Asiatische Hornisse – Gefahr für Mensch und Natur? Ein Leitfaden für Bauhöfe, Städte und Gemeinden

21.10.2024 | S.Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

articleimage
© Lothar Lenz – stock.adobe.com

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) breitet sich zunehmend in Europa aus und stellt eine erhebliche Bedrohung für die heimische Tierwelt dar. Besonders für Städte und Gemeinden und alle, die für öffentliche Sicherheit und Verkehrssicherung zuständig sind, ist es wichtig, auf diese neue Herausforderung vorbereitet zu sein. Dieser Fachbeitrag bietet wertvolle Informationen, Handlungsempfehlungen und eine praktische Schritt-für-Schritt-Anleitung, um den Umgang mit der Asiatischen Hornisse zu erleichtern.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist die Asiatische Hornisse und wie erkennt man sie?
  2. Warum ist die Asiatische Hornisse gefährlich?
  3. Wie gefährlich ist die Asiatische Hornisse für Menschen?
  4. Warum ist die Asiatische Hornisse meldepflichtig? Ein Update 
  5. Was tun bei der Sichtung der Asiatischen Hornisse – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
  6. Die Asiatische Hornisse: Maßnahmen, Prävention und Bekämpfung
  7. FAQs zur Asiatischen Hornisse
  8. Die Asiatische Hornisse – Fazit

Was ist die Asiatische Hornisse und wie erkennt man sie?

Die Asiatische Hornisse (Vespa Velutina) unterscheidet sich optisch von der heimischen Europäischen Hornisse (Vespa Crabro), vor allem durch ihre Färbung und Größe. Sie hat einen dunklen Körper mit einem auffälligen gelben Streifen am Hinterleib und erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 6 cm. Trotz ihrer geringeren Größe im Vergleich zur Europäischen Hornisse ist sie aufgrund ihrer spezifischen Merkmale leicht zu identifizieren.

Wichtige Erkennungsmerkmale der Asiatischen Hornisse:

Körperfarbe: Dunkelbraun bis schwarz mit einem gelben Streifen am Hinterleib.
Größe: Flügelspannweite von bis zu 6 cm.
Nester: Meist kugelförmige Nester, die in Bäumen oder an Gebäuden zu finden sind.

Städte und Gemeinden sollten ihre Mitarbeiter, insbesondere solche, die in Parks oder öffentlichen Grünanlagen arbeiten, darin schulen, die Asiatische Hornisse sicher zu identifizieren. So kann man angemessen und schnell auf Sichtungen reagieren.

Warum ist die Asiatische Hornisse gefährlich?

Schädigung der Bestäuberpopulationen: Die Asiatische Hornisse ernährt sich hauptsächlich von Honigbienen und anderen Bestäubern. Sie lauert oft vor Bienenstöcken und fängt die heimkehrenden Bienen im Flug. Die Honigbienen sind dieser Strategie kaum gewachsen, da sie keine effektiven Abwehrmechanismen gegen diese neue Bedrohung entwickelt haben. Anschließend töten die Asiatischen Hornissen die Bienen, zerlegen sie und füttern damit ihre Larven. Eine einzige Hornisse kann mehrere Dutzend Bienen pro Tag erbeuten.

desc

Die Asiatische Hornisse bei der Jagd auf eine Honigbiene. © Lothar Lenz – adobe.stock.com

Da Honigbienen eine zentrale Rolle in der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen spielen, kann die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse ganze Ökosysteme und landwirtschaftliche Erträge beeinträchtigen. Auch Imkereien – sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum – sind wirtschaftlich betroffen.

Wie gefährlich ist die Asiatische Hornisse für Menschen?

Für den Menschen gilt die Asiatische Hornisse als weniger aggressiv als ihre europäische Verwandte. Ein Stich ist in der Regel nicht gefährlicher als der einer Biene oder Wespe. Für Allergiker kann er allerdings lebensgefährlich sein und schwere allergische Reaktionen auslösen, darunter Anaphylaxien, die ärztlich behandelt werden müssen. Auch ist allgemein Vorsicht geboten, vor allem, wenn man sich einem Nest nähert, da die Hornissen ihr Nest aggressiv verteidigen.

Vorsicht bei Baumpflege- oder Reinigungsarbeiten!

