Planer, Energieberater und Immobilienmanager achten müssen, um ihr gesamtes Bauwerk nachhaltig zu gestalten, erfahren sie im digitalen Handbuch „Klimaneutrale Gebäude“. Es zeigt, welche Anforderungskriterien für die Planung von Neubauten und die Renovierung von Bestandsimmobilien wichtig sind. Außerdem enthält es passende Berechnungsmethoden, um eigene Nachhaltigkeitsziele zu definieren und umsetzen.
Wie bekommt man ein Nachhaltigkeitszertifikat?
Möchte ein Unternehmen für seine Organisation ein Nachhaltigkeitszertifikat erhalten, muss es zunächst eine Anfrage beim jeweiligen Anbieter einreichen. Oftmals müssen hier bereits entsprechende Dokumente wie Fragebögen oder andere Nachweise mitgeliefert werden. Andernfalls sind im nächsten Schritt bei der Auswertung noch dazugehörige Beweismittel erforderlich. Erfüllt das Unternehmen alle Kriterien zur ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Nachhaltigkeit, erhält es das Nachhaltigkeitszertifikat digital und/oder per Post.
Hinweis: Die meisten Nachhaltigkeitszertifikate gelten nur für einen begrenzten Zeitraum. Daher muss ein Unternehmen ggf. mehrmals einen Antrag stellen und entsprechende Nachweise liefern.
Beim Nachhaltigkeitszertifikat für ein Bauwerk fordert die DGNB vom Bauherrn, dass er bereits vorab mit der zuständigen Zertifizierungsstelle klärt, welche Qualitätsstufe er erreichen will. Im Anschluss wird ein Planer beauftragt, der eine passende Zusatzausbildung zur Zertifizierung absolviert hat. Mit der Anmeldung des Zertifikats muss der Bauplaner gleichzeitig die Ziele für das geplante Objekt in einem gesonderten Pflichtenheft bestimmen. Sind dort alle Kriterien erfüllt, bekommt der Bauherr ein Vorzertifikat, das er bereits zur Bewerbung seines Gebäudes nutzen darf.
Anschließend wird der Bauvorgang fortlaufend beobachtet. Kommt es zu Abweichungen von den geltenden Kriterien, die die geplante Zertifikatsstufe gefährden, muss der Bauherr die Mängel dokumentieren und anschließend nachbessern.
Stellt die DGNB am Ende der Bauphase fest, dass das gesamte Verfahren ordnungsgemäß durchgeführt wurde, erhält der Bauherr das finale Nachhaltigkeitszertifikat sowie eine passende Plakette.
Wer stellt das Nachhaltigkeitszertifikat aus?
Unternehmen und Bauherren können aus einer Vielzahl unterschiedlicher Anbieter wählen. Für den Baubereich empfiehlt sich z. B. die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, da sie zusammen mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMDV) im Jahr 2009 das Nachhaltigkeitszertifikat entwickelte.
Will ein Unternehmen seine Organisation oder bestimmte Produkte von sich zertifizieren lassen, ist die SQC-QualityCert GmbH ein passender Ansprechpartner. Sie ist die offizielle Zertifizierungsgesellschaft des Deutschen Instituts für Qualitätsstandards und -prüfung (DIQP) und vergibt u. a. Nachhaltigkeitszertifikate anhand der Standards des Instituts.
Was kostet eine Nachhaltigkeitszertifizierung?
Je nach Anbieter und Branche können die Kosten für eine Nachhaltigkeitszertifizierung schwanken. Das DIQP beginnt beispielsweise bei ca. 4.000 €. Hinzu kommen die internen Arbeitsaufwendungen, die mit dem Zertifizierungsprozess einhergehen (Prüfen der internen Abläufe, Beschäftigung entsprechender Mitarbeiter etc.).
Wie Bauherrn und Bauleiter die notwendigen Kosten für passenden Nachhaltigkeitsmaßnamen bestimmen, lesen sie im Handbuch „Klimaneutrale Gebäude“.
Quellen: Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), Deutsches Institut für Qualitätsstandards und -prüfung (DIQP)