Inhaltsverzeichnis
- Was versteht man unter Work-Life-Balance? – Definition
- Welche Work-Life-Balance Modelle gibt es?
- Work-Life-Balance: Vorteile
- Wie bekomme ich eine gute Work-Life-Balance? – Maßnahmen
- Work-Life-Balance: Kritik
Was versteht man unter Work-Life-Balance? – Definition
Die sog. „Work-Life-Balance“ (deutsch „Arbeit-Freizeit-Gleichgewicht“) ist ein relativ neuer Begriff, der als Synonym für das Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben steht. Seinen Ursprung hat der Ausdruck in den 1980er Jahren. Inzwischen gewinnt er jedoch v. a. für die Generation Z an Bedeutung, da Personen dieser Altersgruppe eine harmonische Aufteilung ihrer Ressourcen zwischen Arbeit, Familie und persönlichen Interessen besonders wichtig ist.
Das grundlegende Problem hinter der Work-Life-Balance: In unserer heutigen Arbeitswelt stehen Leistungsdruck und Perfektionsdrang an einer der vordersten Stellen. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein für psychische Belastungen am Arbeitsplatz, etwa in Form von Depressionen oder Burnout. Daher wird der Wunsch nach mehr Work-Life-Balance immer lauter.
Für eine ausgewogene Work-Life-Balance müssen Beruf und Privatleben so gestaltet sein, dass Gesundheit und Wohlbefinden nicht unter einem Übermaß an beruflichen Verpflichtungen leiden. Körperliche, aber insbesondere auch psychische Belastungen sind bedeutsame Faktoren der Work-Life-Balance.
Welche Work-Life-Balance Modelle gibt es?
Mittlerweile gibt es zahlreiche Modelle, die den Begriff Work-Life-Balance beschreiben. Eines der bekanntesten Modelle besteht aus 4 Säulen, die die wichtigsten Faktoren für ein Leben in Balance darstellen sollen:
Arbeit/Karriere und Finanzen | Familie, soziale Beziehungen | Gesundheit und Wohlbefinden | Sinn, Werte und Kultur |
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Das 4-Säulen-Modell ist eine vereinfachte Darstellung, die als Ausgangspunkt für die individuelle Anpassung der eigenen Work-Life-Balance dient. Es gibt jedoch noch andere Modelle, die Aspekte wie emotionale Bindungen, soziales Engagement und Spiritualität bei der Work-Life-Balance berücksichtigen.
Wie dieses Gleichgewicht erreicht werden kann, ist von Person zu Person unterschiedlich. Daher nutzen die meisten Personen eine Mischung aus verschiedenen Modellen – je nach eigenem Lebensstil und Umsetzungsmöglichkeiten. Denn die Work-Life-Balance ist ein sehr dynamisches und individuelles Konzept. Richtig genutzt, bietet es zahlreiche Vorteile für alle Beteiligten.
Work-Life-Balance: Vorteile
Von einer ausgeglichenen Work-Life-Balance profitieren nicht nur Angestellte, sondern auch ihre Arbeitgeber. So kann ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatem folgende Vorteile bieten:
- Höhere Zufriedenheit und Motivation der Angestellten
- Effektivere und produktivere Arbeit im Betrieb
- Seltenere Krankheitsfälle und geringere Ausfallzeiten
→ Weniger Kosten für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
→ Niedrigere Gesundheitskosten - Längere Betriebszugehörigkeit und geringere Fluktuation
→ Geringere Kosten durch seltenere Recruiting-Maßnahmen - Längerer Erhalt internen Fachwissens und Erfahrungen
- Verbessertes Arbeitgeberimage
→ Steigerung der Attraktivität am Arbeitsmarkt
→ Zuwachs von qualifizierten Fachkräften - Höhere Wettbewerbsfähigkeit
Zudem erhalten Angestellte mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance mehr Zeit und Energie für persönliche Ziele und Weiterbildungen, was ebenfalls im Job helfen kann. Wie Arbeitgeber die o. g. Ziele erreichen, zeigen die folgenden Maßnahmen.
Wie bekomme ich eine gute Work-Life-Balance? – Maßnahmen
Um die eigene Work-Life-Balance zu verbessern, sind vonseiten des Arbeitgebers und vonseiten der Angestellten konkrete Maßnahmen notwendig. Passen die betrieblichen Rahmenbedingungen nicht, tun sich Beschäftigte schwerer, Berufliches und Privates in Einklang zu bringen. Gleichzeitig müssen die Mitarbeitenden selbst aktiv dazu beitragen wollen, ihre Work-Life-Balance zu optimieren.