Besondere Achtsamkeit ist wichtig in der Nähe von Nestern: Die Gefahr eines Hornissenstichs steigt, wenn man einem Nest zu nahekommt. Bei Baumpflege- oder Reinigungsarbeiten in der Nähe von Hornissennestern ist besondere Vorsicht geboten.
Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter: Städte und Gemeinden sollten sicherstellen, dass alle Mitarbeiter, die in öffentlichen Grünanlagen arbeiten, über Schutzmaßnahmen informiert sind und wissen, wie sie sich bei der Sichtung eines Hornissennests verhalten sollten.

Insgesamt besteht für den Mensch jedoch kein erhöhtes Risiko durch die Asiatische Hornisse, solange der Kontakt zu Nestern vermieden wird.

Produktempfehlung:

Baumkontrolle und Baumpflege sind wichtige Bestandteile der Verkehrssicherungspflicht. Verschiedene Kontrollarten nach FLL-Richtlinie 2020, wertvolle Infos zu Schädlingen, Pilzen, Krankheiten, sowie aktuelle Anleitungen zur Baumpflege nach ZTV-Baumpflege liefert Ihnen „Das 1x1 der Baumkontrolle“. Jetzt informieren!

Warum ist die Asiatische Hornisse meldepflichtig? Ein Update

Seit März 2025 gilt die Asiatische Hornisse in Deutschland als „etabliert“. Gemäß Artikel 10 der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 unterliegt sie daher keiner Bekämpfungspflicht mehr.

→ Sie ist nicht mehr meldepflichtig. Dennoch sind freiwillige Meldungen weiterhin von großem Nutzen – insbesondere für Behörden und Imker*innen. Sie helfen dabei, die Verbreitung der Asiatischen Hornisse zu dokumentieren und gegebenenfalls gezielte Maßnahmen zu ergreifen.

Auch die Zuständigkeit der Naturschutzbehörden für die Asiatische Hornisse entfällt. Im „Management- und Maßnahmenblatt“, das von Vertretern des Bundes und der Länder erstellt wurde, heißt es dazu: „Eine Bekämpfung der Asiatischen Hornisse aus Gründen der Gesundheitsvorsorge oder zur Vermeidung wirtschaftlicher Schäden fällt nicht in den Aufgabenbereich der Naturschutzbehörden (…)“. Zuvor waren die Umweltministerien der Länder verpflichtet, gemeldete Nester zu beseitigen.

Was tun bei der Sichtung der Asiatischen Hornisse – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Wird die Asiatische Hornisse bzw. eins ihrer Nester gesichtet, ist es wichtig, besonnen zu handeln. 

Schritt für Schritt: Vorgehensweise bei Sichtungen

Schritt 1: Ruhe bewahren und Nest nicht stören

Ein Hornissennest sollte keinesfalls gestört oder eigenhändig entfernt werden. Die Asiatische Hornisse ist zwar nicht aggressiver als andere Wespen oder Hornissen. Dennoch kann neigt sie dazu, zu stechen, wenn sie sich bedroht fühlt. 

Schritt 2: Dokumentation der Sichtung

Aus sicherer Entfernung kann ein Nest mit einer Kamera dokumentiert werden. Besonders interessant sind:

  • Flugverhalten
  • Aufenthaltsort (etwa in Blüten oder bei Bienenstöcken)
  • Nestaktivität (falls sichtbar)

Diese Aufnahmen sollten an die zuständigen offiziellen Meldestellen der Bundesländer weitergeleitet werden.

Schritt 3: Meldung an die Behörden

Auch wenn die Art nicht mehr meldepflichtig ist, sind freiwillige Meldungen sehr hilfreich für Behörden und Imker*innen. Dies kann geschehen über die offiziellen Meldestellen der Länder wie zum Beispiel:

Die Asiatische Hornisse: Maßnahmen, Prävention und Bekämpfung

Für Städte und Gemeinden ist es wichtig, präventiv gegen die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse vorzugehen. Eine frühzeitige Erkennung und Meldung von Nestern kann dazu beitragen, eine unkontrollierte Ausbreitung der Art zu verhindern.

