First Responder bei der Feuerwehr: das Bindeglied in der Notfallversorgung

14.04.2025 | S.Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

articleimage
© Chalabala – stock.adobe.com
Der First Responder-Dienst stellt ein wesentliches Element in der präklinischen Notfallversorgung dar, das besonders in ländlichen Gebieten mit längeren Anfahrtszeiten des Rettungsdienstes Leben retten kann. Diese speziell ausgebildeten Feuerwehrkräfte überbrücken das kritische „therapiefreie Intervall“ zwischen Notfalleintritt und Eintreffen professioneller Rettungskräfte. Dadurch können Überlebenschancen und Behandlungserfolge signifikant verbessert werden. Der folgende Fachbeitrag beleuchtet die wichtigsten Aspekte der First Responder Feuerwehr für Brandschutz- und Sicherheitsverantwortliche.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition und rechtliche Grundlagen des First Responder-Systems
  2. First Responder Feuerwehr Ausbildung: Qualifikation für den Notfall
  3. First Responder Feuerwehr Fahrzeuge: schnell und spezialisiert
  4. First Responder Feuerwehr Ausrüstung: medizinische Ausstattung
  5. Bedeutung der First Responder Feuerwehr für den betrieblichen Brandschutz und die Notfallvorsorge
  6. FAQ – häufig gestellte Fragen zum First Responder Feuerwehr
  7. Fazit: First Responder als elementares Element der Notfallversorgung

Definition und rechtliche Grundlagen des First Responder-Systems

Die First Responder (aus dem Englischen übersetzt „zuerst antwortend“) der Feuerwehren oder Helfer-vor-Ort-Einheiten sollen kein Ersatz sein für die Rettungskräfte. Vielmehr handelt es sich um ehrenamtlich tätige Institutionen, die als „Therapiefreies Intervall“ die Zeit bis zum Eintreffen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt verkürzen. Sie werden bei bestimmten Notfällen wie Bewusstlosigkeit, starken Blutungen, Verkehrsunfällen, Atemstörungen oder Herzinfarkten parallel zum Rettungsdienst alarmiert und führen bis zu dessen Eintreffen lebenserhaltende Basismaßnahmen durch.

Dabei wird sehr eng zwischen den Hilfsorganisationen zusammengearbeitet. Alle Ersthelfer haben eine notfallmedizinische Ausbildung mit Prüfung absolviert, sind in der Herz-Lungen-Wiederbelebung geschult und in der Frühdefibrillation eingewiesen. Viele von ihnen besitzen weiterführende Ausbildungen als Rettungshelfer, Rettungssanitäter, Rettungsassistent, Notfallsanitäter oder gar Mediziner.

In Bayern wurde dieses Konzept bereits 1998 mit der Novelle zum Bayerischen Rettungsdienstgesetz gesetzlich verankert, wodurch der „Helfer vor Ort“ erstmals in einem Gesetz festgeschrieben wurde. Ähnliche Regelungen finden sich mittlerweile in verschiedenen Bundesländern, darunter Baden-Württemberg und Hessen. Das System etablierte sich aus dem wachsenden Bedarf heraus, die Erstversorgung zu verbessern, da Untersuchungen einen Rückgang der aktiven Hilfeleistung in der Bevölkerung zeigten.

First Responder Feuerwehr Ausbildung: Qualifikation für den Notfall

Die Ausbildung zum First Responder bei der Feuerwehr umfasst 80 Unterrichtseinheiten und vermittelt fundierte notfallmedizinische Kenntnisse. Um in eine First Responder-Gruppe aufgenommen zu werden, müssen Bewerber das 18. Lebensjahr vollendet haben, eine abgeschlossene Feuerwehrgrundausbildung nachweisen und aktives Mitglied in der jeweiligen Feuerwehr sein.

Ausbildungsinhalte und kontinuierliche Fortbildung

Die Ausbildung zum First Responder umfasst folgende Schwerpunkte:

  • Grundlegende Anatomie und Physiologie des Menschen
  • Umgang mit medizinischen Geräten und Hilfsmitteln
  • Erkennen und Behandeln verschiedener Erkrankungen
  • Reanimationstechniken für Erwachsene und Kinder
  • Anwendung des automatisierten externen Defibrillators (AED)
  • Versorgung von Verletzungen und Blutungen
  • Rettungstechniken mit und ohne Hilfsmittel

Wichtig ist auch die kontinuierliche Fortbildung. In regelmäßigen Abständen finden interne Schulungsabende statt, bei denen Fallbeispiele durchgearbeitet werden. Diese Schulungen dienen nicht nur der Vertiefung des Fachwissens, sondern auch der psychischen Nachsorge nach belastenden Einsätzen, da die First Responder oft Patienten aus dem persönlichen Umfeld betreuen müssen.

Veranstaltungsempfehlung:

Um im Ernstfall optimal vorbereitet zu sein, ist es für First Responder unerlässlich, ihr Fachwissen stets aktuell zu halten. Das „Update-Seminar für Brandschutzbeauftragte“ bietet hier die ideale Möglichkeit, sich über die neuesten Entwicklungen und Best Practices zu informieren und die eigene Expertise zu erweitern. Melden Sie sich gleich hier an!

