Vitalzeichenkontrolle in der Pflege: Normwerte, Messung und Ablauf
15.09.2025 | L. Gschnitzer – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Die Vitalzeichenkontrolle liefert wichtige Informationen über den aktuellen Gesundheitszustand einer Person. Dadurch lassen sich mögliche gesundheitliche Probleme frühzeitig erkennen und behandeln. Dieser Beitrag zeigt, welche Vitalzeichen gemessen werden und wie Pflegekräfte und andere Verantwortliche die Kontrolle korrekt durchführen.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Vitalzeichen?
- Warum ist die Vitalzeichenkontrolle wichtig?
- Welche Vitalzeichen werden gemessen?
- Was sind normale Vitalwerte?
- Wie wird die Vitalzeichenkontrolle durchgeführt?
Was sind Vitalzeichen?
Vitalzeichen sind wahrnehmbare Lebensfunktionen eines Menschen, die Auskunft über lebenswichtige Körperfunktionen geben. Oft werden sie auch als Vitalparameter oder Vitalwerte bezeichnet.
Dabei wird zwischen Vitalzeichen erster und zweiter Ordnung unterschieden.
Zu den Vitalzeichen erster Ordnung gehören:
- Puls
- Blutdruck
- Körpertemperatur
- Bewusstsein
- Atmung
Blutzucker, Wasserhaushalt, Zustand der Haut oder Schmerzen sind Beispiele für Vitalzeichen zweiter Ordnung.
Warum ist die Vitalzeichenkontrolle wichtig?
Die Vitalzeichenkontrolle stellt eine wichtige Aufgabe in Pflege und Medizin dar. Damit wird festgestellt, ob die lebenswichtigen Körperfunktionen gewährleistet sind und im Normbereich liegen oder ob es Abweichungen gibt und medizinischer Handlungsbedarf besteht.
Es gibt verschiedene Situationen, in denen die Messung und Überprüfung der Vitalwerte erforderlich ist:
- Früherkennung gesundheitlicher Probleme: Abweichungen von den Normwerten weisen oft frühzeitig auf gesundheitliche Veränderungen hin. Durch die Kontrolle können mögliche Probleme rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
- Überwachung des Krankheitsverlaufs: Eine regelmäßige Vitalzeichenkontrolle zeigt, ob eine Behandlung erfolgreich ist oder angepasst werden muss.
- Notfallsituationen: In Notfällen geben Vitalparameter unmittelbare Auskunft über den Zustand der Patientinnen und Patienten. Daraus lassen sich Maßnahmen ableiten, um sie zu stabilisieren.
- Akute Beschwerden: Bei plötzlich auftretenden Beschwerden hilft die Vitalzeichenkontrolle dabei, eine schnelle medizinische Einschätzung zu geben und weitere Behandlungsmaßnahmen zu bestimmen.
- Chronische Erkrankungen: Bei Diabetes, Bluthochdruck oder anderen chronischen Erkrankungen ist eine ständige Überwachung der Vitalwerte notwendig, um mögliche Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen.
- Postoperative Überwachung: Nach Operationen dient die Vitalzeichenkontrolle dazu, Komplikationen rechtzeitig festzustellen und zu behandeln.
- Medikamentöse Therapien: Die Einnahme neuer Medikamente kann verschiedene Körperfunktionen und Vitalwerte beeinflussen. Durch die Kontrolle lassen sich mögliche, unerwünschte Nebenwirkungen früh erkennen und die Therapie entsprechend anpassen.
Welche Vitalzeichen werden gemessen?
Die Auswahl der zu messenden Vitalzeichen hängt von der jeweiligen Situation und der zu untersuchenden Person ab.
Grundsätzlich stehen Vitalzeichen erster Ordnung im Vordergrund, da sie Informationen über lebenswichtige Körperfunktionen liefern:
- Puls: Die Pulsmessung gibt Aufschluss über die Aktivität des Herz-Kreislauf-Systems.
- Blutdruck: Durch die Bestimmung der Blutdruckwerte lässt sich feststellen, ob der Kreislauf stabil ist.