Wichtige Präventionsmaßnahmen:

  • Regelmäßige Inspektionen: Regelmäßige Kontrollen öffentlicher Grünanlagen, Parks und Gebäude sollten durch städtische Angestellte durchgeführt werden, um Nester frühzeitig zu entdecken.
  • Schulungen und Information: Städte sollten ihre Mitarbeiter, aber auch die Bevölkerung über die Erkennungsmerkmale und den richtigen Umgang mit der Asiatischen Hornisse aufklären.
  • Zusammenarbeit mit Fachkräften: Bei der Entfernung von Nestern sollten stets professionelle Schädlingsbekämpfer hinzugezogen werden. Ungeübte Personen sollten keine Nester eigenständig entfernen.
  • Fangsysteme einsetzen: Gemeinden können an bestimmten Standorten, wie Parks oder Stadtgärten, Locktöpfe aufstellen, um einzelne Hornissen zu fangen und so ihre Verbreitung einzudämmen.

Durch diese Maßnahmen können Städte und Gemeinden effektiv dazu beitragen, die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse zu kontrollieren und die Schäden für Mensch und Natur zu minimieren.

Allgemeiner Umgang mit Wespennestern

(Asiatische) Wespen- und auch Hornissen-Nester müssen nicht zwingend entfernt werden. Beachtet man einige Regeln, können sie auch hängenbleiben:

  • Abstand zum Nest halten und die Flugbahn der Wespen nicht behindern.
  • Einfluglöcher zum Nest nicht verstopfen und nicht darin stochern.
  • Starke Bewegungen und Bodenerschütterungen vermeiden, zum Beispiel beim Rasenmähen.
  • Keinen Wasserschlauch auf das Nest richten.
  • Die Tiere nicht anhauchen, denn das in der Atemluft enthaltene Kohlendioxid ist für Wespen ein Warnsignal.
  • Wespen in der Nähe von Sitzplätzen durch Bretter oder Tücher zu ihrem Einflugloch im Nest führen, um Begegnungen zu vermeiden.
  • Kleinkinder durch niedrige Absperrungen vom Nest fernhalten.
  • Keine Insektenbekämpfungsmittel einsetzen, denn diese können Abwehrreaktionen auslösen und die Umwelt belasten

FAQs zur Asiatischen Hornisse

  • Wie gefährlich ist die Asiatische Hornisse für Menschen?
    Die Asiatische Hornisse ist für den Menschen weniger aggressiv als die heimische Hornisse. Ihr Stich ist in der Regel nicht gefährlicher als der einer Biene oder Wespe.
  • Ist die Asiatische Hornisse meldepflichtig? 
    Nein. Seit Frühjahr 2025 ist die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) in Deutschland nicht mehr meldepflichtig. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hat sie als „weit verbreitet“ bzw. etabliert eingestuft.
  • Wie unterscheiden sich Asiatische und Europäische Hornisse?
    Die Asiatische Hornisse ist kleiner, hat einen dunklen Körper mit einem gelben Streifen und baut ihre Nester oft in Bäumen oder an Gebäuden.
  • Welche Verantwortung haben Städte und Gemeinden im Umgang mit der Asiatischen Hornisse?
    Städte und Gemeinden spielen eine zentrale Rolle in der Prävention und Bekämpfung der Ausbreitung dieser invasiven Art, insbesondere durch regelmäßige Inspektionen und Schulungen.
  • Welche präventiven Maßnahmen können Städte und Gemeinden ergreifen?
    Regelmäßige Inspektionen, das Aufstellen von Locktöpfen und die Zusammenarbeit mit Schädlingsbekämpfern sind effektive Maßnahmen zur Eindämmung der Asiatischen Hornisse.

Die Asiatische Hornisse – Fazit

Die Asiatische Hornisse stellt eine ernsthafte Herausforderung für Ökosysteme, Imkerei und kommunale Praxis dar. Ihr auffälliges Erscheinungsbild und ihr räuberisches Verhalten ermöglichen eine schnelle Ausbreitung, wobei vor allem Honigbienen und weitere Bestäuber massiv bedroht werden.

Die Hornisse dezimiert Bienenvölker, was lokal zu enormen Einbußen bei der Bestäubungsleistung und im Honigertrag führen kann. Dies ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein wirtschaftliches Problem für Landwirtschaft und urbane Imkerei. Für Menschen ist ihr Stich zwar für Gesunde meist ungefährlich, birgt für Allergiker jedoch erhebliche Risiken. Städte und Gemeinden können mit gezielten Informations-, Melde- und Präventionsmaßnahmen entscheidend dazu beitragen, die Folgen der Ansiedlung zu kontrollieren und Schäden für Mensch und Natur zu begrenzen

Quellen: „Management- und Maßnahmenblatt“, Umweltbundesamt; NaturschutzbundHessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie;