Prüfung und Wartung von Trafostationen: Leitfaden für Elektrofachkräfte
20.08.2025 | S.Horsch – Online-Redaktion, FORUM VERLAG HERKERT GMBH

Ein reibungsloser und sicherer Netzbetrieb beginnt mit einer gut gewarteten Trafostation. Für Elektrofachkräfte ergeben sich rund um die Prüfung und Wartung von Trafostationen zahlreiche Anforderungen aus Vorschriften, Normen und Herstellerempfehlungen. Nur so kann für einen störungsfreien, effizienten Betrieb sowie die Ableitung von Gefährdungspotenzialen, etwa durch Isolationsdefekte, Verschmutzung oder thermische Schwachstellen gesorgt werden. Der folgende Beitrag strukturiert die Kernforderungen für Fachpersonal nach aktuellen Normen und fokussiert auf Praxis, prüfbare Zustände und Fehlerquellen.
Inhaltsverzeichnis
- Was macht eine Trafostation? – Definition
- Wartung der Trafostation: gesetzliche Grundlagen und Vorschriften
- Checkliste: Prüf- und Wartungsleistungen an der Trafostation
- Wartungs- und Prüfintervalle im Überblick
- Typische Schwachstellen und Fehlerquellen einer Trafostation
- FAQ – Häufige Fragen zur Trafostation
- Fazit: sichere Trafostationen durch Wartung und Vorschriften
Was macht eine Trafostation? Definition
Trafostationen sind Teil einer elektrischen Anlage und dienen bei PV-Anlagen zum Einspeisen der erzeugten Energie in die nächsthöhere Spannungsebene, d. h. von der Niederspannung in die Mittelspannung.
So wie für alle elektrischen Anlagen Vorschriften bestehen, um den reibungslosen Betrieb von Trafostationen zu gewährleisten und Ausfälle der Energieversorgung zu vermeiden, bestehen auch Vorschriften für den Bau, Betrieb und die Wartung von Trafostationen.
Da Trafostationen als ortsfeste elektrische Anlagen anzusehen sind, gilt hier die Unfallverhütungsvorschrift DGUV Vorschrift 3 (vormals BGV A3). Darin hat der Betreiber der elektrischen Anlage dafür zu sorgen, dass die elektrischen Betriebsmittel auf ihren ordnungsgemäßen Zustand überprüft werden. Die Fristen sind so bemessen, dass evtl. entstehende Mängel rechtzeitig festgestellt und behoben werden können.
Bei Trafostationen gelten besondere Sicherheitsmaßnahmen. Aufgrund der zahlreichen gesetzlichen Vorschriften und die sicherheitsrelevante Bedeutung dürfen Wartungen an Trafostationen nur von Elektrofachkräften mit besonderen Kenntnissen und Erfahrungen im Mittelspannungsbereich durchgeführt werden.
Bei Transformatoren und Kondensatoren mit Ölfüllung, vorwiegend aus den siebziger und achtziger Jahren, besteht die Möglichkeit, dass sich PCB in den Ölen befindet. In Europa gilt ein grundsätzliches Anwendungs- und Betriebsverbot für Bauteile und Zubereitungen, die mehr als 50 mg/ kg (ppm) PCB enthalten. Dies ist in der Chemikalien-Verbotsverordnung (ChemVerbotsV) und der Gefahrenstoff-Verordnung (GefStoffV) festgeschrieben.
Wartung der Trafostation: gesetzliche Grundlagen und Vorschriften
Über die Jahre hinweg gelangen Schmutz und Feuchtigkeit in das Innere einer Trafostation und können durch Bildung leitfähiger Schichten elektrische Überschläge und Ausfälle mit beträchtlichen Folgeschäden verursachen.
Um die Funktionsfähigkeit der Trafostation zu gewährleisten, müssen in regelmäßigen Abständen alle Teile ihrer Anlage geprüft und kontrolliert werden. Alle elektrischen Anlagen sowohl unter als auch über 1 kV müssen nach den Vorschriften der DIN VDE Wiederholungsprüfungen (DIN VDE 0105) und der DGUV Vorschrift 3 maximal alle vier Jahre von einer sachkundigen Elektrofachkraft geprüft werden.