- Körpertemperatur: Die Messung der Körpertemperatur dient dazu, Fieber, Infektionen oder Unterkühlung zu erkennen.
- Bewusstsein: Die Kontrolle des Bewusstseinszustandes hilft dabei, die neurologische Stabilität von Patientinnen und Patienten zu bewerten.
- Atmung: Die Atemfrequenz gibt Hinweise auf die Lungenfunktion.
Je nach Patientin und Patient oder medizinischer Situation können auch Vitalzeichen zweiter Ordnung gemessen werden. Diese liefern ergänzende Informationen, um den Gesundheitszustand besser zu beurteilen und geeignete Behandlungsmaßnahmen umzusetzen.
Was sind normale Vitalwerte?
Normale Vitalwerte geben an, in welchem Bereich die lebenswichtigen Körperfunktionen eines Menschen liegen sollen. Diese Normwerte können sich je nach Alter der Patientinnen und Patienten unterscheiden.
Für die Vitalzeichen erster Ordnung gelten beispielsweise folgende Normwerte für Erwachsene:
Vitalzeichen | Normwert für Erwachsene |
Puls | 60 bis 80 Schläge pro Minute |
Atmung | 12 bis 18 Atemzüge pro Minute |
Blutdruck | 120/80 mmHg |
Körpertemperatur | 36,3 bis 37,4 Grad Celsius |
Bewusstsein | Person ist bei Bewusstsein |
Abweichungen von den normalen Vitalwerten können die ersten Anzeichen für eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes sein. Sie können zum Beispiel auf Herz-Kreislauf-Probleme, Infektionen, chronische Beschwerden oder neurologische Störungen hinweisen.
Was gehört alles zur Vitalzeichenkontrolle?
Um die Vitalzeichen korrekt zu messen und zu überwachen, sind bestimmte Schritte erforderlich.
Vitalzeichenkontrolle vorbereiten
Bevor Sie mit den einzelnen Messungen der Vitalwerte beginnen, sollten Pflegekräfte und andere Verantwortliche alle benötigten Materialien bereitstellen, wie etwa ein Blutdruckmessgerät oder Thermometer.
Auch ist es notwendig, die Patientinnen oder Patienten vorzubereiten. Diese sollten entspannt sitzen oder liegen. Zusätzlich kann es hilfreich sein, vorab ärztliche Befunde oder das aktuelle Krankheitsgeschehen zu berücksichtigen. Denn diese Informationen können die Auswahl der zu messenden Vitalzeichen beeinflussen.
Vitalwerte messen
Verantwortliche sollten zunächst die Vitalzeichen erster Ordnung kontrollieren:
- Puls: Messung an der Innenseite des Handgelenks (Speichenarterie) oder an der Halsschlagader
- Blutdruck: Manuelle Messung mit Manschette am Oberarm und Stethoskop oder automatisch mit digitalem Messgerät
- Körpertemperatur: Messung mit einem Thermometer (etwa im Ohr oder unter der Achsel) oder mit Infrarot-Thermometer
- Atemfrequenz: Zählen der Atemzüge pro Minute
- Bewusstsein: Kontrolle durch direkte Ansprache oder Berührung
Je nach zu untersuchender Person sowie Situation können zusätzlich Vitalzeichen zweiter Ordnung gemessen werden, um weitere Informationen über den Gesundheitszustand der Person zu erhalten.
Ergebnisse dokumentieren
Sind alle Vitalzeichen gemessen, gleichen die Verantwortlichen diese mit den Normwerten ab. Bei Abweichungen fragen sie die Patientin oder den Patienten nach möglichen Symptomen. Anschließend sind alle Ergebnisse vollständig und nachvollziehbar zu dokumentieren.
Die gemessenen Vitalparameter werden mit der untersuchten Person besprochen. Auch die zuständige Pflegefachkraft oder das behandelnde ärztliche Fachpersonal ist zu informieren – vor allem bei Abweichungen.
Quelle: „Die PraxisAnleitung-Spezial - Anleitungssituationen auswählen und gestalten“