Entwicklungsgespräch Kita: Vorlage, Fragen und Beispiel

09.12.2025 | T. Reddel – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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Entwicklungsgespräche in der Kita dienen dazu, die Fähigkeiten eines Kindes in verschiedenen Bereichen zu reflektieren. Im Alter zwischen 3 und 5 Jahren gehören hierzu etwa Motorik, Sprache und kognitive Entwicklung. Dieser Beitrag zeigt, wie sich pädagogische Fachkräfte auf ein solches Gespräch am besten vorbereiten, welche Fragen sie den Eltern stellen sollten und welche rechtlichen Grundlagen zu beachten sind.

Inhaltsverzeichnis

  1. Sind Entwicklungsgespräche in der Kita Pflicht?
  2. Wie oft muss ein Entwicklungsgespräch geführt werden?
  3. Welche Themen sind in einem Entwicklungsgespräch wichtig?
  4. Vorbereitung des Gesprächs: Einladung, Fragen und Protokoll
  5. Beispielhaftes Entwicklungsgespräch in der Kita
  6. Checkliste für Entwicklungsgespräche und andere Dialoge

Sind Entwicklungsgespräche in der Kita Pflicht?

In Deutschland gibt es keine bundesweit einheitliche Regelung, die eine Pflicht für Entwicklungsgespräche vorschreibt. Allerdings ergeben sich solche Verpflichtungen indirekt aus verschiedenen gesetzlichen und fachlichen Vorgaben.

Auf Bundesebene bildet das SGB VIII die Grundlage. In § 22 SGB VIII ist der Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag von Kitas festgelegt. Hierzu gehört unter anderem die Pflicht, die Entwicklung der Kinder zu einer „eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ zu fördern. Eine explizite Pflicht zur Durchführung von Entwicklungsgesprächen wird dort jedoch nicht genannt.

Die konkrete Ausgestaltung einer etwaigen Pflicht hängt daher vom jeweiligen Bundesland ab. In vielen Landesgesetzen und Bildungsprogrammen werden regelmäßige Entwicklungsgespräche ausdrücklich empfohlen oder fest verankert, etwa in Artikel 11 Absatz 3 des Bayerisches Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG). In solchen Regelungen wird häufig verlangt, dass pädagogische Beobachtungen strukturiert erfolgen und der Austausch mit den Familien ein verbindlicher Bestandteil der Bildungsarbeit ist.

Hinzu kommen Trägervereinbarungen, Bildungs- und Erziehungspläne sowie interne pädagogische Konzepte, die häufig zur Durchführung von Entwicklungsgesprächen verpflichten. In der Praxis werden Entwicklungsgespräche somit als verpflichtender Bestandteil professioneller Kita-Arbeit verstanden.

Wie oft muss ein Entwicklungsgespräch geführt werden?

Die Häufigkeit der Entwicklungsgespräche ist nicht überall gleich. Sie hängt von den gesetzlichen Vorgaben, dem Träger und dem Konzept der Einrichtung ab. In vielen Kitas ist ein Entwicklungsgespräch pro Jahr fest verankert. Häufig findet es kurz nach der Eingewöhnung und dann regelmäßig einmal jährlich statt.

Zusätzlich können weitere Gespräche zu folgenden Zeitpunkten sinnvoll sein:

  • Bei Entwicklungsfragen oder Sorgen
  • Bei besonderen Förderbedarfen (zum Beispiel eine Behinderung oder Entwicklungsverzögerungen)
  • Bei großen Veränderungen im Leben des Kindes
  • Beim Übergang in den Kindergartenbereich oder in die Schule

Wichtig ist, dass die Häufigkeit transparent im Konzept oder im Vertrag beschrieben wird. Die Eltern sollten wissen, wann und wie oft ein Entwicklungsgespräch vorgesehen ist. Eine lückenlose Dokumentation ist somit der Grundstein jedes Entwicklungsgesprächs.

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Welche Themen sind in einem Entwicklungsgespräch wichtig?

Ein Entwicklungsgespräch in der Kita sollte alle relevanten Entwicklungsbereiche des Kindes berücksichtigen. Dazu zählen insbesondere:

  • Motorik (grobmotorische und feinmotorische Kompetenzen)
  • Sprachentwicklung (Artikulation, Wortschatz, Grammatik, Kommunikationsfähigkeit)
  • Kognitive Entwicklung (Problemlösekompetenzen, Merkfähigkeit, Sprachverstehen)
  • Soziale Entwicklung (Gruppenfähigkeit, Konfliktverhalten, Kooperationsfähigkeit)
  • Emotionale Entwicklung (Regulationsfähigkeit, Bindungsverhalten, Empathiefähigkeit)
  • Spielverhalten (Interesse an Materialien, Rollenspiel, Regelspiel)
  • Selbstständigkeit und Alltagsbewältigung (An- und Auskleiden, Hygienekompetenzen, Essverhalten)
  • Besondere Interessen und Talente (etwa Musik, Bewegung, Bauen, Rollenspiel)

Zusätzlich können organisatorische Themen wie Betreuungszeiten, Eingewöhnung, Gruppenwechsel oder der Übergang in die Schule besprochen werden. 

