Expertenstandard zur Mundgesundheit in der Pflege soll 2022 erscheinen
Dass das Thema Zahn- und Mundgesundheit auch in der Pflege einen immer höheren Stellenwert einnimmt, verdeutlicht eine Regelung im Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG), das am 01.01.2019 in Kraft getreten ist. Dieses verpflichtet stationäre Pflegeeinrichtungen, Kooperationsverträge mit Zahnärzten abzuschließen. Eine optimale Mundpflege ist gerade bei pflegebedürftigen Personen eine wichtige Voraussetzung, um weiteren Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenzuwirken. Bei Menschen, die chronisch erkrankt sind und solchen, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, hat die Mundhygiene besondere Relevanz.
Die Fachzeitschrift „Altenpflege“ hat deshalb aktuell eine Umfrage unter Experten in Deutschland durchgeführt und resümiert, dass es in den Pflegeeinrichtungen bei diesem Thema „noch deutliches Verbesserungspotenzial“ gibt. Hinzukommt, dass das Thema Zahn- und Mundgesundheit in der Pflegeausbildung nicht behandelt wird. Dieses Defizit haben auch die Experten vom DNQP erkannt und entwickeln seit diesem Jahr einen Expertenstandard zum Thema Mundgesundheit in der Pflege, dessen Veröffentlichung für den Januar 2022 terminiert ist.
Eine optimale Zahn- und Mundpflege ist das ausschlaggebende Instrument, um die Gesundheit der empfindlichen Mundflora nicht zu gefährden und weitere Erkrankungen zu riskieren. Pflegebedürftige sind dabei oft auf die Mithilfe des pflegenden Personals angewiesen, entweder weil sie körperlich nicht mehr in der Lage dazu sind oder weil sie es – insbesondere demente Patienten – schlicht vergessen. Das ist mit einem hohen Zeitaufwand, guten fachlichen Kenntnissen und einem besonders sensiblen Umgang mit dem Pflegebedürftigen verbunden.
Fest steht: Durch die Übernahme der Mundpflege hat das Pflegepersonal direkten Einfluss auf die Mundgesundheit, die wiederum direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität des Pflegebedürftigen hat.
Einfluss der Ernährung im Alter auf die Mundgesundheit
Das Thema Mundgesundheit hat aber nicht nur mit der Mundpflege an sich, sondern auch viel mit der Ernährung zu tun, weshalb Nahrungsmittel verstärkt in den Fokus von wissenschaftlichen Untersuchungen rücken. Durch eine bedarfsgerechte und mundgesundheitsoptimierte Ernährung können Pflegeeinrichtungen einen enormen Beitrag dazu leisten, die Mundgesundheit von pflegebedürftigen Personen länger aufrechtzuerhalten und somit den Aufwand für die Zahn- und Mundpflege gering zu halten.
Unterstützung zum Ernährungsmanagement in der Pflege erhalten Pflegeeinrichtungen mit der Software „Pflege- und Expertenstandards auf CD-ROM“. Diese Software enthält neben vielen anderen pflegerelevanten Themen praxisnahe Tipps zur Ernährung bei bestimmten Erkrankungen und kann zur Schulung des Pflegepersonals herangezogen werden. So kann das Personal nicht nur die Anzeichen mangelnder Mundgesundheit rechtzeitig erkennen, sondern weiß auch, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Machen Sie sich gleich selbst einen Überblick!
Die häufigsten Erkrankungen in der Mundhöhle sind Karies, Parodontitis sowie Mundschleimhauterkrankungen. Sie können von schlechter Mundhygiene bis zum Zahnverlust führen und greifen sogar Implantate an. Grundsätzlich ist eine mundgesundheitsoptimierte Ernährung im Alter
- arm an einfachen, prozessierten Kohlenhydraten (Zucker, Weißmehl etc.) und gesättigten Fetten (Fleisch, Milch, Käse etc.),
- reich an komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen (Vollkorn, Gemüse, Obst etc.),
- reich an Omega-3-Fettsäuren (Fisch, pflanzliche Öle etc.),
- reich an Mikronährstoffen (Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente).
Beispiele für Nahrungsmittel zur Förderung der oralen Gesundheit
Parodontalen Entzündungen und Karies bei pflegebedürftigen Patienten können Pflegeeinrichtungen vorbeugen, wenn sie im Bewusstsein an die Mundgesundheit Nahrungsmittel auswählen. Natürlich müssen sie auch hier den allgemeingesundheitlichen Zustand des Patienten bedenken und mögliche Allergien berücksichtigen.
Generell sind folgende Stoffe förderlich für die Mundgesundheit:
Kohlenhydrate
✓ Komplexe, nicht prozessierte Kohlenhydrate wie Ballaststoffe fördern den Speichelfluss und wirken dadurch remineralisierend an Zahnschmelz, Zahnbein und den Wurzelelementen. Ballaststoffe haben zudem eine präbiotische Wirkung, womit sie den gesundheitsfördernden Bakterien sowohl in der Mundhöhle als auch im Darm als Nahrung dienen.
Bildquelle: © Johanna Mühlbauer – stock.adobe.com | Ballaststoffreiche Lebensmittel sind
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✕ Einfache Kohlenhydrate, insbesondere Zucker, begünstigen Parodontitis sowie Karies und fördern die Bildung von Plaque an Implantaten.
Fette
✓ Omega-3-Fettsäuren wirken Entzündungen im Mundraum entgegen und haben einen förderlichen Effekt bei der Behandlung von Parodontitis.
Bildquelle: © Johanna Mühlbauer – stock.adobe.com | Nahrungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren sind
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✕ Nicht förderlich für die Mundgesundheit sind Omega-6-Fettsäuren (mehrfach ungesättigte Fettsäuren), die Entzündungen im Mundraum begünstigen.
Proteine
✓ Proteine an sich sind grundsätzlich als entzündungsneutral zu werten. Allerdings haben unterschiedliche Studien gezeigt, dass pflanzliche Proteine das Bluten im Mundraum reduzieren und Parodontitis entgegenwirken können. Werden ausschließlich pflanzliche Proteine konsumiert, sollte jedoch ein Vitamin-B12-Mangel verhindert werden. Das begünstigt wiederum parodontale Entzündungen.
Bildquelle: © Tesgro Tessieri – stock.adobe.com | Pflanzliche Eiweißlieferanten sind
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✕ Tierischen Proteinen, die hauptsächlich im roten Fleisch und in verarbeiteten Fleischprodukten enthalten sind, wird eine negative Wirkung auf die Allgemeingesundheit nachgesagt.
Vitamine
✓ Vitamine, die in Obst und Gemüse enthalten sind – vor allem die Vitamine C, D und A –, haben eine signifikant positive Wirkung auf die Zahn- und Mundgesundheit.
- Vitamin C liefert wichtige Antioxidantien, die nicht nur für die Allgemeingesundheit relevant sind, sondern auch Parodontitis entgegenwirken.
- Vitamin D erhöht die Calciumaufnahme aus der zugeführten Nahrung und hilft so gegen die Bildung von Karies. Eine Kombination aus Vitamin D- und Calcium-Supplementation soll sogar den Zahnverlust im Alter signifikant verringern.
- Vitamin A (aber auch B, E und K) helfen gegen Parodontitis.
✓ Spurenelemente wie Eisen, Zink und Selen haben ebenfalls einen anti-entzündlichen Effekt und somit eine positive Wirkung auf die Zahn- und Mundgesundheit.
Hinweis: Zu einer bedarfsgerechten, ausgewogenen und mundgesundheitsoptimierten Ernährung im Alter gehört auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, am besten in Form von Wasser und Tee. Einen beispielhaften Tagestrinkplan für Senioren enthält die Software „Pflege- und Expertenstandards auf CD-ROM“.
Quellen: „Pflege- und Expertenstandards auf CD-ROM“, zmk-aktuell.de (Beitrag von Dr. Johan Wölber), DNQP