Auch aus dem Versicherungsvertrag können sich Auflagen hierzu ergeben. Dem Versicherungsnehmer obliegt es in vielen Fällen vertraglich, alle gesetzlichen, behördlichen oder sonstigen Vorschriften zu beachten und somit seine elektrischen Anlagen in regelmäßigen Abständen von einem Fachbetrieb überprüfen zu lassen
Betrieb und Wartung einer Trafostation unterliegen klaren Vorgaben
- DIN VDE 0105-100 (Betrieb elektrischer Anlagen): Regelt Prüf- und Wartungsintervalle sowie Schutzziele beim Betrieb bis hin zur wiederkehrenden Prüfung. Enthält auch Vorgaben zur fachlichen Qualifikation und Durchführung der Arbeiten unter Berücksichtigung der fünf Sicherheitsregeln.
- DGUV Vorschrift 3: Unfallverhütungsvorschrift für elektrische Anlagen; fordert regelmäßige Überprüfung, gezielte Dokumentation und Maßnahmen gegen Gefährdung durch elektrischen Strom.
- DIN EN 60076 (Reihe für Leistungstransformatoren): Bestimmt die technischen Anforderungen, Toleranzen und Prüfverfahren an Transformatoren, u.a. in Teilaspekten wie Ölprobenentnahme, Durchführungsprüfung und Schutztechnik.
- Technische Anschlussbedingungen (TAB) der Netzbetreiber: Enthalten regionale Vorgaben für den Betrieb von Kunden- und Umspannstationen.
→ Es gilt die Dokumentationspflicht! Lückenlose Nachweise sind für Revisionen, Versicherungen und Behörden essenziell, um Verantwortlichkeiten eindeutig nachzuweisen.
Fachpersonal nutzt strukturierte Wartungspläne, die eine Vielzahl technischer Einzelpositionen abdecken. Die folgende Checkliste gibt einen praxisnahen Überblick:
Checkliste: Prüf- und Wartungsleistungen an der Trafostation
Im Rahmen einer üblichen Wartung oder wiederkehrenden Prüfung werden folgende Leistungen durchgeführt:
Prüffeld | Maßnahmen |
allgemeine Stationskontrolle | Überprüfung des allgemeinen Zustands der Stationsräume |
Reinigung der äußeren Anlagenteile sowie der inneren Betriebsräume | |
Sichtprüfung aller Anzeigeninstrumente | |
Kontrolle des Zubehörs und der Verkabelung | Kontrolle und Prüfung des Stationszubehörs |
Sichtkontrolle aller Kabel und Kabelendverschlüsse | |
Kontrolle der Leiterverbindungen | |
Wartung von Schaltgeräten | Kontrolle und Wartung sämtlicher Schaltgeräte |
Prüfung von Mittelspannungsschaltgeräten | |
Überprüfung und Wartung von Niederspannungsschaltgeräten (Isolation, Schleifenwiderstand, RCDs) | |
Kontrolle und Prüfung von Leistungsschaltern | |
Überprüfung der Schutz- und Erdungsanlagen | Überprüfung der Schutzeinrichtungen und deren Einstellung |
Prüfung der Erdungsanlage inklusive Messung des Erdungswiderstands (Nachweis nach DIN VDE 0101-2) | |
Kontrolle der Sekundäreinrichtungen der Starkstromanlage | |
Kontrolle und Wartung der beweglichen Teile der Anlage | |
Trafoprüfung und Isolationsanalyse |
Elektrische Prüfung des Transformators:
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Analyse der Isolierflüssigkeit (bei ölgekühlten Transformatoren) | |
Teilentladungsmessung (empfohlen bei Trockentransformatoren) | |
Überprüfung des UMZ-Schutzes (Überstromzeitschutz) |
Die ordnungsgemäße Prüfung beziehungsweise Wartung dieser Punkte ist umso wichtiger, da schon kleine Mängel oder eine vernachlässigte Wartung zu großen Folgeschäden führen können.
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Wartungs- und Prüfintervalle im Überblick
Fachkräfte orientieren sich an mehrstufigen Wartungsintervallen sowie anlassbezogenen Prüfungen:
- Jährliche Inspektion: Sichtkontrolle und Funktionsprüfung (Isolatoren, Gehäuse, Belüftung, mechanischer Verschluss).
- Alle 4 Jahre: Umfassende elektrische Prüfungen inklusive Widerstandsmessung, Isolationsbewertung (DC und/oder VLF), Übersetzungsverhältnis, sowie Prüfung der Schutzeinrichtungen und Auslösemechanismen.
