Inhaltsverzeichnis
- Was ist die VDE 0701?
- Änderungen in der VDE 0701
- Was ist der Geltungsbereich der neuen VDE 0701?
- Änderung in der VDE 0701: Wer darf prüfen?
- Gibt es Änderungen hinsichtlich der Grenzwerte?
- Prüfgeräte und Dokumentation
Was ist die VDE 0701?
Die Norm VDE 0701 definiert die Anforderungen an die Prüfung von ortsveränderlichen elektrischen Geräten nach einer Reparatur. Von 2008 bis 2021 war die VDE 0701 (und ist es aktuell noch) ein Teil der DIN VDE 0701-0702 „Prüfung nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte – Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte“. Die DIN VDE 0701-0702 ist noch bis zum 16.12.2022 gültig. Parallel gilt seit dem 01.02.2021 auch die neue DIN EN 50678 VDE 0701:2021-02.
Die DIN VDE 0701-0702 wird als Folge der europäischen Harmonisierung von Normen getrennt. Damit werden auch die Anforderungen an die Prüfung nach Instandsetzung sowie Änderung elektrischer Geräte (VDE 0701) und die Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte (VDE 0702) wieder getrennt. Detaillierte Ausführungen zur Trennung enthält der Beitrag „DIN VDE 0701-0702 wird wieder zu DIN VDE 0701 und DIN VDE 0702“.
In beiden Normen werden geeignete Mittel und Verfahren zur Erfüllung und Einhaltung der „Richtlinie 2009/104/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über Mindestvorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Benutzung von Arbeitsmitteln durch Arbeitnehmer bei der Arbeit“ aufgezeigt. Mit Anwendung der VDE 0701 soll die Sicherheit der Person, die reparierte Geräte verwendet, gewährleistet werden.
Was ändert sich mit der Trennung der DIN VDE 0701-0702?
Die größte Änderung ist die, dass die zwei Normen künftig als Einzelnormen gelten und die normativen Anforderungen an die Prüfung nach Reparaturen und Wiederholungsprüfungen nicht mehr in einer Norm vereint sind. Der Vorteil ist, dass die jeweilige Norm für sich besser strukturiert und übersichtlicher aufgebaut ist. Das ermöglicht Prüfern, die Normanforderungen besser und schneller zu erfassen. Ein nicht unerheblicher Vorteil ist, dass die vielen Anhänge mit Erklärungen und Ergänzungen wegfallen.
Auf der inhaltlichen Ebene gibt es eher geringe Anpassungen. An vielen Stellen wurde nur der Text angepasst und neu formuliert. Sowohl in der VDE 0701 als auch in der VDE 0702 wurden bzw. werden die Begriffe den internationalen Standards, den IEC-Normen angepasst. Somit ergeben sich Änderungen im Wortlaut der Definitionen zur bisherigen DIN VDE 0701-0702.
Änderungen in der VDE 0701
Ein paar geringfügige Anpassungen müssen Prüfer dennoch beachten:
- Bei Leitungen > 1,5 mm2 wurde die Berechnungsgrundlage geändert.
- Die neue VDE 0701 enthält eine normative Festlegung für die Ableitstrommessung an isolierten Eingängen.
- Es gibt eine Ergänzung bezüglich der Verwendung von Messgeräten entsprechend der DIN EN 61557-1.
- Die Messmethode „Ersatz-Ableitstrommessverfahren“ heißt in der neuen Fassung „Alternative Methode“.
Für erfahrene Prüfer sind die Änderungen marginal, jedoch müssen kontinuierlich neue Prüfer angelernt werden. Diese können sich anhand der übersichtlichen Gegenüberstellung der noch gültigen DIN VDE 0701-0702 und der neuen VDE 0701 im „Sicherheitshandbuch Elektrosicherheit“ einen Überblick verschaffen.
Was ist der Geltungsbereich der neuen VDE 0701?
Die VDE 0701 wird bei der Prüfung von Betriebsmitteln bzw. Geräten angewendet, die über einen Stecker (TYPA) steckbar oder fest angeschlossen sind. Das gilt für Bemessungsspannungen > 25 V AC/60 V DC bis 1.000 V AC/1.500 V DC und Bemessungsströmen bis max. 63 A.
Die VDE 0701 gilt nicht für
- Prüfungen, die in Produkt- und Sicherheitsnormen festgelegt sind
- Geräte und Betriebsmittel, die Bestandteil einer festen elektrischen Installation sind
- Ladestationen für Elektromobilität
- Antriebe
- Geräte für EX-Bereiche oder Bergbauanwendungen
- medizinische Geräte
- Lichtbogenschweißgeräte
- Audio-, Video-, Informations- und Kommunikationstechnik und -ausrüstung
- Netzteile
- programmierbare Logik-Controller (SPS) und unterbrechungsfreie Stromversorger (USV)
Die VDE 0701 gilt für Prüfungen nach Reparaturen und Instandsetzungen, nicht für Wiederholungsprüfungen. Diese Anforderungen regelt die VDE 0702.
Änderung in der VDE 0701: Wer darf prüfen?