First Responder Feuerwehr Fahrzeuge: schnell und spezialisiert

First Responder-Einheiten nutzen verschiedene Fahrzeugtypen für ihre Einsätze. Von speziell ausgestatteten Pkw wie dem Audi Q3 oder BMW-Fahrzeugen bis hin zu Kommandowagen (KdoW) oder Mehrzweckfahrzeugen (MZF) der Feuerwehr reicht das Spektrum.

Die Fahrzeuge sind mit speziellen Signaleinrichtungen wie Blaulichtbalken, Frontblitzern und Heckwarneinrichtungen ausgestattet, um bei Einsätzen die nötige Sicherheit zu gewährleisten. Zur technischen Ausstattung gehören moderne Navigationssysteme sowie Digitalfunktechnik für die zuverlässige Kommunikation mit der Leitstelle und anderen Einsatzkräften.

First Responder Feuerwehr Ausrüstung: medizinische Ausstattung

Die Ausbildung zum First Responder bei der Feuerwehr zeichnet sich durch einen systematischen Aufbau notfallmedizinischer Kompetenzen aus, die auf die spezifischen Anforderungen des Erstkontakts mit Patienten zugeschnitten sind. Ein zentraler Bestandteil ist die Grundlegende Anatomie und Physiologie des Menschen, wobei besonderes Augenmerk auf die Funktionsweise des Herz-Kreislauf-Systems, der Atmungsorgane sowie des neurologischen Systems gelegt wird. Diese Kenntnisse bilden die Basis für das Verständnis von Vitalparametern und pathologischen Veränderungen, die bei Notfällen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen oder traumatischen Verletzungen auftreten.

Der Umgang mit medizinischen Geräten und Hilfsmitteln umfasst nicht nur die Handhabung von Standardausrüstung wie Beatmungsbeuteln, Absaugpumpen oder Pulsoximetern, sondern auch die sichere Anwendung von Halswirbelsäulen-Schienen und Spineboards zur Immobilisation von Trauma-Patienten. Praktische Übungen zur Blutdruckmessung, Blutzuckerbestimmung und EKG-Anwendung sind integraler Bestandteil der Ausbildung, wobei die korrekte Interpretation der gewonnenen Daten im Vordergrund steht.

Das Modul Erkennen und Behandeln verschiedener Erkrankungen vertieft differenzialdiagnostische Fähigkeiten. Teilnehmer lernen, zwischen lebensbedrohlichen Zuständen wie dem akuten Koronarsyndrom, Lungenembolien oder hypoglykämischen Schocks zu unterscheiden und entsprechende Erstmaßnahmen einzuleiten. Fallbeispiele zu seltenen Notfällen wie Anaphylaxien oder Stoffwechselentgleisungen ergänzen die theoretischen Inhalte, um ein breites Spektrum an klinischen Bildern abzudecken.

Reanimationstechniken für Erwachsene und Kinder werden unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) vermittelt. Besonderes Gewicht liegt auf den physiologischen Unterschieden zwischen Erwachsenen und Kindern: Während bei Letzteren häufiger respiratorische Ursachen für Kreislaufstillstände verantwortlich sind, dominieren bei Erwachsenen kardiale Auslöser. Die Ausbildung beinhaltet daher spezielle Beatmungstechniken für Säuglinge sowie die Anpassung der Herzdruckmassage an unterschiedliche Körpergrößen.

Die Anwendung des automatisierten externen Defibrillators (AED) wird sowohl an Trainingspuppen als auch in simulierten Einsatzszenarien geübt. Dabei wird die korrekte Platzierung der Elektroden, die Analyse des Herzrhythmus durch das Gerät und die Koordination von Schockabgabe und Herzdruckmassage trainiert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Fehlervermeidung in stressigen Einsatzsituationen, etwa durch standardisierte Checklisten und klare Kommunikationsprotokolle.

Im Bereich Versorgung von Verletzungen und Blutungen werden modernste Wundversorgungstechniken vermittelt, darunter die Anwendung von Tourniquets, hämostatischen Verbänden und Druckverbänden. Die Teilnehmer lernen, zwischen arteriellen und venösen Blutungen zu unterscheiden sowie die Risiken eines Volumenmangelschocks einzuschätzen. Praktische Übungen zur Schienung von Frakturen und Stabilisierung von Gelenkverletzungen ergänzen dieses Modul.

Rettungstechniken mit und ohne Hilfsmittel umfassen sowohl die patientenschonende Bergung aus Unfallfahrzeugen mithilfe von Schleifkorbtragen als auch improvisierte Rettungsmethoden bei begrenzter Ausrüstung. Scenario-based Training simuliert dabei reale Einschränkungen, wie enge Räume oder zeitkritische Lageentwicklungen, um die Anpassungsfähigkeit der Einsatzkräfte zu schulen.