- Anlassbezogene Prüfung: Nach Kurzschlüssen, Überspannungen, Geräuschen, Ölgeruch, ungewöhnlichen Temperaturanstiegen oder Wartungsarbeiten.
- Öltransformatoren: Mindestens alle zwei Jahre DGA-Analyse (Dissolved Gas Analysis), Prüfung auf Wasser-, Gas- und Säuregehalt. Bei Auffälligkeiten engmaschigere Überwachung.
Hinweise zur fachgerechten Arbeit und Verantwortlichkeit
Nur Elektrofachkräfte mit nachgewiesener Qualifikation und Kenntnis der aktuellen Rechtslage dürfen die Wartung und Prüfung durchführen.
→ Laut Vorschrift bleibt der Anlagenbetreiber auch dann verantwortlich, wenn externe Dienstleister beauftragt werden. Einsatz moderner Prüfgeräte (zum Beispiel VLF-Prüftechnik, digitale Öl-Tester, Infrarotthermografie) wird dringend empfohlen. Die Erfassung aller Arbeiten in einer eindeutig nachvollziehbaren Dokumentation ist rechtlich zwingend.
FAQ – Häufige Fragen zur Trafostation
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Was macht eine Trafostation?
Eine Trafostation (auch Umspannstation genannt) wandelt elektrische Energie von Mittelspannung (z. B. 10–36 kV) auf Niederspannung (400/230 V) um. Sie verteilt den Strom sicher an Haushalte, Betriebe oder Industrieanlagen und schützt das Netz vor Überlastung.
- Ist die BGV A3 noch gültig?
Nein, die BGV A3 wurde bereits 2014 durch die DGUV Vorschrift 3 ersetzt. Inhaltlich hat sich wenig geändert – es handelt sich um eine Umbenennung im Rahmen der Vereinheitlichung durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV).
- Wie oft müssen elektrische Anlagen nach der DIN VDE 0105-100 überprüft werden?
Die DIN VDE 0105-100 schreibt regelmäßige Wiederholungsprüfungen vor, jedoch keine festen Intervalle. Die Prüffristen müssen vom Betreiber im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung festgelegt werden. In der Praxis sind Intervalle von 1 bis 4 Jahren üblich – abhängig von Nutzung, Umgebung und Risiko.
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Welche Schutzmaßnahmen müssen bei Arbeiten an Trafostationen beachtet werden?
Arbeiten an Trafostationen dürfen nur von Elektrofachkräften durchgeführt werden. Es gelten Schutzmaßnahmen wie:
- Freischalten und gegen Wiedereinschalten sichern
- Spannungsfreiheit feststellen
- Erden und kurzschließen
- Abdecken benachbarter spannungsführender Teile.
Diese Schritte sind in der DIN VDE 0105-100 und der DGUV Vorschrift 3 geregelt.
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Welche Rolle spielt die Erdung in Trafostationen?
Die Erdung ist essenziell für den Personenschutz und die Betriebssicherheit. Sie sorgt dafür, dass Fehlerströme sicher abgeleitet werden und verhindert gefährliche Berührungsspannungen. Regelmäßige Prüfung der Erdungsanlage ist Pflicht, insbesondere bei Blitzschutz und Fehlerstromschutzsystemen.
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Wann muss eine Trafostation modernisiert oder ausgetauscht werden?
Eine Modernisierung ist erforderlich bei:
- wiederholten Störungen oder Ausfällen
- veralteter Technik (zum Beispiel fehlende Fernüberwachung)
- gestiegenem Leistungsbedarf
- nicht erfüllten Sicherheitsanforderungen (zum Beispiel Brandschutz, Arbeitsschutz)
Die Entscheidung basiert auf einer technischen Bewertung und Wirtschaftlichkeitsanalyse.
Fazit: sichere Trafostationen durch Wartung und Vorschriften
Die Wartung von Trafostationen bleibt ein anspruchsvolles Feld mit hohen Anforderungen an technisches Know-how, Normenkenntnis und Sorgfaltspflicht. Eine strukturierte Herangehensweise, der Einsatz präziser Prüfmethoden und gewissenhafte Dokumentation stellen die Betriebssicherheit, Restwert und Rechtssicherheit der Trafostation nachhaltig sicher.
Quellen: „Handbuch Instandhaltung und Wartung von Photovoltaik-Anlagen“; DGWZ;