Brandschutzmanschette – Funktion, Montage und Zulassung
27.08.2025 | S.Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Brandschutzmanschetten sind ein wichtiges Element im baulichen Brandschutz. Sie sorgen dafür, dass Rohrleitungen – ob PVC-Abwasserrohre, Pelletschläuche oder andere Installationen – im Brandfall sicher abgeschottet werden und Feuer nicht ungehindert durch Decken oder Wände dringt. Doch wann ist eine Brandschutzmanschette erforderlich, wie funktioniert sie und welche Unterschiede gibt es zwischen verschiedenen Modellen wie der Brandschutzmanschette F90 oder klassischen Feuerschutzkragen? In diesem Fachbeitrag erhalten Sie fundierte Informationen, praxisnahe Beispiele und wichtige Hinweise zur Montage und Zulassung.
Inhaltsverzeichnis
- Wann ist eine Brandschutzmanschette erforderlich?
- Funktionsweise der Brandschutzmanschette
- Einbau einer Brandschutzmanschette – Anforderungen an Wände und Decken
- Funktionsweise einer Brandschutzmanschette
- Unterschied Feuerschutzmanschette vs. Feuerschutzkragen
- FAQ – häufige Fragen zur Brandschutzmanschette
- Fazit
Wann ist eine Brandschutzmanschette erforderlich?
Gemäß aktueller baurechtlicher Vorgaben, etwa § 40 der Musterbauordnung (MBO), ist bei brennbaren Rohrleitungen ab einem Durchmesser von 32 mm eine brandschutztechnische Abschottung vorgeschrieben, wenn diese Leitungen ein Bauteil mit Brandschutzanforderungen durchdringen. Dies betrifft insbesondere Kunststoff-Abwasserrohre, Pelletschläuche und ähnliche Leitungssysteme in Wänden und Decken, die Brandabschnitte voneinander trennen sollen. Die Durchführung der Abschottung erfolgt in der Regel mit speziell zugelassenen Brandschutzmanschetten, die in vielfältigen Einbausituationen funktionssicher sind.
Funktionsweise der Brandschutzmanschette
Brennbare Rohre schmelzen bzw. verbrennen im Brandfall, wodurch eine Öffnung in den raumabschließenden Decken und Wänden entsteht. Die Folge daraus ist, dass sich der Brand durch diese Öffnungen weiter im Gebäude ausbreiten kann. Brandschutzmanschetten verschließen durch Aufschäumen diese Öffnungen der brennenden Leitungen und sorgen dafür, dass der Brand nicht auf andere Geschosse oder Nutzungseinheiten übergreift.
Intumeszierender Baustoff
Rohrmanschetten bestehen in der Regel aus einem metallischen Gehäuse mit einem intumeszierenden (aufschäumenden) Baustoff, der im Brandfall ab einer Temperatur von ca. 180°C mit hohem Blähdruck aufschäumt, wodurch das Rohr bzw. die Bauteilöffnung abgedichtet wird. Bei der Planung ist zu prüfen, ob der Einbau der Rohrmanschette in den vorhandenen raumabschließenden Bauteilen zulässig ist und welche Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer (R30, R60, R90 oder R120) der Bauteile erfüllt werden müssen. Rohrmanschetten dürfen in der Regel in tragenden und nichttragenden raumabschließenden Wänden sowie Decken eingebaut werden.
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Einbau einer Brandschutzmanschette – Anforderungen an Wände und Decken
Folgende Anforderungen sollten Wände und Decken erfüllen:
- Massivwänden müssen in der Regel eine Stärke von min. 100 mm besitzen
- Trockenbauwände mit beiderseitiger Beplankung mit je 12,5 mm dicken GKF-Platten 100 mm
- Beton- bzw. Stahlbetondecken nach DIN 1045 oder Porenbeton nach DIN 4223 mit einer Dicke von ≥ 150 mm
- Sollen Rohrmanschetten statt der im An- und Verwendbarkeitsnachweis angegebenen Bauteile eingebaut werden, wie zum Beispiel in Decken, die nur mit einer Unterdecke die erforderliche Feuerwiderstandsdauer erreichen, ist die Zulässigkeit durch ein AbP oder AbZ nachzuweisen. Dies gilt auch für Kombischottungen.
Vor dem Einbau der Brandschutzmanschette sind die zulässigen Materialien und Dimensionen der Rohre, wie zum Beispiel der Außendurchmesser, die Wanddicke, entsprechend dem An- bzw. Verwendbarkeitsnachweis zu prüfen. Werden Rohrmanschetten, anders als im An- bzw. Verwendbarkeitsnachweis angegebenen, in raumabschließenden Bauteilen verwendet, ist die Funktionstüchtigkeit durch eine Allgemeine bauliche Zulassung (AbZ) nachzuweisen.
Weiterhin sind den An- und Verwendbarkeitsnachweisen die unterschiedlichen zulässigen Kunststoffe und deren max. Außendurchmesser, sowie deren Anwendungsbereiche zu entnehmen. Werden andere als im An- und Verwendbarkeitsnachweis angegebene Rohrmaterialien, Rohraußendurchmesser, Rohrwanddicken oder Isoliermaterialien verwendet, ist der Nachweis über die vorschriftsmäßige Verwendung in Form einer Allgemein bauaufsichtlichen Zulassung (AbZ) zu erbringen.
Durch die Verwendung von Brandschutzmanschetten kann gerade bei der Sanierung im Bestand der Abstand zwischen den Rohrleitungen gering gehalten werden. Aus statischen und konstruktiven Gründen ist es nicht immer möglich, die nach Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR) geforderten Deckenöffnungen herzustellen.
In der Allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (AbZ) sind die Abstände für den Einbau festgeschrieben. Dieser kann, je nach Typ, bis zu 0 mm zwischen den Brandschutzmanschetten betragen. In Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten können Brandschutzmanschetten auf zwei unterschiedliche Arten montiert werden:
- Die Brandschutzmanschette wird in die Öffnung geschoben und im Anschluss eingemörtelt oder -betoniert.
- Die Befestigung erfolgt über das Andübeln an das raumabschließende Bauteil. Dabei werden die seitlichen Ankerlaschen um 90 ° gebogen und mittels zugelassener Bolzanker, die auf das System abgestimmt sind, an das Bauteil geschraubt. Brandschutzmanschetten werden beim Wandeinbau beidseitig der Wand, beim Deckeneinbau von unten angebracht.
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Zulässiger Abstand beim Einbau von Rohr manschetten im Deckenbauteil (© C. Uske, „Sicherheitshandbuch Brandschutz“) |
Einbau in leichten Trennwänden
Der Einbau von Rohrmanschetten an leichten Trennwänden (Trockenbauwände) erfolgt durch das Aufsetzen der Manschette über dem Rohr auf beiden Seiten der Beplankung. Miteinander verbunden werden die beiden Manschetten mittels einer durchgehenden Gewindestange. Die Manschetten werden mit zugelassenen Dübeln und Stahlschrauben beidseitig an dem raumabschließenden Bauteil befestigt.
Bei der Wahl der Rohrmanschette kommt die kleinstmögliche Manschette passend zum Rohrdurchmesser zur Ausführung. Die Anzahl der Befestigungspunkte, mit der die Manschette fixiert wird, ist abhängig vom Rohraußendurchmesser. So reichen bei einem 50 mm Rohraußendurchmesser zwei Befestigungspunkte, während bei einem 200 mm Rohrdurchmesser acht Fixierungen notwendig werden. Der Rohraußendurchmesser bestimmt weiterhin die Höhe, die Blechdicke und die Ringbreite der Manschette, die Stärke des intumeszierenden Baustoffs sowie den Bohrdurchmesser für das Befestigungsmaterial.
Schließen der Fuge
Die Fuge zwischen dem raumabschließenden Bauteil und dem brennbaren Rohr muss vor der Befestigung der Rohrmanschette mit Zementmörtel oder Beton plan mit der Ober- und Unterkante des Deckenbauteils bzw. beidseitig der Wand verschlossen werden. Fugen, die eine geringere Breite als 15 mm aufweisen, können in Abhängigkeit vom Rohrwerkstoff auch mit einer nichtbrennbaren Mineralwolle, deren Schmelzpunkt ≥ 1.000 °C liegt, hohlraumfüllend ausgestopft werden. Es ist darauf zu achten, dass der ganze Hohlraum vollständig verfüllt ist.
Gruppenanordnung
Bei einer Gruppenanordnung von brennbaren Rohrleitungen in raumabschließenden Decken und Wänden sind bei den Abschottungen die Abstände gem. MLAR einzuhalten. Werden Brandschutzmanschetten als Abschottung verwendet, ist der An- und Verwendbarkeitsnachweis zu berücksichtigen. Dieser kann einen Abstand zwischen den Rohrleitungen von ≥ 0 cm zulassen.