Nach neuer VDE 0701 darf nur die Elektrofachkraft (EFK) prüfen. Der Begriff „elektrotechnisch unterwiesene Person (EuP)“ ist in der neuen VDE 0701 nicht mehr enthalten. Denn sowohl in dieser Norm als auch in der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) wird der Einsatz von EuP bei Reparaturen ausgeschlossen.
Prüfablauf
Gemäß VDE 0701 läuft die Prüfung ortsveränderlicher elektrischer Geräte nach folgendem Schema ab:
- Sichtprüfung
- Messtechnische Prüfungen mit den Teilschritten:
- Schutzleiterwiderstandsmessung an Geräten der Schutzklasse I
- Isolationswiderstandsmessung
- Schutzleiter- bzw. Berührungsstrommessung
- Messung der Ausgangsspannung und der sicheren Trennung – sofern erforderlich
- Funktionsprüfung
Hinweise zur Prüfung
Die EFK handelt sicher, wenn sie diese Reihenfolge bei der Elektroprüfung einhält. Denn so ist gewährleistet, dass sie Prüfungen erst durchführt, wenn durch vorhergehende Prüfungen das Risiko eines noch nicht entdeckten Fehlers deutlich minimiert wurde. In manchen Fällen kann es allerdings notwendig sein, von den beschriebenen Prüfschritten abzuweichen oder einzelne Prüfschritte sogar auszulassen. Dann entscheidet die EFK über den Prüfablauf. Auch bei fest angeschlossenen Geräten kann die EFK selbst entscheiden. Nämlich ob sie nach VDE 0701 und/oder DIN VDE 0105-100 prüft.
Produktempfehlung
Bei der Prüfung sind geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen, um weder Prüfer noch andere Personen zu gefährden. Um keine Risiken einzugehen und gleichzeitig alle Anforderungen an die Prüfung nach VDE 0701 zu erfüllen, ist es ratsam, fachliches Wissen heranzuziehen. Das „Handbuch Prüfung ortsveränderlicher elektrischer Geräte“ ist dabei ein guter Begleiter und passt zudem in jede Jackentasche.
Gibt es Änderungen hinsichtlich der Grenzwerte?
Wie bereits im Normentwurf der DIN VDE 0701-0702 vom Jahr 2010 angedacht, gilt mit der neuen VDE 0701 u.a. Folgendes hinsichtlich der Grenzwerte:
Messung des Schutzleiterwiderstands
Für die Grenzwertfestlegung und Grenzwertermittlung gilt nun u.a.:
- Der Grenzwert 0,3 Ohm (Ω) gilt nun nur noch für Leitungs-/Kabelquerschnitte bis 1,5 mm2 und einer Länge von 5 m.
- Je 7,5 m wird der Grenzwert um 0,1 Ω erhöht – maximal jedoch bis 1 Ω. Dafür entfällt die Begrenzung auf einen Bemessungsstrom von 16 A.
- Der Grenzwert für Querschnitte > 1,5 mm2 wird nun nach den folgenden Gleichungen errechnet:
R=ρ l/A + 0,1 Ω bzw. R=l/κA + 0,1 Ω
Die Bedingungen für den Nachweis und den Zustand des Schutzleiterverlaufs und dessen Verbindungen wurden neu formuliert und präzisiert.
Isolationswiderstandsmessung
Hinsichtlich der Messung des Isolationswiderstands bleiben die Grenzwerte in der neuen VDE 0701 unverändert. In die Grenzwertetabelle wurden nur folgende Hinweise aufgenommen:
- Prüfspannung nicht < 500 V DC, außer bei eingebauten Überspannungsableitern (250 V DC).
- Prüfspannungsreduzierung möglich bei Prüfungen an „gefährlich aktiven“ Teilen mit den Schutzmaßnahmen SELV/PELV.
Messung des Schutzleiterstroms
Die Grenzwerte bleiben in der neuen VDE 0701 unberührt. Neu ist, dass der Schutzleiterstrom an jedem Gerät mit einem Schutzleiteranschluss gemessen werden muss. Und das Ersatz-Ableitstrommessverfahren heißt nun „alternative Methode“.
Prüfgeräte und Dokumentation
Die Änderungen der Grenzwerte / Messverfahren haben zur Folge, dass Prüfer ihre Messgeräte ggf. erweitern, ändern oder anpassen müssen. Die Prüfung der Prüfgeräte auf weitere Verwendbarkeit ist aber sowieso eine Anforderung der neuen VDE 0701.
Außerdem müssen EFK die Prüfergebnisse künftig umfassend dokumentieren. Folgende Inhalte sollte die Dokumentation enthalten:
- Prüflingsidentifikation
- Messwerte
- verwendete Prüfmittel
- Zeit und Datum der Prüfung
- Name des Prüfers
- Ergebnis der Gesamtprüfung
- Datum der empfohlenen Wiederholungsprüfung
- alle Anmerkungen und Kommentare zur Prüfung
- verwendete Prüfausrüstung
Es ist zudem denkbar, Gründe für ggf. geänderte Prüfverfahren anzugeben.
Quelle: „Sicherheitshandbuch Elektrosicherheit“