Inhaltsverzeichnis
- Warum UKCA?
- Für welche Produkte gilt die UKCA-Kennzeichnung?
- Richtlinien hinter dem UKCA-Sigel
- Wie wird die UKCA-Kennzeichnung angebracht?
- Wer zertifiziert UKCA-Kennnzeichen?
Warum UKCA?
Im Rahmen des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) sind Unternehmen verpflichtet, ihre Produktstandards bei der Einfuhr nach Großbritannien an dort geltende Richtlinien anzupassen. Als Verifizierung der Produkte gilt künftig das Sigel: United Kingdom Conformity Assessed (UKCA), das das bislang für bestimmte Produktgruppen gültige CE-Zeichen (Conformité Européenne) ersetzt.
Beim Warenexport nach Nordirland hingegen müssen Unternehmen ihre Güter mit dem speziellen UKCI-Zeichen versehen.
Ab wann kommt die UKCA-Kennzeichnung und ist sie verschoben worden?
Die UKCA-Kennzeichnung gilt seit dem 01.01.2021. Mitte 2021 entschied das britische Wirtschaftsministerium, dass die bislang nötige CE-Kennzeichnung in den meisten Fällen noch bis 01.01.2023 ihre Gültigkeit behalten soll. Der bisherige Stichtag war der 01.01.2022. Unternehmen bleibt somit eine längere Übergangszeit, in der beide Zertifikate akzeptiert werden.
Für welche Produkte gilt die UKCA-Kennzeichnung?
Wie bereits erwähnt gilt das UKCA-Zeichen für alle bisherigen CE-markierten Produkte. Neu hinzugekommen sind u. a. Sprüh-Produkte (aerosol products), die bislang mit einem umgedrehten Epsilon (reverse epsilon) markiert wurden.
Wann wird „UKCA" verwendet? Produkteigenschaften, bei denen das neue Sigel greift, sind:
- Das Produkt ist für den Absatzmarkt in Großbritannien vorgesehen und
- unterliegt demnach gesetzlichen Regeln, die eine Kennzeichnung benötigen.
- Die Produkt-Konformität muss durch einen unabhängigen Dritten (z. B. TÜV) oder
- durch eine Analyse des britischen „UK conformity assessment body" belegt sein.
Wichtig: die Neu-Deklarierung gilt in der verlängerten Übergangszeit nicht für Alt- und Restbestände, sondern ausschließlich bei der Neuproduktion. Noch mit CE markierte Güter, die bereits auf dem britischen Markt platziert sind, können weiterhin verkauft werden. Bis spätestens zum 31.12.2023 müssen Unternehmen ihren gesamten Export-Produkt-Bestand jedoch mit UKCA gekennzeichnet haben.
Für welche Produktsparten gilt die Kennzeichnung? Die wichtigsten folgen hier:
✓ | Spielzeugsicherheit |
✓ | Pyrotechnik |
✓ | Sportboote und persönliche Wasserfahrzeuge |
✓ | Einfache Druckbehälter |
✓ | Elektromagnetische Kompatibilität |
✓ | Nichtselbsttätige Waagen |
✓ | Messinstrumente |
✓ | Aufzüge |
✓ | ATEX-Ausrüstung |
✓ | Radiogeräte |
✓ | Druckgeräte |
✓ | Schutzbekleidung |
✓ | Gasgeräte |
✓ | Maschinen |
✓ | Outdoor-Geräte |
✓ | Ökodesign |
✓ | Sprays |
✓ | Niedrigstrom-Geräte |
✓ | Gefahrenstoffe |
✓ | Medizinische Geräte der Klasse I |
✓ | Interoperabilität im Eisenbahnverkehr |
✓ | Bauprodukte |
✓ | Zivile Sprengstoffe |
Für die unterschiedlichen Produktsparten wurden in Großbritannien im Laufe der letzten 20 Jahre diverse Regeln und Vorschriften erlassen. Ein Produkt für den Markt in UK erhält das UKCA-Kennzeichen aufgrund folgender britischer Erlässe:
Richtlinien hinter dem UKCA-Sigel
Nach erfolgreicher Produktion werden die Güter für den Export vorbereitet. Die Kommissionierer, Qualitätsmanager und Verpacken müssen wissen, wie und an welcher Stelle das UKCA-Zeichen angebracht wird.
Wie wird die UKCA-Kennzeichnung angebracht?
Die britische Regierung stellt Unternehmen ein Zertifikat (label) zur Verfügung, das entweder direkt auf dem Produkt angebracht oder in den Begleitunterlagen aufgenommen wird. Solange es weiterhin gut sichtbar ist, kann es auch an der Verpackung angebracht werden.
Zu den allgemeinen Regeln der UKCA-Kennzeichnung gehören:
- Die Etikettierung muss deutlich sicht- und lesbar sein.
- Nur Produzenten und autorisiertes Personal dürfen eine Kennzeichnung anbringen.
- Mit Anbringen des Zeichens übernimmt das Unternehmen die volle Verantwortung für die Konformität des Produkts.
- UKCA-Zeichnung darf ausschließlich für Güter verwendet werden, die für den britischen Markt bestimmt und in den o.g. Produktklassen enthalten sind. Damit wollen die Verantwortlichen verhindern, dass es zum Zertifikat-Sammeln kommt. Dadurch erhoffen sich manche Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil.
