Didaktische Prinzipien: Methoden und Beispiele für Kita, Schule und Co.
29.07.2025 | T. Reddel – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Didaktische Prinzipien bilden die Basis für erfolgreiches Lehren und Lernen. Sie helfen dabei, Bildungsprozesse sinnvoll zu strukturieren und an die Bedürfnisse der Lernenden anzupassen. Dieser Beitrag zeigt, wie solche Prinzipien formuliert werden und wie sie sich in der Praxis anwenden lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind didaktische Prinzipien?
- Wie viele didaktische Prinzipien gibt es?
- Was sind Beispiele für didaktische Prinzipien?
- Fazit: Warum sind didaktische Prinzipien wichtig?
Was sind didaktische Prinzipien?
Didaktische Prinzipien sind grundlegende Richtlinien zur Gestaltung von Lernprozessen. Sie geben Orientierung bei der Auswahl von Methoden, Inhalten und Medien. Das soll Lernprozesse unterstützen, strukturierte Angebote sichern und für einen nachhaltigen Lerneffekt sorgen.
Diese Leitlinien richten sich an alle pädagogischen Bereiche – von der Elementarpädagogik (Kita und Kindergarten) über die Primar- und Sekundarstufe (Grundschule, weiterführende Schulen) bis hin zur Jugendarbeit und Ausbildung. In der Sonderpädagogik helfen didaktische Prinzipien dabei, individuelle Förderbedarfe gezielter zu berücksichtigen.
Didaktische Prinzipien beruhen dabei, wie der Name schon sagt, auf grundlegenden Erkenntnissen der Didaktik.
Was ist Didaktik? – Definition
Die Didaktik ist die Wissenschaft vom Lehren und Lernen, also dem Vermitteln von Wissen, Fähigkeiten und Werten. Sie befasst sich mit den Fragen, was, wie und warum etwas gelernt werden soll. Somit bildet die Didaktik die wissenschaftliche Basis der gleichnamigen Prinzipien.
In der Pädagogik gilt die Didaktik als zentrales Bindeglied zwischen Bildungszielen und ihrer Umsetzung in Institutionen. Sie erklärt, wie Bildungsangebote gestaltet sein sollten, damit die Lernenden die gewünschten Kompetenzen aufbauen.
Wie viele didaktische Prinzipien gibt es?
Es gibt keine feste Anzahl methodisch-didaktischer Prinzipien. Ihre Zahl variiert je nach Modell, Fachbereich und Institution. So können zum Beispiel Träger von Schulen oder Kitas eigene Prinzipien festlegen, ebenso wie die Landesregierungen durch Bildungsrahmenpläne oder andere Konzepte. Oft sind es zwischen fünf und zehn Richtlinien.
Was sind Beispiele für didaktische Prinzipien?
In der Praxis haben sich bestimmte Prinzipien bewährt und etabliert. Sie können sowohl für die allgemeine Pädagogik als auch für Teilbereiche wie die Sonderpädagogik genutzt werden. Außerdem bilden sie die Grundlage für verschiedenste Lernsettings: von der Frühförderung über den Sportunterricht bis hin zur schulischen Jugendarbeit.
Zu den allgemeinen didaktischen Prinzipien und Methoden, die beispielsweise für Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Ausbildungsbetriebe relevant sind, gehören unter anderem:
Didaktisches Prinzip | Erklärung | Beispiel |
Prinzip der Anschaulichkeit | Lerninhalte durch digitale Medien, Projekte und Exkursionen greifbar machen. | Beim Thema „Bauernhof“ betrachten Kinder echte Tierbilder oder besuchen einen Hof in ihrer Nähe. |
Prinzip der Strukturierung | Zu vermittelnde Inhalte in übersichtliche Lerneinheiten aufbauen und Orientierung geben. | In der Kita gibt es einen visualisierten Tagesablauf (Begrüßung, Spielzeit, Mittagessen etc.). |
Prinzip der Aktivierung | Lernende zum Mitmachen und Mitdenken anregen. | Jugendliche in der Jugendarbeit gestalten ein Anti-Mobbing-Projekt. |
Interaktionsorientierung | Lernen geschieht im Austausch und Dialog mit anderen. | Schülerinnen und Schüler führen eine Debatte zum Thema Demokratie und Meinungsfreiheit. |
Handlungsorientierung | Lernen erfolgt über praktisches, zielgerichtetes Tun mit realitätsnahen Aufgaben. | Auszubildende organisieren ein Elterncafé in ihrem Betrieb. |
Lebensweltorientierung | Lerninhalte an der Erfahrungswelt der Lernenden ausrichten. | Im Rahmen einer sozialen Gruppenarbeit diskutieren Jugendliche ihre Erfahrungen im Umgang mit Medien. |
