Zunächst einmal geht durch die Stromspeicher keine außergewöhnliche Gefahr aus. Immer wieder kommt es allerdings zu Unfällen, unerwarteten Reaktionen oder Bränden durch eingebaute oder gelagerte Akkus und Batterien. Die Ursachen liegen dann in Produktionsfehlern, der unsachgemäßen Handhabung, thermischer Belastung oder physikalischer Überbeanspruchung durch Stoß oder Deformation. Vorgeschädigte Energiespeicher reagieren in der Folge nicht selten während des Ladevorgangs.
Brandschutzbeauftragte und Werkfeuerwehren stellen sich den neuen Herausforderungen und machen sich fit für das neue Aufgabengebiet.
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Beispielhafte Verladung eines Versandstücks in einen geöffneten Havariebehälter. |
Die Automotive-Branche beispielsweise hat den Prozess der Gefährdungsbeurteilung durch Energiespeicher im Unternehmen bereits vor einigen Jahren durchlaufen: Mit der Inbetriebnahme der ersten Produktionsbänder für E-Fahrzeuge wurden mitunter umfangreiche Maßnahmen im vorbeugenden Brandschutz getroffen und gleichzeitig in den betroffenen Werkhallen Havariebehälter für den Sofort-Einsatz bereitgestellt. Im Ereignisfall stehen die Behälter bereit, um reaktive Lithium-Batterien aufnehmen zu können. Die Beladung erfolgt über große Dom- oder Frontklappen die sich direkt schließen lassen. Im Anschluss können die Behälter direkt aus der Produktionsumgebung ins Freie gebracht werden.
Die Verzahnung zwischen vorbeugendem Brandschutz und effizienten Mitteln zur Abwendung akuter Brandgefahren hat eine wesentliche Bedeutung erlangt. Katharina Capua ist Projektleiterin bei der Firma Paul Müller Safety, dem Hersteller der Havariebehälter. Sie schildert die mögliche Vorgehensweise zur Optimierung des Brandschutzes bei Verwendung von Energiespeichern im Unternehmen. „Um die eigene Unternehmens-Infrastruktur besser vor Gefahren mit reaktiven Batterien und Hochvolt-Speichern schützen zu können, geht eine Betrachtung der tatsächlichen IST-Situation im jeweiligen Unternehmen voran“, sagt Katharina Capua. „In welchen Bereichen werden in welchem Umfang Energiespeicher eingesetzt? Gibt es in diesen Abteilungen bereits besondere Gefahrenschwerpunkte, die im Sinne der ganzheitlichen Betrachtung berücksichtigt werden müssen?“
Durch Erstellung einer Gefahrenmatrix lässt sich Schritt für Schritt erarbeiten, an welchen Stellen im Betrieb Gefahren durch Energiespeicher vorhanden sind und mit welchen Maßnahmen sich diese kompensieren oder gänzlich abstellen lassen.
Havarie-Management für Batteriespeicher in der Logistik-Branche
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Havariebehälter eignen sich besonders für eine schnelle Bergung auffälliger Energiespeicher. |
Im Bereich der straßen- und schienengeführten Logistik werden speziell an Umschlag- und Lagerpunkten Havariebehälter [Werbelink] in Baugrößen verwendet, die großvolumige Sendungen und ganze Paletten aufnehmen können.
Im Expertengespräch mit Andreas Haarmann, der als Gefahrgut Klassifizierer tätig ist, wird deutlich, welchen Stellenwert der Transport und die Lagerung von Energiespeichern annimmt. „Viele Warentransporte enthalten beispielsweise Geräte aus der Unterhaltungselektronik. In diesen sind häufig Lithium-Akkus verbaut, die im ungünstigen Fall während des Transportes durch externe mechanische Einflüsse oder hohe thermische Beanspruchungen reagieren. Eine Separation aus der Großverpackung ist in den meisten Fällen nicht ohne Eigengefährdung möglich. Aus diesem Grund kann eine Vorhaltung von Havariebehältern am Verladeort sehr sinnvoll sein.“
Spezielle Rollcontainer bei Werkfeuerwehren: für den Umgang mit auffälligen Energiespeichern in Kliniken und Sonderobjekten
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Rollcontainer Havarie in einer Klinikumgebung. Viele elektronische Geräte mit Akkutechnik finden Anwendung im Medizinbereich. |
Krankenhäuser, Seniorenwohnheime und Einrichtungen für Menschen mit Handicap bedürfen einer besonderen Betrachtung beim vorbeugenden Brandschutz. Außerdem ist ein sorgfältig durchdachter Gefahrenabwehrplan unabdingbar. In den genannten Objekten sind vielfach Geräte und Systeme im Einsatz, die mit Akkus oder hochkapazitiven Batterien ausgestattet sind. Neben einem auf die dortige Gefahrenlage angepassten Brandschutzkonzept ist auch eine Einsatzvorplanung mit konkreten Maßnahmen für den Ereignisfall notwendig.
Für den Zweck der Bergung auffälliger Energiespeicher hat der Rollcontainer Havarie [Werbelink] großes Interesse bei kommunalen Feuerwehren und Werkfeuerwehren ausgelöst, die eine kompakte Lösung für das Handling von reagierenden Lithium-Batterien benötigen. Dort wurden als potenzielle Einsatzorte nicht nur Seniorenwohnheime und, Krankenhäuser genannt: Auch für Verwaltungsgebäude und Industriebetriebe halten Brandschutzexperten die mobile Lösung für sinnvoll. Die Rollcontainer lassen sich dank Bauweise nach der Empfehlung der AGBF (Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland) in bestehende Logistik-Konzepte integrieren.
Havariebehälter sind ‚Made in Germany‘ – NRW-Unternehmen ist Weltmarktführer in der Sparte
Die Paul Müller GmbH ist international kein unbeschriebenes Blatt. Weltweit zählen viele Automobilhersteller zu den Kunden des südwestfälischen Unternehmens. Groß geworden in der Automotive-Branche beschäftigt man sich hier seit Jahrzehnten mit dem Bau von Gefahrgutbehältern für den Transport von Airbags und Batteriespeichern. Vor einigen Jahren kam der Bau von Havariebehältern hinzu. In dieser Sparte kann das Unternehmen sogar die Weltmarktführerschaft für sich beanspruchen.
Möglich wurde dies durch ein Team von Spezialisten, das sich unter anderem aus Ingenieuren, CAD-Konstrukteuren und Brandschutzexperten zusammensetzt.
Produktionstechnisch ist die Paul Müller GmbH mit der kompletten Bandbreite von Musterbau über Werkzeugbau und Schweißrobotik bis hin zur eigenen Pulverbeschichtung vollumfänglich aufgestellt.
In der über 60-jährigen Firmengeschichte wurden zahlreiche Bauartzulassungen für Stahl- und Kunststoff-Gefahrgutbehälter in vielen verschiedenen Abmessungen und Ausführungen erlangt. Gesetzlich erforderliche Fall- und 6(c)-Brandtests werden direkt am Produktions-Standort durchgeführt um sämtliche Vorschriften des Gefahrgutbeförderungsgesetzes (GGBefG) zu erfüllen.