Vorbereitung des Gesprächs: Einladung, Fragen und Protokoll

Eine professionelle Vorbereitung gewährleistet eine strukturierte und wertschätzende Gesprächsführung. Dazu gehören eine fristgerechte Einladung, eine klare Struktur und eine systematische Dokumentation nach fachlichen Standards. Grundlage für diese Vorbereitung sollten Beobachtungsdaten zum Kind sein, zum Beispiel aus Entwicklungsberichten. Bei erstmaligen Entwicklungsgesprächen sollten die Eltern zum bisherigen Entwicklungsstand des Kindes befragt werden.

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Insgesamt sollten folgende Punkte vorbereitet werden:

  • Einladung zum Elterngespräch in der Kita frühzeitig verschicken (möglichst an beide Elternteile ).
  • Überlegung: Sprechen oder verstehen die Eltern Deutsch oder benötigen sie sprachliche Unterstützung?
  • Falls vorhanden: Entwicklungsberichte und andere Unterlagen sichten und wichtige Erkenntnisse zusammentragen.
  • Einen ruhigen Ort organisieren, an dem die Beteiligten für 30 bis 60 Minuten in Ruhe sprechen können (zum Beispiel ein Besprechungszimmer).
  • Getränke für die Eltern bereitstellen.
  • Störfaktoren wie Telefonanrufe oder Lärm vor dem Besprechungsraum vermeiden.
  • Je nach Entwicklungsstand spezielle Fragen für sich und die Eltern vorbereiten (siehe unten).
Sind die wichtigsten organisatorischen Vorbereitungen getroffen, sollten sich die beteiligten Fachkräfte noch geeignete Fragen überlegen, mit denen sie den Entwicklungsstand des Kindes untersuchen wollen.

Welche Fragen stelle ich beim Entwicklungsgespräch Kita?

Pädagogische Fachkräfte sollten sowohl für die eigene Reflexion als auch für die der Eltern geeignete Fragen in das Gespräch einbauen:

Thema/Bereich Fragen für Erzieherin/Erzieher Eltern-Fragen
Allgemeiner Entwicklungsstand
  • Haben Sie zu Hause (seit dem letzten Gespräch) Veränderungen im Alltag wahrgenommen?
  • Welche Situationen gelingen Ihrem Kind besonders gut, welche weniger?
  • Gibt es Bereiche, in denen das Kind zu Hause überfordert wirkt?
Motorik
  • Wie sicher sind die grobmotorischen Bewegungsabläufe (Gleichgewicht, Koordination)?
  • Wie präzise gelingen feinmotorische Tätigkeiten (Stiftführung, Greifmuster)?
  • Wie wirkt das Kind während Bewegungsangeboten (Belastbarkeit, Ausdauer)?
  • Zeigen sich Auffälligkeiten in der sensomotorischen Integration?
  • Wie bewegt sich das Kind zu Hause im Alltag (Treppensteigen, Klettern, Balancieren)?
  • Fallen Schwierigkeiten bei feinmotorischen Tätigkeiten auf (Knöpfen, Malen, Basteln)?
  • Wie ist der Bewegungsdrang zuhause ausgeprägt?
  • Gibt es medizinische Einschätzungen zur Motorik (zum Beispiel Physiotherapie)?
Kognitive Entwicklung
  • Wie zeigt sich die Aufmerksamkeitsspanne im freien Spiel und in Angeboten?
  • Wie ausgeprägt sind Gedächtnisleistungen und logisches Denken?
  • Gibt es Hinweise auf besondere Interessen oder kognitive Begabungen?
  • Welche Interessen zeigt Ihr Kind zu Hause (Bücher, Bauen, Technik, Musik)?
  • Wie konzentriert es sich bei Alltagshandlungen?
  • Wie geht es mit neuen Aufgaben oder Herausforderungen um?
  • Welche Lernfortschritte fallen Ihnen besonders auf?
Sprachliche Entwicklung
  • Wie ausgeprägt sind Wortschatz, Artikulation und Satzstruktur?
  • Wie gelingt Sprachverstehen in Alltagssituationen?
  • Wie nutzt das Kind Sprache in sozialen Interaktionen (Initiative, Kommunikation)?
  • Gibt es Hinweise auf verzögerte Sprachverarbeitung oder phonologische Prozesse?
  • Wie kommuniziert das Kind zu Hause (Wortwahl, Sätze, Verstehen von Anweisungen)?
  • Gibt es mehrsprachige Anteile im Alltag?
  • Beobachten Sie Unterschiede zwischen Kita- und Alltagssprache?
  • Gibt es Rückmeldungen von logopädischen oder medizinischen Fachstellen?
Sozialverhalten
  • Wie gut ist das Kind in die Kita-Gruppe integriert?
  • Wie verhält sich das Kind im Spiel mit anderen Kindern oder bei Gruppenarbeiten?
  • Wie löst es Konflikte mit anderen Kindern oder Erwachsenen?
  • Wie kann das Kind eigene Bedürfnisse zurückstellen?
  • Wie geht das Kind zu Hause mit Geschwistern oder anderen Kindern um?
  • Wie reagiert es auf Konflikte im Familienalltag?
  • Welche Situationen erzeugen Stress oder Überforderung?
  • Wie reagieren Sie, wenn sich Ihr Kind nicht an Regeln hält?
Emotionale Entwicklung
  • Wie äußert das Kind Bedürfnisse, Überforderung oder Freude?
  • Welche Bindungs- und Beziehungsmuster werden im Kita-Kontext beobachtet?
  • Gibt es Anzeichen für erhöhtes Stressniveau oder Rückzugstendenzen?
  •  Wie zeigt Ihr Kind zu Hause seine Gefühle?
  • Wie reagiert es auf Übergänge oder Veränderungen?
  • Gab es in letzter Zeit Ereignisse, die emotional belastend wirken könnten?
Zielsetzung und Abschluss
  • Welche Förderziele können wir gemeinsam für das Kind festlegen (und schriftlich festhalten)?
  • Bis wann soll welches Ziel erreicht werden?
  • Was können die Eltern tun, um die festgelegten Förderziele zu erreichen? Was kann die Kita tun, um die Förderziele zu erreichen?
  • Wann ist das nächste Gespräch sinnvoll?