Kompetenzorientierung | Lernprozesse sind auf den Erwerb konkreter fachlicher, personeller und sozialer Kompetenzen ausgerichtet. | Kinder üben, Konflikte selbstständig und gewaltlos zu lösen. |
Prinzip der Individualisierung | Angebote und Aufgaben an das individuelle Leistungsniveau anpassen. | Inklusiver Unterricht bietet differenzierte Aufgaben für Kinder mit Behinderung. |
Prinzip der Übung und Wiederholung | Inhalte regelmäßig anhand praktischer Aufgaben üben und vertiefen, um nachhaltiges Lernen zu sichern. | Im Morgenkreis einer Kindergartengruppe wird täglich dasselbe Begrüßungslied gesungen. |
Prinzip der Selbsttätigkeit | Lernende erhalten Freiräume für eigenständiges Handeln und Ausprobieren der Lerninhalte. | Schülerinnen und Schüler gestalten eigene Lernplakate zu einem ausgewählten Thema. |
Diese Richtlinien können je nach Zielgruppe, Einrichtung und Lerninhalten angepasst werden. Sie vermitteln eine solide Basis, welche didaktischen Prinzipien und Methoden in Bildungseinrichtungen berücksichtigt werden sollten. So kann beispielsweise eine Kita für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ihr Angebot auf die besonderen Bedürfnisse dieser Kinder ausrichten.
Didaktischen Prinzipien in Unterricht und Ausbildung
Für Schulen und Ausbildungsbetriebe gibt es zusätzlich spezielle Unterrichtsprinzipien. Sie dienen als Grundstruktur für den Aufbau von Lernprozessen und können daher auch in anderen pädagogischen Bereichen genutzt werden.
Zu diesen Unterrichtsprinzipien gehören beispielsweise folgende Überlegungen:
Unterrichtsprinzip | Erklärung | Beispiel |
Vom Leichten zum Schweren | Komplexität der Lerninhalte schrittweise steigern. | Im Sport werden zuerst Grundtechniken geübt, bevor die Trainingsperson komplexe Spielzüge einführt. |
Vom Einfachen zum Zusammengesetzten | Zuerst einzelne, isolierte Elemente lehren, bevor sie in einem größeren Zusammenhang kombiniert werden. | In der Grundschule lernen die Kinder erst Buchstaben, dann Silben und schließlich ganze Wörter und Sätze. |
Vom Nahmen zum Entfernten | Anfangs vertraute und lebensnahe Lerninhalte nutzen, bevor weniger bekannte Themen eingeführt werden. | In Geografie wird erst das eigene Land behandelt, bevor andere Regionen thematisiert werden. |
Vom Allgemeinen zum Speziellen | Zuerst allgemeine Zusammenhänge vermitteln, dann spezifische Details oder Sonderfälle behandeln. | In der Jugendarbeit wird zunächst allgemein über den Umgang mit Konflikten gesprochen. Anschließend kommen spezielle Deeskalationsstrategien in bestimmten Alltagssituationen hinzu. |
Vom Konkreten zum Abstrakten | Lernen erfolgt als erstes über anschauliche, erfahrbare Dinge. Später kommen theoretische oder abstrakte Inhalte hinzu. | In Kitas zählen Kinder zuerst mit Bauklötzen oder Fingern, bevor sie mathematische Symbole und Rechenzeichen verwenden. |
Damit können zum Beispiel Lehrkräfte Lektionen und Übungsaufgaben im Unterricht bedarfsgerecht gestalten und Ausbildende ihre Anleitungssituationen anschaulicher aufbauen. Didaktische Prinzipien und Methoden können zudem beim Aufstellen von Klassenregeln unterstützen und gelten als Kriterium für guten Unterricht nach Hilbert Meyer. Die Umsetzung dieser Prinzipien kann auch Teil der dienstlichen Beurteilung von Lehrkräften sein.
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Fazit: Warum sind didaktische Prinzipien wichtig?
Didaktische Prinzipien sind essenzieller Bestandteil professioneller pädagogischer Praxis. Sie helfen dabei, Bildungsprozesse methodisch fundiert zu planen und umzusetzen. Dabei dienen sie der Qualitätssicherung und können zum Beispiel für die Schulentwicklung genutzt werden.
Dennoch bilden die Prinzipien in allen pädagogischen Feldern – von der Kita über die Jugendarbeit bis zur Sonderpädagogik – eine professionelle Arbeitsgrundlage.
Quellen: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln