Artikel 4 des EU AI Act: neue Pflichten für Unternehmen seit 2. Februar 2025
27.03.2025 | S.Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Inhaltsverzeichnis:
- Was besagt das KI-Gesetz aktuell? Eine EU AI Act Zusammenfassung
- EU AI Act Artikel 4: Umsetzung der Schulungspflicht
- EU AI Act Artikel 4: Weitere Maßnahmen zur nachhaltigen KI Kompetenz
- FAQ – Häufige Fragen zum EU AI Act
- Fazit zum EU AI Act: Herausforderungen, Chancen und langfristige Perspektiven für Unternehmen
Was besagt das KI-Gesetz aktuell? Eine EU AI Act Zusammenfassung
Die „Verordnung (EU) 2024/1689 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Juni 2024 zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für künstliche Intelligenz“, auch bekannt als KI-Verordnung (KI-VO) oder EU AI Act, ist die erste umfassende rechtliche Regelung für künstliche Intelligenz weltweit.
Einige spezifische Bestimmungen, allen voran Artikel 4 des EU AI Act, gelten bereits seit dem 2. Februar 2025. Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln, nutzen oder vertreiben, stehen somit vor neuen Herausforderungen und Verpflichtungen. Die Regelung bringt insbesondere diese sechs wichtigen Neuerungen mit sich:
- KI-Kompetenzanforderungen: Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden über ausreichende Kenntnisse im Umgang mit KI-Systemen verfügen. Dies umfasst sowohl technische als auch ethische Aspekte des KI-Einsatzes.
- Klassifizierung nach Risikoklassen: Die KI-Verordnung teilt KI-Systeme in verschiedene Risikostufen ein. Hochrisiko-KI-Systeme unterliegen besonders strengen Anforderungen hinsichtlich Transparenz, Sicherheit und menschlicher Kontrolle.
- Schulungspflichten: Unternehmen sind dazu verpflichtet, geeignete Schulungsprogramme anzubieten, dank derer ihre Mitarbeitenden die regulatorischen Anforderungen verstehen und einhalten können.
- Verbotene KI-Praktiken: Bestimmte KI-Praktiken, die als inakzeptabel gelten, werden verboten. Dazu gehören unter anderem KI-Systeme, die betrügerische Techniken anwenden, um das Verhalten von Menschen zu beeinflussen, wie sprachgesteuertes Spielzeug, das Kinder zu gefährlichem Verhalten verleitet oder Systeme, die Menschen anhand von Social-Media bewerten (Social Scoring).
- Transparenzpflichten: KI-Systeme, die synthetische Audio-, Bild-, Video- oder Textinhalte erzeugen, müssen diese Inhalte als künstlich erzeugt („KI-generiert“) kennzeichnen.
- Governance: Es wird ein EU-Governance-System eingerichtet, das zwischen dem 21. Februar 2024 und dem 2. August 2026 umgesetzt werden soll.
Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, sollten Unternehmen frühzeitig Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören die Identifikation betroffener Systeme, die Entwicklung interner KI-Schulungsprogramme und die Anpassung betrieblicher Prozesse an die neuen gesetzlichen Vorgaben.
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EU AI Act Artikel 4: Umsetzung der KI-Schulungspflicht
Artikel 4 des EU AI Act verpflichtet Anbieter und Betreiber von KI-Systemen, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass ihr Personal sowie andere Personen, die in ihrem Auftrag tätig sind, über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügen. Diese Schulungspflicht ist nicht als strenge Verpflichtung formuliert, sondern besitzt einen appellativen Charakter. Das bedeutet, dass Verstöße gegen diese Regelung nicht mit Sanktionen belegt sind.
Bedeutung der KI-Schulungspflicht
Trotz des fehlenden Sanktionsmechanismus entbindet das Fehlen expliziter Strafen Unternehmen nicht von ihrer Verantwortung, den sicheren Einsatz von KI-Systemen zu gewährleisten. Sollte aufgrund fehlerhafter Bedienung oder unzureichender Risikobewertung eines KI-Systems ein Schaden entstehen, könnte dies als Verletzung der allgemeinen Sorgfaltspflicht gewertet werden. In solchen Fällen wären Unternehmen in der Verantwortung, insbesondere wenn eine angemessene KI-Schulung den Schaden hätte verhindern können.
Daher sollten Unternehmen den appellativen Charakter von Artikel 4 des EU AI Act ernst nehmen und proaktive Schulungsmaßnahmen ergreifen. Dies dient nicht nur der Minimierung rechtlicher Risiken, sondern auch der Stärkung des Vertrauens von Mitarbeitern und Geschäftspartnern.
Fokus auf KI-Kompetenz
Die KI-Verordnung definiert „KI-Kompetenz“ in Artikel 3 Absatz 56 als die Fähigkeiten, Kenntnisse und das Verständnis, die es Anbietern, Anwendern und Betroffenen ermöglichen:
- KI-Systeme unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Rechte und Pflichten im Rahmen dieser Verordnung in Kenntnis der Sachlage einzusetzen.