- Die UKCA-Kennzeichnung darf durch andere Zertifikate und Aufdrucke nicht in der Sichtbarkeit vermindert oder im Inhalt verändert werden.
Zwar dürfen Güter weiterhin andere Kennzeichen, Sigel und Zertifikate aufweisen. Die Funktion und Sichtbarkeit der UKCA-Kennzeichnung darf dabei nicht beeinsträchtigt werden.
Was passiert bei unterschiedlichen Produktoberflächen und -größen?
Bei Verkleinerungen oder Vergrößerungen müssen die Proportionen stets den vorgegebenen Maßen entsprechen. Die Mindestgröße misst 5 Millimeter in der Höhe. In Punkto Farbe und farblicher Ausführung haben die Unternehmen ein gewisses Maß an Freiheit.
Technische Dokumentation
Das Unternehmen oder ein autorisierter Repräsentant (Bevollmächtigter) muss die für die Erlangung der UKCA-Kennzeichnung notwendigen Dokumente auf Nachfrage bis zu 10 Jahre nach Eintreffen auf dem britischen Markt bereithalten. Diese Informationen müssen beinhalten:
- Wie Produkte entworfen und produziert wurden.
- Auf welche Weise die Güter mit den Regeln der UKCA-Kennzeichnung übereinstimmen.
- Die Adressen der Produktionsstellen und Lagerhallen
Für die Praxis heißt das: es kommt zusätzlich Bürokratie auf die Unternehmen zu. Um zu vermeiden, dass die eigenen Produkte keine Einfuhrgenehmigung bekommen und an der britischen Grenze zurückgeschickt werden, ist es sinnvoll, alle notwendigen Regel auf einen Blick parat zu haben. Bestenfalls beinhalten Hilfsmittel praktische Arbeitsmittel, Checklisten und alle wichtigen Informationen zur erfolgreichen Zollabfertigung.
→Informieren Sie Sich jetzt über die Dokumentenmappe Zoll- und Export!
Jedes nach Großbritannien exportierte Gut benötig zusätzlich zur UKCA-Kennzeichnung ein weiteres Dokument: Die UK-Konformitäts-Erklärung.
UK-Konformitäts-Erklärung
Ein ähnliches Papier existiert bereits im europäischen Binnenhandel: die EU-Konformitäts-Erklärung. Wichtig für Exporteure: die Erklärungen müssen getrennt voneinander vorliegen. Eine alleine reicht nicht aus.
In dem benötigten Dokument stehen folgende Punkte:
- Das beschriebene Produkt entspricht den angeforderten Standards der Zielregion.
- Name und Adresse des Herstellers oder autorisierten Stellvertreters müssen zusätzlich zu einem Gutachten einer qualifizierten Prüfinstanz vorliegen.
- Die Produktnummer oder Seriennummer, das Modell oder der Typ
- Eine Verpflichtung des Herstellers, Verantwortung für das Produkt-Compliance zu tragen.
- Bezug auf die relevante Regel
- Datum, Name und Unterschrift
- Mögliche Zusatzinformation
Die geforderte Übereinstimmung mit britischen Richtlinien, die einer der drei o.g. Bestandteile der technischen Dokumentation eines jeden Exportprodukt ist, erlangen Unternehmer nur, indem sie ihre Güter durch geeignete Stellen zertifizieren lassen.
Wer zertifiziert UKCA?
Durch die Ersetzung der europäischen CE-Kennzeichnung im Rechtsraum Großbritannien durch das UKCA-Sigel erweitert der TÜV NORD sein Prüfungssortiment. Er unterstütz Produzenten oder Bevollmächtigte beim Anerkennunsprozess der Produktbewertung nach UKCA-Richtlinien. Das geschieht primär über den TÜV NORD selbst. Aber auch internationale Partnerunternehmen liefern Unterstützung.
Konkret bietet der TÜV Nord die UKCA-Zertifizierung durch Inspektions- und Prüfdienstleistungen an. Eine Begrenzung auf bestimmte Produktsparten existiert hierbei nicht. Eine Spezialisierung liegt für die Bereiche des Explosionsschutzes, der Druckgeräte, Elektromagnetischen Verträglichkeit und Maschinensicherheit vor. In diesen Bereichen ist der TÜV Nord in Großbritannien als offizielle Konformitätsbewertungsstelle (UK Approved Body) anerkannt.
Die erste europäische und britische Konformitätsbewertungsstelle ist hingegen der TÜV SÜD. Wie sein nördlicher Bruder bietet er Unternehmen eine fachkundige Begleitung durch den UKCA-Zertifizierungsprozess an. Bei dessen erfolgreichem Ausgang Exporteure alle erforderlichen Zertifikate für die UKCA-Kennzeichnung erhalten.
Aufgrund der verlängerten Frist wird es einen weiterhin großen Anstrum auf Zertifizierungsstellen geben. Unternehmen sollten rechtzeitig die UKCA-Kennzeichnung beantragen, da der Zertifizierungsprozess selbst längere Zeit in Anspruch nehmen kann.
Quellen: Zoll und Export 2022, Regierung Großbritanniens, TÜV NORD, TÜV SÜD