Die kontinuierliche Fortbildung stellt sicher, dass das erlernte Wissen aktuell bleibt und praktische Fertigkeiten nicht verloren gehen. Monatliche Schulungsabende widmen sich der Vertiefung spezifischer Themen wie pädiatrischer Notfälle oder der Versorgung von Verbrennungen. Dabei kommen High-Fidelity-Simulationspuppen zum Einsatz, die realistische Vitalparameter und Reaktionen auf Behandlungsschritte simulieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Nachbesprechung realer Einsätze: Durch strukturiertes Debriefing werden Handlungsabläufe analysiert, um Optimierungspotenziale zu identifizieren.

Diese regelmäßigen Trainings dienen zugleich der psychischen Nachsorge, da First Responder häufig mit emotional belastenden Situationen konfrontiert sind – etwa der Versorgung von Verletzten aus dem persönlichen Umfeld oder der erfolglosen Reanimation von Kindern. In geschützten Gruppenrunden werden Erlebnisse reflektiert und Bewältigungsstrategien diskutiert, um langfristige psychische Folgen wie posttraumatische Belastungsstörungen zu vermeiden. Einige Feuerwehren kooperieren hierzu mit psychologischen Fachkräften, die bedarfsgerechte Unterstützungsangebote entwickeln.

Bedeutung der First Responder Feuerwehr für den betrieblichen Brandschutz und die Notfallvorsorge

Für Brandschutzbeauftragte und Sicherheitsverantwortliche in Unternehmen bietet das First Responder-System wichtige Anknüpfungspunkte. Bei der Planung von Notfallkonzepten sollte die Einbindung lokaler First Responder-Einheiten berücksichtigt werden. Insbesondere in Industriegebieten oder abgelegenen Betriebsstätten kann die Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr und deren First Respondern wertvolle Minuten im Notfall sparen.

Die Ausbildungsinhalte der First Responder können zudem als Orientierung für die Qualifikation betrieblicher Ersthelfer dienen. Während die vollständige First Responder-Ausbildung für Betriebsangehörige meist zu umfangreich ist, können erweiterte Erste-Hilfe-Kurse mit ähnlichen Schwerpunkten die Notfallkompetenz im Unternehmen stärken.

FAQ – häufig gestellte Fragen zum First Responder Feuerwehr

  • Wie lange dauert die Ausbildung zum First Responder? Die Ausbildungsdauer beträgt in der Regel 40 bis 80 Unterrichtseinheiten, abhängig von Bundesland und Träger. Sie umfasst theoretische Grundlagen, praktische Übungen und eine Abschlussprüfung. Inhalte sind unter anderem Notfallmedizin, Reanimation mit AED, Kindernotfälle sowie rechtliche und organisatorische Aspekte.
  • Wer darf First Responder werden? Teilnahmeberechtigt sind in der Regel volljährige Mitglieder einer Feuerwehr mit gesundheitlicher Eignung und Motivation zur medizinischen Hilfeleistung. Die genauen Anforderungen können je nach Organisation variieren.
  • Welche Einsätze übernehmen First Responder? First Responder werden bei akuten Notfällen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, schweren Unfällen oder Reanimation alarmiert – insbesondere zur Überbrückung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Ihre Aufgabe ist die qualifizierte Erstversorgung des Patienten.
  • Ist die Tätigkeit freiwillig? In den meisten Regionen basiert der Dienst auf ehrenamtlichem Engagement innerhalb der Feuerwehr. Es gibt jedoch auch hauptamtliche Modelle oder kombinierte Systeme. Die Finanzierung erfolgt oft durch Spenden oder öffentliche Mittel.
  • Gibt es eine Altersgrenze? Eine gesetzliche Altersgrenze existiert nicht, jedoch wird die Einsatzfähigkeit durch regelmäßige medizinische Tauglichkeitsprüfungen sichergestellt. Viele Organisationen setzen das Ende der aktiven Tätigkeit bei etwa 65 Jahren fest.

Fazit: First Responder als elementares Element der Notfallversorgung

Das First Responder-System der Feuerwehr hat sich seit seiner Einführung als feste Größe im Rettungswesen etabliert. Durch die gezielte Ausbildung und Ausrüstung freiwilliger Feuerwehrkräfte wird die Versorgungslücke zwischen Laienhelfer und professionellem Rettungsdienst wirkungsvoll geschlossen. Für Brandschutzbeauftragte, Facility Manager und Sicherheitsverantwortliche bietet das Wissen um dieses System wichtige Impulse für die eigene Notfallplanung im betrieblichen Umfeld.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Ausbildung und Ausrüstung sowie die enge Verzahnung mit dem Rettungsdienst machen die First Responder zu einem unverzichtbaren Bestandteil der präklinischen Notfallversorgung – besonders in Regionen, in denen längere Anfahrtszeiten des Rettungsdienstes überbrückt werden müssen.

Quellen: Fachmagazin „Feuerwehr“, Zentrum für Notfallmedizin & Ausbildung (ZNA);

Mehr zu den Themen: Ersthelfer Feuerwehr