Das Wichtigste zur Ersten Hilfe bei einem Stromunfall im Überblick:
In Kürze | |
1. | Hängt das Opfer noch am stromführenden Teil? Wenn ja: Stromkreis unterbrechen. |
2. | Wenn Freischaltung des Stromkreises nicht möglich ist, verunfallte Person mit einem nicht-leitenden Objekt vom stromführenden Teil trennen. |
3. | Puls und Atmung kontrollieren. |
4. | Notfall 112 absetzen. |
5. | Wenn Puls und Atmung nicht vorhanden, mit Herzmassage und Beatmung beginnen, bis der Notarzt eintrifft. |
Richtiges Verhalten bei einem Stromunfall
Geht bei der Elektroinstallation bzw. -wartung etwas schief, sodass es zu einem Stromunfall kommt, ist es entscheidend, dass der Ersthelfer Ruhe bewahrt und konzentriert vorgeht. In solchen aufregenden Situationen spielen Menschen das Wissen ab, das ihnen beigebracht wurde. Deshalb ist es so wichtig, dass Arbeitgeber ihre Beschäftigten regelmäßig unterweisen. Für die Elektrobranche eignet sich dafür die „Unterweisungs-DVD: Sicheres Arbeiten mit elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln“.
1. Zuerst muss der Ersthelfer prüfen, ob die verunfallte Person noch ein stromführendes Teil berührt. Davor darf der Verunfallte auf keinen Fall berührt werden.
→ Wenn ja: Sofort den Stromkreis unterbrechen
Bei einer elektrischen Körperdurchströmung verkrampft sich die Muskulatur, sodass sich der Verletzte nicht selbst vom stromführenden Teil befreien kann und auf Hilfe angewiesen ist.
2. Hat der Ersthelfer keine Möglichkeit den Stromkreis zu unterbrechen, muss er versuchen, das Opfer mit einem nicht-leitenden Objekt z. B. einem Holzbesen vom stromführenden Teil zu befreien.
3. Ist das gelungen, bringt der Ersthelfer den Verletzten in eine entspannte Haltung und kontrolliert die Atmung und den Puls.
4. Danach ist der Notruf 112 abzusetzen, damit sich die Einsatzkräfte auf den Weg machen können.
5. Der Ersthelfer sollte den Verletzten ansprechen und prüfen, ob dieser ihn hört und seine Fragen beantworten kann.
6. Spürt der Ersthelfer keinen Puls und keine Atmung, muss er sofort mit Herzmassage und Beatmung beginnen und solange weitermachen, bis der Notarzt eintrifft. Wird mit den wiederbelebenden Maßnahmen erst begonnen, wenn der Notarzt eintrifft, erleidet die verletzte Person i. d. R. bleibende Schäden, weil dem Gehirn zu lange sauerstoffreiches Blut fehlt.
BG ETEM: Statistik der Stromunfälle
Die Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) hat Statistiken zu Stromunfällen veröffentlicht, die auf den Daten aus dem Unfallregister der BG ETEM (Stand: 26.01.2019) beruhen. Interessante Ergebnisse sind:
- Im Jahr 2018 wurden 3827 Elektrounfälle gemeldet. Auf den Zeitraum 2011 bis 2018 gesehen, haben die Stromunfälle stetig zugenommen, 2011 waren es noch 2308.
- Von den gemeldeten Stromunfällen sind im Jahr 2018 vier tödlich verlaufen.
- Die Zahl der Stromunfalltoten ist seit den 90-er Jahren fast kontinuierlich gesunken.
- Im Jahr 2017 haben sich 49 % aller Elektrounfälle (im beruflichen wie privaten Bereich) während der Berufsausbildung im Bereich Elektrotechnik ereignet.
- Am häufigsten (46,4 %) ist es 2017 bei Kleininstallation zu Stromunfällen gekommen.
- 87,1 % der Stromunfälle sind bei Arbeiten im Niederspannungsbereich passiert, 93,5 % während Arbeiten mit Wechselstrom.
Sind Stromunfälle meldepflichtig?
Ob ein Stromunfall meldepflichtig ist, hängt von der Schwere des Unfalls und der Unfallfolgen ab. Als Grundregel kann gelten, dass ein Stromunfall dann meldepflichtig ist, wenn die verunfallte Person aufgrund des Unfalls mehr als drei Tage ausfällt. Wie ein Unfall richtig gemeldet wird, erfahren Arbeitgeber im Beitrag „Arbeitsunfall melden: Das müssen Arbeitgeber bei der Unfallanzeige beachten“.
In jedem Fall sind ein Stromunfall und deren Versorgung im Verbandbuch zu dokumentieren.
Quellen: „Unterweisungs-DVD: Sicheres Arbeiten mit elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln“, BG ETEM