- Sich über die Chancen und Risiken von KI und mögliche Schäden, die sie verursachen kann, bewusst zu werden.
Dies kann zum Beispiel erfolgen durch:
- Technische KI-Schulung: Verständnis der Funktionsweise von KI-Algorithmen und Maschinellem Lernen.
- Regulatorische KI-Schulung: Kenntnisse über die gesetzlichen Vorgaben der KI-Verordnung und ethische Prinzipien.
- Anwendungsspezifische KI-Schulung: Fähigkeit, KI sicher und effektiv in spezifischen Branchen einzusetzen.
Diese KI-Schulungen sollten regelmäßig aktualisiert werden, um neue Entwicklungen und Änderungen in der Gesetzgebung zu berücksichtigen. Zudem sollte ein effektives Schulungskonzept alle relevanten Personengruppen einbeziehen, darunter:
- Operative Mitarbeitende, die direkt mit KI-Systemen arbeiten und diese warten
- Führungskräfte, die strategische Entscheidungen zur Implementierung von KI treffen
- Externe Dienstleister und Leiharbeitnehmer, die ebenfalls über die notwendigen Kompetenzen verfügen müssen.
EU AI Act Artikel 4: Weitere Maßnahmen zur nachhaltigen KI Kompetenz
Neben der KI Schulung sollten Unternehmen weitere Initiativen ergreifen, um die KI-Kompetenz dauerhaft zu sichern. Dazu gehören:
- Interne Richtlinien und Standards: klare Vorgaben zur Nutzung und Überwachung von KI-Systemen
- Ernennung eines KI-Beauftragten: eine zentrale Ansprechperson zur Koordination und Schulungsorganisation
- Regelmäßige Weiterbildungen und KI Schulung: aufgrund der schnellen Entwicklung im KI-Bereich essenziell
- Wissensaustausch und interne Foren: Durch regelmäßige Workshops und Diskussionsrunden können Mitarbeitende ihr Wissen vertiefen und Erfahrungen austauschen
Auswirkungen auf die Unternehmensstruktur
Die Umsetzung der KI-Verordnung erfordert Anpassungen in der Unternehmensstruktur. Unternehmen müssen möglicherweise neue Positionen für KI-Experten schaffen, um die neuen Rollen und Verantwortlichkeiten abzudecken. Bestehende Prozesse müssen auf die neuen Anforderungen abgestimmt werden, was eine Anpassung der Abläufe erfordert. Zudem könnten Investitionen in neue Technologien notwendig sein, um die Anforderungen der Verordnung zu erfüllen.
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FAQ – Häufige Fragen zum EU AI Act
1. Wann tritt der EU AI Act in Kraft? Die Umsetzung des EU AI Acts erfolgt schrittweise:
- 1. August 2024: Inkrafttreten der Verordnung
- 2. Februar 2025: Verbot bestimmter KI-Praktiken und Inkrafttreten von Artikel 4
- 1. August 2025: Verpflichtungen für KI-Systeme für allgemeine Zwecke
- August 2026: Verpflichtende Bewertungen für Hochrisiko-KI-Systeme
- 2027: Vollständige Anwendung der Verordnung
2. Gilt die KI-Verordnung nur für große Unternehmen? Nein, alle Unternehmen, die KI-Systeme nutzen oder bereitstellen, sind betroffen – unabhängig von der Größe.
3. Müssen alle Mitarbeiter geschult werden? Nur diejenigen, die mit Hochrisiko-KI-Systemen arbeiten.
4. Welche Unternehmen müssen den EU AI Act einhalten? Alle Unternehmen, die KI-Systeme in der EU entwickeln, vertreiben oder einsetzen, müssen den EU AI Act beachten – unabhängig davon, ob sie in der EU ansässig sind oder nicht.
Fazit zum EU AI Act: Herausforderungen, Chancen und langfristige Perspektiven für Unternehmen
Die KI-Verordnung und insbesondere der EU AI Act Artikel 4 stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen, bieten aber auch Chancen für eine verantwortungsvolle und innovative Nutzung von KI. Der Aufbau von KI-Kompetenz durch KI Schulung wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Unternehmen, die frühzeitig in Kompetenzaufbau investieren, können von den Chancen der KI-Revolution profitieren und gleichzeitig Risiken minimieren.
Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich die praktische Umsetzung der Verordnung gestaltet und welche Auswirkungen sie auf die KI-Landschaft in Europa haben wird. Für Unternehmen ist es entscheidend, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren.
Langfristige Perspektiven
Langfristig wird die KI-Verordnung wahrscheinlich zu einer globalen Standardisierung von KI-Regulierungen beitragen. Unternehmen, die sich frühzeitig an die europäischen Vorgaben anpassen, werden in der Lage sein, sich auch auf andere Märkte zu orientieren, da ähnliche Regulierungen weltweit erwartet werden.
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Quellen: „Infodienst Datenschutz für Praktiker“, 2025, FORUM VERLAG HERKERT GMBH; ai-act-law.eu