Diese Fragen helfen dabei, das Entwicklungsgespräch zu strukturieren und einen umfassenden Überblick über den Entwicklungsstand des Kindes zu gewinnen. Idealerweise wird bereits während des Gesprächs oder spätestens kurz danach ein Protokoll angefertigt.

Protokoll schreiben

Ein Gesprächsprotokoll dient der Nachvollziehbarkeit und Qualitätssicherung. Es sollte folgende Informationen enthalten:

  • Datum und Namen der Teilnehmenden
  • Zusammenfassung der Beobachtungen der Eltern und der des Kita-Personals
  • Auflistung gemeinsam festgestellter Stärken und Defizite des Kindes
  • Vereinbarte Ziele oder Fördermaßnahmen vonseiten der Kita und der Eltern
  • Sonstige Anliegen der Sorgeberechtigten
  • Vereinbarung für weitere Gespräche

Am Ende sollten die Eltern eine Kopie des Protokolls erhalten und die übrigen Unterlagen intern aufbewahrt werden.

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Beispielhaftes Entwicklungsgespräch in der Kita

Um Struktur und Ablauf zu veranschaulichen, folgt ein Beispiel für ein typisches Entwicklungsgespräch in der Kita:

Begrüßung und Einstieg

Der Gesprächsbeginn erfolgt ruhig und wertschätzend. Die Fachkraft stellt kurz die Tagesordnung vor: Entwicklungsstand, Beobachtungen aus der Gruppe, Perspektiven der Familie und mögliche Ziele.

Darstellung der Beobachtungen

Die Fachkraft präsentiert strukturierte Beobachtungsdaten: „Im motorischen Bereich zeigt das Kind sichere grobmotorische Bewegungsabläufe. Feinmotorische Aufgaben gelingen zunehmend präzise. Im sprachlichen Bereich ist ein deutlicher Zuwachs im Wortschatz erkennbar.“

Soziale und emotionale Entwicklung

„Das Kind geht Konflikte häufiger selbstständig an und zeigt Fortschritte in der Emotionsregulation. In der Gruppeninteraktion besteht weiterhin Unterstützungsbedarf bei der Orientierung in größeren Spielgruppen.“

Perspektive der Familie

Die Familie schildert eigene Beobachtungen, zum Beispiel ein wachsendes Interesse an Rollenspielen oder Veränderungen im Alltag. Diese Informationen ergänzen die pädagogische Beobachtung.

Gemeinsame Zielvereinbarung

Es wird ein Ziel vereinbart: „Wir stärken die sozialen Kompetenzen im Gruppenkontext durch angeleitete Kleingruppenaktivitäten in den kommenden sechs Monaten.“ Die Fachkraft erläutert, wie die Umsetzung erfolgt und welche Rolle die Familie dabei einnehmen kann.

Abschluss

Die wichtigsten Punkte werden zusammengefasst, das weitere Vorgehen besprochen und das nächste Gespräch (zumindest grob) terminiert.

Checkliste für Entwicklungsgespräche und andere Dialoge

Fertige Checklisten und Leitfäden helfen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Entwicklungsgesprächs in der Kita. Solche Vorlagen finden pädagogische Fachkräfte zum Beispiel hier:

Quellen: Software „Besondere Kinder“, „Vorlagenmappe: Kindeswohlgefährdung“, „Infodienst KI-Recht.IT-Sicherheit.Datenschutz.“ (Ausgabe Juni 2023)

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