Optimalen Übergang finden
Wenn ein Arzt seine Praxis aus welchen Gründen auch immer aufgibt, ist es wohl eine der schwierigsten Aufgaben in seinem Leben – nicht nur emotional. Während er eigene Vorstellungen erfüllen möchte, muss er gleichzeitig nach objektiven Gesichtspunkten den wirtschaftlichen, juristischen und steuerlich optimalen Übergang finden.
Dieser Vorgang impliziert nicht nur mehrere Möglichkeiten, sondern auch Aufgaben und Pflichten seitens des Arztes, der eine Nachfolge sucht, aber auch des Nachfolgers selbst. Damit Ärzte mögliche Risiken bereits im Vorfeld ausschließen können, sowie gezielt alle Chancen nutzen können, wurde das Buch „Die optimale Regelung der Praxisnachfolge“ konzipiert. Die wichtigsten organisatorischen Schritte in Kürze sind im Folgenden zusammengefasst.
Organisatorische Überlegungen zur Praxisabgabe
Bei seinen Überlegungen zum Praxisverkauf sollte der Arzt strukturiert arbeiten, um sich nicht zu verzetteln oder wichtige Fristen zu vergessen. Die folgende Reihenfolge wäre empfehlenswert:
1. Ist-Zustand ermitteln
Was macht die Praxis für einen Nachfolger attraktiv? Ärzte sollten bei dieser Überlegung das gesamte Umfeld betrachten:
- Standort
- Wettbewerbssituation
- Strukturwandel in näherer Zukunft
- Erweiterungspotenzial der Räumlichkeiten
- Patientenbestand und -struktur
2. Praxiswert ermitteln
Der Praxiswert der Praxis wird anhand materieller und ideeller Faktoren bestimmt. Ein Bewertungstool ist im Werk „Die optimale Regelung der Praxisnachfolge“ enthalten. Zu bedenken ist hierbei, dass der mit einem Tool ermittelte Wert in Relation gesetzt werden muss mit der jeweils vorherrschenden Angebots- und Nachfragesituation auf dem Markt.
So kann in strukturschwachen Gebieten die mangelnde Nachfrage den Preis drücken, während der Preis in Ballungszentren mit einem Angebotsüberschuss deutlich höher ausfallen könnte, als ursprünglich berechnet.
3. Individuelle Strategie entwickeln
Der Arzt, der eine Praxisabgabe plant, sollte sich auf Grundlage der vorherigen Überlegungen eine Strategie für die Praxisabgabe überlegen. Denn je geringer das Übernahmerisiko für den Nachfolger ausfällt, desto eher ist er bereit, den geforderten Preis zu bezahlen.
4. Suche nach Nachfolge
Hat sich der Arzt für eine Strategie entschieden, muss der Nachfolger/die Nachfolgerin gefunden werden. Wird die Arztpraxis nicht innerhalb der Familie weitergegeben, können Ärzte bei der Suche auf ihr eigenes Netzwerk zurückgreifen oder einen Praxismakler beauftragen.
Spätestens in dieser Phase der Praxisübergabe muss der Arzt diese wichtigsten Aspekte berücksichtigen:
- Zulassungs- bzw. Teilzulassungsentzug
- Übertragung der laufenden Verträge
- Personalmanagement
- Patientendaten
Erst wenn alle notwendigen Vorkehrungen getroffen sind, sollte der Arzt die Ausschreibung der vertragsärztlichen Zulassung anschieben.
KV-Zulassung rechtzeitig klären
Bevor es in die detaillierte Planung geht, sollten Ärzte frühzeitig prüfen, ob eine Nachbesetzung überhaupt infrage kommt. Denn eine Praxisübernahme basiert immer auf der KV-Zulassung des Praxisnachfolgers. Die Zulassung einer Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ist überhaupt Voraussetzung dafür, dass ein Arzt oder Psychotherapeut gesetzlich versicherte Patienten behandeln darf.
Damit der Praxisnachfolger eine Zulassung für die Praxis bekommt, muss der Abgeber seine Zulassung ausschreiben. Der Nachfolger kann sich dann auf die ausgeschriebene KV-Zulassung bewerben und zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassen werden.
Hinweis: Der für die Erteilung der Zulassung zuständige Zulassungsausschuss kann die Zulassung auch ablehnen. Deshalb sollten Ärzte im Vorfeld der Praxisabgabe bei der KV die Lage in einer vertraulichen Vorverständigung sondieren. Dies sollte schriftlich erfolgen. In bestimmten Fällen ist der Nachfolger privilegiert (Kinder, Ehepartner, etc.). Dann darf der Ausschuss den Ausschreibungsantrag nicht ablehnen.
Quellen: Ärzteblatt.de, Allgemeinarzt-online.de, „Die optimale Regelung der Praxisnachfolge“