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"Baukosten steigen auch 2023 wieder – Bestandsaufnahme, Rechnung und Prognose"


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Baukosten steigen auch 2023 wieder – Bestandsaufnahme, Rechnung und Prognose

© Celt Studio – stock.adobe.com

Gestiegene Energiepreise, Liefer- und Materialengpässe und der neue Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) führten dazu, dass die Wohnbaukosten in 2022 wieder konstant gestiegen sind. Dieser Trend ist auch für die Baukosten 2023 bereits deutlich. Vor allem die Baulandpreise halten sich auf einem konstant hohen Niveau, bei gleichzeitig leicht gesunkener Nachfrage. Welche weiteren Faktoren die Baukosten 2023 beeinflussen und welche Expertenprognosen es für dieses Jahr gibt, lesen Sie in unserem Fachartikel.

Inhaltsverzeichnis

  1. Kurzer Rückblick über die Baupreisentwicklung der letzten Jahre
  2. Baukosten 2023: Die größten Kostenfaktoren
  3. „Baukosten steigen für das laufende Jahr 2023 vermutlich um 6 Prozent“
  4. Maßnahmenpaket Baukostenbegrenzung
  5. Serielles und Modulares Bauen 2.0 drücken die Baukosten 2023
  6. Baukosten 2023 und Building Information Modeling (BIM)

Kurzer Rückblick über die Baupreisentwicklung der letzten Jahre

Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (ARGE) registriert seit 2011 eine größere Diskrepanz zwischen Lebenshaltungskosten und Baupreisen. Konkret kann anhand der beiden Indizes abgelesen werden, dass sich seit über 10 Jahren die Baupreise verhältnismäßig stärker erhöhen (vgl. Allgemeine Teuerung und Baukosten).

Sondersituation 2020

Aufgrund der pandemischen Lage wurden im 2. und 3. Quartal 2020 die Mehrwertsteuer und damit auch die Baupreise gesenkt. Das zog einen temporären und kleinen Bauboom nach sich, der aber durch den Ukrainekonflikt gebremst wurde.

Der Krieg in Europa beeinflusste die Baukosten 2022

Vom 4. bis zum 12. Mai 2022 wurde die 3. BAUINDUSTRIE-Umfrage durchgeführt (vgl. BAUINDUSTRIE - online). Darin gaben 90 % der Beteiligten an, dass der Ukraine-Konflikt direkte Auswirkungen auf ihr Unternehmen habe. Die am stärksten registrierten Preissteigerungen träten bei Baumaterial auf. Auch zeige sich die z. T. nicht unerhebliche Import-Abhängigkeit der deutschen Bauindustrie – jeder Dritte bezöge Baumaterial entweder aus der Ukraine oder Russland. Besonders betroffen seien Dieselkraftstoff, Stahl und Holz.

Baukosten 2023: Die größten Kostenfaktoren

Die größte Kostenstelle der vergangenen Jahre wird auch 2023 der technische Ausbau sein. Aufgrund der gestiegenen Anforderungen an Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Klimaanpassung, Barrierefreiheit und Gebäudeautomation hat sich dieser Baukosten-Faktor innerhalb der letzten Jahre mehr als verdoppelt.

→ Im Gegensatz dazu bewegen sich die Rohbau-Kosten nur marginal über der allgemeinen Teuerung und Inflation.

Wohnungsbau, Baukosten und Nutzungsdauer

Die angesprochene Verschiebung innerhalb der Bauwerkskosten hat auch direkten Einfluss auf die durchschnittliche Nutzungsdauer von Wohngebäuden. Das liegt daran, dass die mittlere Nutzungsdauer von Gebäuden aus den anteiligen Kosten von Bauteilen und der entsprechenden Nutzungsdauer ermittelt wird. Dieser Wert ist ausschlaggebend für die Ersatzhäufigkeit. Für moderne Wohnbauten ergab dies für ein Referenzwohngebäude eine Nutzungsdauer von etwa 36 Jahren (vgl. ARGE-Kostenindex 2022)

Qualität und Kosten

Qualitätsanforderungen und Bauwerkskosten hängen proportional voneinander ab. Durch Verordnungen, Normen und Richtlinien sollen Qualitätsstandards nach unten abgesichert werden. Nach oben besteht jedoch keine Grenze – was teilweise zur Herausforderung für Planer werden kann.

Praxistipp: Bereits in der Planungsphase sollte geprüft werden, ob unnötig kostenintensive Ausführungen und Ausstattungen zwingend notwendig sind. Mehr zu dem Thema und alles Wissenswerte zur Quartiers-Entwicklung erfahren sie in der QUARTIER, dem Fachmagazin für urbanen Wohnungsbau.

Aber auch hier gilt: Die Nachfrage regelt den Markt. Soll heißen, dass auch oder gerade die Baubranche bestimmten Trends (z. B. Flachdach, Glasfassaden o. Ä.) unterliegt und die Planer somit eine Interessensabwägung zwischen Baukosten, Qualität und gefragten Ausführungen und Ausstattungen durchführen müssen.