Funktionsweise einer Brandschutzmanschette
Eine Brandschutzmanschette besteht aus zwei Hauptkomponenten: einem robusten Metallgehäuse und einer intumeszierenden Einlage. Das intumeszierende Material quillt bei Temperaturen ab etwa 130 bis 160 °C stark auf und schäumt auf das 10- bis 15-fache seines Volumens. Dieses Aufschäumen verschließt die offene Ringfuge, die durch das Wegschmelzen des Rohres im Brandfall entsteht, und übt dabei einen hohen Druck (bis ca. 10 bar) auf das Rohr aus, wodurch es abgedichtet oder abgequetscht wird. So werden Feuer, Rauch und Hitze zuverlässig an der Ausbreitung behindert.
Der intumeszierende Schaum verwandelt sich im späteren Brandverlauf in einen festen Ascheschaum, der den Raumabschluss über die geforderte Dauer (typischerweise 90 Minuten bis F90) sichert und somit den Durchtritt von Flammen und Rauch verhindert. Das Metallgehäuse der Manschette dient dabei als Druckbehälter und sorgt für eine zielgerichtete Wirkung nach innen zum Rohr, während es gleichzeitig stabilen Halt während des Brandes bietet.
Unterschied Feuerschutzmanschette vs. Feuerschutzkragen
Der Begriff „Feuerschutzmanschette“ wird häufig synonym mit Brandschutzmanschette verwendet und beschreibt typischerweise ein Element, das das Rohr bei der Durchführung durch Wände und Decken abschottet. Ein Feuerschutzkragen ist hingegen meist eine Art Ummantelung, die ebenfalls intumeszierend wirkt, aber zumeist an Deckenrohren oder Hohlwänden zur Anwendung kommt und oft eine etwas flachere und andere Bauform besitzt. Beide erfüllen den selben Zweck, nämlich den Durchtritt von Feuer und Rauch zu verhindern, unterscheiden sich aber in Form, Montage und Anwendungsszenarien. Im Allgemeinen sind Manschetten für Rohrdurchführungen durch Bauteile standardisierter, während Kragen auch für andere Anwendungen verwendet werden können.
FAQ – häufige Fragen zur Brandschutzmanschette
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Welche Funktion erfüllt eine Brandschutzmanschette im baulichen Brandschutz?
Die Brandschutzmanschette verschließt im Brandfall Rohrdurchführungen durch Wände und Decken rauch- und feuerdicht und verhindert so eine Ausbreitung von Feuer und Rauch in andere Gebäudebereiche. -
Für welche Rohrmaterialien sind Brandschutzmanschetten zugelassen?
Brandschutzmanschetten lassen sich für brennbare Rohre, speziell für Kunststoffrohre, aber auch für diverse Versorgungsleitungen wie Trinkwasser, Regenwasser, Heizung, Druckluft und andere verwenden; die Zulassung ist abhängig vom jeweiligen Produkt und muss beachtet werden. -
Welche Feuerwiderstandsklassen können mit Brandschutzmanschetten erreicht werden?
Je nach Ausführung und Zulassung erfüllen Brandschutzmanschetten typischerweise die Feuerwiderstandsklassen EI30, EI60 oder EI90 und bieten Raumabschluss für 30 bis 90 Minuten. -
Was muss beim Einbau von Brandschutzmanschetten besonders beachtet werden?
Die richtige Manschettengröße entsprechend dem Rohrdurchmesser, die Montage nach Herstellervorgaben sowie das Vorliegen von Prüfnachweisen (allgemeine Bauartgenehmigung, Prüfzeugnisse) sind zwingend einzuhalten. -
Sind Brandschutzmanschetten nachrüstbar?
Brandschutzmanschetten lassen sich problemlos und einfach nachrüsten, auch bei bestehenden Leitungsanlagen, sofern die Einbausituation und die Zulassungsvorgaben eingehalten werden.
Fazit
Zusammenfassend ist die Brandschutzmanschette ein unverzichtbares Produkt zur sicheren Abschottung brennbarer Rohrleitungen durch Bauteile mit Brandschutzanforderungen. Sie schützt Gebäude effektiv vor der Ausbreitung von Feuer und Rauch und erfüllt dabei hohe technische und rechtliche Standards. Insbesondere bei Abwasserrohren und Pelletschläuchen sind spezielle Manschetten erhältlich, die für den jeweiligen Einsatzzweck zugelassen und praxisgerecht montierbar sind. Die fachgerechte Installation durch qualifizierte Fachkräfte und die Einhaltung der Zulassungen sichern die Funktionsfähigkeit im Brandfall dauerhaft
Quellen: „Sicherheitshandbuch Brandschutz“