Bleirohre erkennen & austauschen: Das gilt ab 2026
17.10.2025 | L. Gschnitzer – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Bis zum 12. Januar 2026 müssen Eigentümer von Wohnimmobilien alle Bleileitungen austauschen oder stilllegen. Denn Blei im Trinkwasser kann schon in sehr kleinen Mengen ein Gesundheitsrisiko darstellen. Doch wie lässt sich feststellen, ob Bleileitungen im Gebäude vorhanden sind? Und was müssen Eigentümer nun beachten? In diesem Beitrag erklären wir, warum Blei im Leitungswasser so gefährlich ist, wie Sie Bleirohre erkennen und was Eigentümer von Wohnimmobilien jetzt tun sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Welche gesetzlichen Regelungen und Grenzwerte gelten für Blei im Trinkwasser?
- Warum sind Bleirohre so gefährlich?
- Wann wurden Bleirohre als Trinkwasserleitungen verboten?
- Wie kann man Bleirohre erkennen?
- Was Eigentümer von Immobilien jetzt tun sollten
Welche gesetzlichen Regelungen und Grenzwerte gelten für Blei im Trinkwasser?
Am 24. Juni 2023 ist die überarbeitete Fassung der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) in Kraft getreten. Diese sieht unter anderem ein Verbot von Bleileitungen vor.
Demnach sind Eigentümer von Wohnimmobilien dazu verpflichtet, alle Bleileitungen und deren Teilstücke bis zum 12. Januar 2026 auszutauschen oder stillzulegen.
Darüber hinaus regelt die Trinkwasserverordnung weitere Pflichten, denen Eigentümer von Immobilien nachkommen müssen:
- Informationspflicht: Betreiber von Wasserversorgungsanlagen müssen die Verbraucher unverzüglich informieren, sobald bekannt ist, dass Bleileitungen vorhanden oder zu vermuten sind – z. B. basierend auf baulichen Hinweisen oder Ergebnissen aus Trinkwasseranalysen.
- Nachweisplicht: Nach Ablauf der Frist müssen die Wasserversorger dem Gesundheitsamt unaufgefordert schriftlich oder elektronisch nachweisen, dass alle Bleirohre entfernt oder stillgelegt wurden.
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Fristverlängerung: In Ausnahmefällen können Betreiber beim Gesundheitsamt beantragen, die Frist zu verlängern.
- Kurzfristig über den 12. Januar 2026 hinaus: Der Betreiber kann nachweisen, dass er rechtzeitig ein Installationsunternehmen beauftragt hat, die Bleileitungen zu entfernen oder stillzulegen. Das Unternehmen kann den Auftrag jedoch aus Kapazitätsgründen nicht fristgerecht abschließen.
- Langfristig bis zum 12. Januar 2036: Diese Fristverlängerung gilt nur für Gebäude mit eigener Wasserversorgungsanlage, bei denen das Trinkwasser ausschließlich für den eigenen Haushalt genutzt wird. Zudem darf keine gesundheitliche Gefahr für die betroffenen Verbraucher bestehen.
Was ist der aktuelle Grenzwert für Blei im Trinkwasser?
Seit dem 1. Dezember 2013 darf der Bleigehalt im Trinkwasser höchstens 0,010 mg/l (10 µg/l) betragen. Allerdings schreibt die überarbeitete Trinkwasserverordnung vor, diesen Grenzwert künftig zu senken. So gilt dann ab dem 12. Januar 2028 ein Grenzwert von 0,005 mg/l (5 µg/l).
Wer ist für die Einhaltung der Grenzwerte verantwortlich?
Die Wasserversorger kontrollieren, dass die Grenzwerte für Blei im Trinkwasser eingehalten werden. Sobald das Wasser den Übergabepunkt passiert hat (in der Regel die Wasseruhr), liegt die Verantwortung für die Trinkwasserqualität beim Eigentümer der Immobilie.
→ Das bedeutet: Wenn es zu Verunreinigungen innerhalb der eigenen Trinkwasserinstallation kommt, haftet der Eigentümer des Gebäudes.
Warum sind Bleirohre so gefährlich?
In Gebäuden mit Bleirohren löst sich durch Korrosion Blei aus dem Material, das dann ins Leitungswasser gelangt. Bereits sehr geringe Mengen, die regelmäßig aufgenommen werden, können über längere Zeit zu einer schleichenden Belastung führen und gesundheitsschädlich sein.
Mögliche Folgen für die Gesundheit sind:
- Schädigung des Nervensystems und der Blutbildung bei Ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern
- Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung bei Kindern
- Nieren- und Leberschäden
- Beeinträchtigung des Herz-Kreislauf-Systems
→ Bei Erwachsenen wird Blei entweder vom Körper ausgeschieden oder in den Knochen eingelagert. In Phasen erhöhten Stoffwechsels kann es von dort jedoch wieder ins Blut gelangen (zum Beispiel während einer Schwangerschaft).
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Wann wurden Bleirohre als Trinkwasserleitungen verboten?
Bereits 1878 war es in Bayern und Baden-Württemberg verboten, Bleirohre als Trinkwasserleitungen einzusetzen. In den übrigen Regionen, vor allem in Nord- und Ostdeutschland, wurden Bleileitungen jedoch noch über längere Zeit genutzt.
Erst 1973 wurde die Verlegung von Bleirohren für die Trinkwasserinstallation in ganz Deutschland verboten.
Übrigens: Nicht alle Häuser, die vor 1973 erbaut wurden, besitzen Bleirohre. Schon damals wurden häufig andere Materialien wie Kupfer oder verzinkter Stahl verwendet.
Wie kann man Bleirohre erkennen?
Wenn es sichtbare Leitungen im Haus gibt (zum Beispiel vor oder hinter dem Wasserzähler), lassen sich Bleirohre an folgenden Merkmalen erkennen:
- Ungestrichene Bleirohre sind silbergrau.
- Da Blei ein weiches Material ist, lässt es sich leicht mit einem Messer einritzen. Der entstandene Riss glänzt silbrig.
- Bleileitungen haben keine verschraubten Verbindungen, sondern gelötete Übergänge, die eher wulstig aussehen.
- Aufgrund der Weichheit des Materials wurden Bleirohre meist in weiten Bögen verlegt. Winkelstücke aus Blei gibt es nicht.
- Bleileitungen sind nicht magnetisch.
- Beim Abklopfen mit einem metallischen Gegenstand klingt Blei dumpf.
- Der Durchmesser von Bleirohren ist häufig unregelmäßig.
Was Eigentümer von Immobilien jetzt tun sollten
Mit der Überarbeitung der Trinkwasserverordnung sind Eigentümer von Wohnimmobilien verpflichtet, alle Trinkwasserleitungen aus Blei auszutauschen oder stillzulegen. Optische Überprüfungen, Sanierungsunterlagen oder Wasseranalysen können dabei helfen, Bleirohre zu erkennen.
Wer Blei in den Trinkwasserleitungen feststellt, sollte umgehend einen Auftrag zur Entfernung oder Stilllegung der Rohre erteilen. Eigentümer, die die Vorgaben nicht umsetzen, begehen eine Ordnungswidrigkeit und riskieren Bußgelder.
Sie sollten deshalb rechtzeitig aktiv werden – nicht nur, um gesetzliche Pflichten zu erfüllen, sondern auch, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Sind die Leitungen nicht gut sichtbar, können Installationsunterlagen oder Aufzeichnungen über Sanierungen Hinweise auf die verwendeten Rohrmaterialien liefern. Auch ein Wassertest auf Blei gibt Aufschluss darüber, ob das Trinkwasser belastet ist.
Quellen: „Handbuch Trinkwasserverordnung“; Umweltbundesamt;