„Baukosten steigen für das laufende Jahr 2023 vermutlich um 6 Prozent“

Diese Prognose gab unlängst ein Pressesprecher des Bundesbauministeriums ab. So sollen die Baukosten 2023 zwar konstant steigen, jedoch in vergleichsweise moderaten Schritten. Das könnte daran liegen, dass die Zinserhöhung zu einer Stabilisierung der Bauwerkskosten geführt hat und diese 2023 „nur“ der Inflation selbst unterliegen.

→ Das wiederum führt zu einer reduzierten Kapazitätsauslastung der Bauwirtschaft und verringert die Rohstoffknappheit sowie die Lieferkettenprobleme.

Maßnahmenpaket Baukostenbegrenzung

Bereits im Juli 2019 folgte das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat der Empfehlung der Baukostensenkungskommission des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Das entsprechende Maßnahmenpaket Baukostensenkung hatte den weiteren Ausbau der 2016 verabschiedeten „Wohnungsbau-Offensive“ zum Inhalt.

Von den 10 Punkten des Handlungspapiers sind für die Baukosten 2023 vor allem Nr. 5 bis 7 und Nr. 9 ausschlaggebend:

  • Bauordnungen harmonisieren – Aufwand reduzieren
  • Standards im Bauwesen auf den Prüfstand stellen
  • Serielles Bauen für ansprechenden und günstigen Wohnraum forcieren
  • Energieeinsparverordnung und Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz strukturell neu konzipieren

Die Bauordnungen zu harmonisieren, hätte direkten Einfluss auf das angesprochene Qualität-Preis-Verhältnis der Baukosten. Anstoß waren u. a. die 16 unterschiedlichen Landesbauordnungen (LBO), die es überregional arbeitenden Unternehmen (Bauträger, Baubetriebe, aber auch Architekten) erschweren, einheitliche Angebote zu stellen – bislang wurde hierzu aber noch kein Gesetz erlassen.

Anstelle dessen wurde 2016 die Musterbauordnung (MBO) aktualisiert, die aber nicht rechtsverbindlich ist. Dennoch nahmen einzelne Länder die MBO als Vorlage und stimmten ihre landeseigenen Bauordnungen danach ab (z. B. „Gesetz zur Harmonisierung bauordnungsrechtlicher Vorschriften vom 6. Dezember 2021“ für das Land Schleswig-Holstein).

Für die Überprüfung und Aktualisierung von Standards (Normen, Richtlinien und Vorschriften) hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung ein Expertenteam als Arbeitsgruppe für die Überarbeitung der Standards im Bauwesen etabliert. Durch die Untersuchung speziell von Normungsprozessen und deren Einfluss auf die Baupreise und Baukosten sollen auch die Baupreise 2023 verringert werden. Jedoch spricht der AK „Standards im Bauwesen“ aber primär Empfehlungen an die staatlichen Regelsetzer und das Deutsche Institut für Normung aus.

Serielles und Modulares Bauen 2.0 drücken die Baukosten 2023

Die Fertig- und Modulbauweise eroberte in den letzten Jahren die Baubranche und könnte auch einen großen Einfluss auf die Baukosten 2023 haben. Die mittlerweile als Holz-, Stahl-, Stahlbeton- oder Hybridmodule einsetzbaren Fertigteile reduzieren nicht nur die Fertigungskosten, sondern vereinfachen die Montage – beides sind große Kostenfaktoren in der Baubranche.

Um die Baukosten bereits 2023 durch den Ausbau des Modularen Bauens zu reduzieren, hat das Bundesbauministerium einen Projektwettbewerb mit dem Titel „Serielles und Modulares Bauen 2.0“ ausgeschrieben. Dieser wird im Herbst 2023 enden und soll wichtige Impulse für den Bausektor liefern.

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 © 2ragon – stock.adobe.com

Baukosten 2023 und Building Information Modeling (BIM)

Bei „schlankem“ Planen und Ausführen von Baugewerken (Lean Construction Management) spielt BIM mittlerweile eine große Rolle. Mit Hilfe eines 3-D-Entwurfs, der auch Energiemanagement und die technische Gebäude Ausrüstung umfasst, kann bedarfsabhängig gebaut werden. Zusätzlich können die beteiligten Gewerke optimal aufeinander abgestimmt und die unterschiedlichen Bauabschnitte zeit- und geldsparend umgesetzt werden.

Dieser Prozess der Digitalisierung der Baubranche und der damit einhergehenden Verringerung der Baukosten 2023 benötigt im Vergleich zum Seriellen und Modularen Bauen 2.0 mittlerweile auch keine staatliche Förderung mehr. Denn aufgrund der großen Nachfrage nach immer mehr Features haben sich BIM-Lösungen dynamisch an die Marktansprüche angepasst. Mittlerweile ist das Ganze bereits so weit fortgeschritten, dass mit BIM7D auch das Facility-Management mitbehandelt wird.

Quellen: QUARTIER 1/2023, www.stern.de, www.bmwsb.bund.de, www.sueddeutsche.de, www.bbsr.bund.de, www.bauindustrie.de

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