Jugendsozialarbeit an Schulen: Aufgaben, Konzept und Handbuch

27.05.2025 | T. Reddel – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2023 rund 24 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Hier sind insbesondere die Schulen gefragt, geeignete Integrationsmaßnahmen anzubieten. Ein Ansatz ist die sogenannte Jugendsozialarbeit an Schulen. Was das ist, welche Aufgaben sie umfasst und wie sie sich von der Schulsozialarbeit unterscheidet.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Jugendsozialarbeit (JaS) an Schulen?
  2. Für wen ist die JaS gedacht?
  3. Was macht die Jugendsozialarbeit an Schulen? – Aufgaben
  4. Konzept für die Jugendsozialarbeit an Schulen
  5. Handbuch und Literatur

Was ist Jugendsozialarbeit an Schulen?

Die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) ist eine spezielle Form der Jugendsozialarbeit und somit eine Leistung der Jugendhilfe nach § 13 SGB VIII. Sie umfasst verschiedene niedrigschwellige Angebote, die junge Menschen bei Herausforderungen im Schulalltag unterstützen sollen. Diese Angebote richten sich an Schülerinnen und Schüler, die sozial benachteiligt sind oder andere individuelle Beeinträchtigungen aufweisen. Außerdem findet JaS vorrangig an Mittel-, Förder- und Berufsschulen sowie an Grundschulen mit erhöhtem Migrationsanteil statt.

Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Kinder und Jugendlichen in ihrer sozialen und persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Dies reicht von der Bewältigung individueller Herausforderungen über die erfolgreiche soziale Integration bis hin zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt. So sollen potenzielle Benachteiligungen möglichst früh beseitigt und Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung erkannt werden.

Für die Organisation der JaS ist meist der Träger der öffentlichen Jugendhilfe, also entweder der Landkreis oder die kreisfreie Stadt, verantwortlich. Diese Regelungen können sich allerdings je nach Bundesland unterscheiden, auch hinsichtlich der Förderung der Projekte und des Personalschlüssels. Die eingesetzten sozialpädagogischen Fachkräfte führen die konkreten Angebote direkt in der Schule durch. Dabei ist eine enge Abstimmung mit der Schulleitung und den Lehrkräften erforderlich.

Unterschied Schulsozialarbeit und Jugendsozialarbeit an Schulen

Auch wenn diese beiden Begriffe ähnlich klingen und häufig synonym verwendet werden, gibt es oft unterschiedliche Definitionen. Die Schulsozialarbeit umfasst in der Regel verschiedene fachliche Konzepte und Finanzierungsmodelle.

Im Vergleich zu anderen Hilfsangeboten der Jugendhilfe fokussiert sich die Jugendsozialarbeit nicht ausschließlich auf die Verantwortung der Erziehungsberechtigten, sondern auch auf den Erziehungsauftrag der Schule. Des Weiteren sind die Aufgaben, Methoden und Inhalte der JaS auch auf die Schulsozialarbeit übertragbar.

Der Unterschied liegt jedoch in der Zielgruppe:  Schulsozialarbeit im Allgemeinen richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler einer Schule. Die Jugendsozialarbeit an Schulen ist hingegen nur für sozial benachteiligte oder individuell beeinträchtigte Kinder und Jugendliche konzipiert.

Für wen ist die Jugendsozialarbeit an Schulen gedacht?

Die Angebote der JaS richten sich an sozial benachteiligte oder individuell beeinträchtigte Schülerinnen und Schüler.

Hierzu können beispielsweise die folgenden Punkte gehören:

  • Psychosoziale Probleme (Depressionen, Angststörungen etc.)
  • Familiäre Probleme, Erziehungsprobleme
  • Problematisches Sozialverhalten (erhöhte Aggressivität, Mobbing, Vandalismus etc.)
  • Schulverweigerung
  • Gefährdeter Schulabschluss
  • Migrationshintergrund

Andere Kinder und Jugendliche erhalten keine zusätzliche Unterstützung durch die Jugendsozialarbeit an Schulen. Sie können jedoch von Angeboten der Schulsozialarbeit profitieren.

Was macht die Jugendsozialarbeit an Schulen? – Aufgaben

Die Jugendsozialarbeit an Schulen übernimmt zahlreiche Aufgaben im Bildungswesen, wie etwa:

  • Hilfebedarfe von Schülerinnen und Schülern ermitteln und passende Angebote anbieten
  • Entwicklung und soziale Integration der Betroffenen stabilisieren, fördern und ausbauen
  • Konflikte in der Schule oder zu Hause klären und bei deren Bewältigung unterstützen
  • Mit Eltern kooperieren, etwa in Form von Elterngesprächen oder Hausbesuchen
  • Am Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung nach § 8a SGB VIII mitwirken
  • Kontakt zu anderen Fachkräften, Stellen und Einrichtungen herstellen

Dabei übernehmen Fachkräfte der Jugendsozialarbeit an Schulen explizit keine Aufgaben, die zu den Pflichten der Lehrkräfte oder zu schulischen Angeboten gehören. Das sind beispielsweise der reguläre Schulunterricht, Pausenaufsichten oder Ganztagsschulen.

Methoden der Jugendsozialarbeit an Schulen

Die JaS kann beispielswese in Form von Einzelfallarbeiten, Gruppenarbeiten und Projektarbeiten durchgeführt werden.

Wie sich diese Methoden unterscheiden, zeigt folgende Tabelle:

Methode Definition
Einzelfallhilfe
  • Individuelle Beratung einzelner Schülerinnen und Schüler sowie gegebenenfalls ihrer Eltern oder anderer Bezugspersonen
  • Zusammenarbeit mit schulischen und außerschulischen Kooperations- und Fachstellen (falls nötig und gewünscht)
  • Einfache Kontakte während der Schulzeit (entweder als Kurzberatung oder längerfristige Beratung)
  • Inhaltlicher Fokus: Schulische Probleme der Betroffenen
Gruppenarbeit
  • Spezielle Freizeitgestaltung nach dem Unterricht oder nachmittags
  • Für teilnehmende Schülerinnen und Schüler Pflicht, keine Lehrkräfte anwesend
    → Eventuell Einverständnis der Erziehungsberechtigten notwendig
  • Dauer: mehrere Monate bis ein Schuljahr
Projektunterricht
  • Umsetzung von Projekten zu ausgewählten Themen während des Unterrichts oder außerschulisch
  • Vorherige Absprache mit und Beteiligung der jeweiligen Lehrkraft
  • Für einzelne Schulklassen oder Gruppen
  • Mögliche Themen:

Weitere mögliche Methoden sind die ElternarbeitKriseninterventionen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und Diensten, etwa der Jugendhilfe, der Schule und des Arbeitsmarktes.

Konzept für die Jugendsozialarbeit an Schulen

Idealerweise beschreibt die Konzeption der Jugendsozialarbeit an Schulen die Ziele, Aufgabenbereiche und Methoden der Jugendhilfe. Hinzu kommen Angaben zur Zusammenarbeit mit der Schule, dem Jugendamt und anderen relevanten Parteien wie den Eltern, den Dienstleistern der Schule oder der Bundesagentur für Arbeit.

Da sich die jeweiligen Regelungen und Rahmenbedingungen je nach Bundesland unterscheiden, hängt auch die konkrete Ausgestaltung des Konzepts von diesen Vorgaben ab. Allerdings wurden in der Vergangenheit bereits zahlreiche Initiativen und Modellprojekte zur Jugendsozialarbeit an Schulen in Regelangebote überführt.

→ Praktische Tipps zur Konzeption der Jugendsozialarbeit an Schulen liefern entsprechende Handbücher und andere Literatur.

Handbuch zur Jugendsozialarbeit an Schulen

Sowohl einige Landesregierungen als auch Verlage und andere Medienschaffenden bieten Handbücher mit Anregungen und Leitfäden zur Jugendsozialarbeit an Schulen an. Auch die FORUM VERLAG HERKERT GMBH bietet ein aktuelles Handbuch zur schulspezifischen Konzeption, Umsetzung und Weiterentwicklung der sozialen Arbeit an Schulen.

Produktempfehlung

Das Praxishandbuch „Schulsozialarbeit“ umfasst unter anderem:

  • Checklisten zur Kooperation zwischen Schule und Kinder- und Jugendhilfe
  • Anleitungen für die Entwicklung eines schulspezifischen Konzepts
  • Tipps zum Umgang mit verschiedenen Problemlagen der Kinder

Quellen: Handbuch „Schulsozialarbeit“, Landeshauptstadt München Sozialreferat, Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Statistisches Bundesamt

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