Daher im Folgenden eine Übersicht mit Tipps und Lösungen zur Work-Life-Balance für Arbeitgeber und Angestellte.
Maßnahmen für Arbeitgeber
Anfangs sollten Arbeitgeber Faktoren wie Mitarbeiterfluktuation, Krankenstand und Produktivitätsdaten auswerten, um mögliche Anzeichen für eine gestörte Work-Life-Balance im Unternehmen zu identifizieren. Damit schaffen sie eine Grundlage, um ihr Konzept zur Work-Life-Balance bedarfsgerecht auszurichten.
Außerdem helfen Mitarbeiterbefragungen und Gespräche mit betroffenen Gruppen (z. B. Eltern, pflegende Angehörige und Führungskräfte) dabei, akute Bedürfnisse der Belegschaft zu ermitteln, Meinungen auszutauschen und gemeinsame Lösungswege zu finden.
Solche Lösungen gibt es für verschiedene Bereiche des Geschäftsbetriebs, wie folgende Beispiele belegen:
- Arbeitszeit:
- Flexible Arbeitszeitmodelle (z. B. Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Jahresarbeitszeit)
- Arbeitszeiterfassung
- Sabbaticals
- Vier-Tage-Woche
- Arbeitsplatz:
- Home-Office und Telearbeit
- Workation
- Gesundheitsförderung: Betriebssport, Massagen oder Physiotherapie am Arbeitsplatz
- Spezielle Pausenräume oder stille Zonen als Rückzugsmöglichkeiten
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie:
- Angebote zur Kinderbetreuung
- Zusätzliche Freistellung für Pflegezeit
Insbesondere die flexiblen Arbeitszeitmodelle sind häufig genannte Maßnahmen für mehr Work-Life-Balance von Arbeitgeberseite. Worauf Unternehmen bei der Einführung solcher Modelle achten sollten, zeigt die „Digitale Vorlagensammlung Flexible Arbeitsmodelle“. Dürfen Beschäftigte dabei im Home-Office arbeiten, gelten teils besondere rechtlichen Vorgaben, etwa bzgl. des Arbeits- und Datenschutzes. Alle nötigen Informationen hierzu enthält das „Mitarbeiter-Merkblatt Homeoffice“.
Unabhängig vom Arbeitsmodell müssen Arbeitgeber bei Maßnahmen zur Work-Life-Balance gesetzliche (und tarifliche) Vorgaben beachten, etwa bei der Pflegezeit oder Regelungen zur Arbeitszeit. Welche arbeitsrechtlichen Regelungen bei Work-Life-Balance zu befolgen sind, erklärt der „Themenbrief Arbeitsrecht“ in der Juni-Ausgabe 2023. Jeden Monat informiert er über ein aktuell relevantes arbeitsrechtliches Thema und gibt hilfreiche Praxistipps an die Hand. Hier erhalten Sie Zugriff zu allen bereits erschienen Ausgaben des Themenbriefs:
Aber nicht nur Arbeitgeber, sondern auch die Angestellten selbst können aktiv zur Verbesserung ihrer Work-Life-Balance beitragen.
Maßnahmen für Angestellte
Die nachfolgenden Tipps und Methoden helfen Beschäftigten dabei, ihre persönliche Work-Life-Balance zu verbessern.
- Stressanalysen durchführen sowie Techniken zu Zeitmanagement und Selbstorganisation nutzen.
- Arbeitszeitkonten einrichten, um für genügend Freizeitausgleich zu sorgen.
- Klare Grenzen bzgl. Arbeitszeit und Arbeitsbelastung setzen; diese gegenüber anderen Angestellten und Vorgesetzten kommunizieren.
- Feste Zeitblöcke mit konzentrierter Arbeitszeit organisieren, kombiniert mit einer klaren Pausenregelung.
- Apps oder andere technologische Hilfsmittel zur Trennung von Berufs- und Privatleben verwenden (z. B. automatische Benachrichtigungssperren außerhalb der Arbeitszeit, digitale Kalender).
- Ggf. einen Jobwechsel in Betracht ziehen.
Das Modell der Work-Life-Balance wird allerdings immer wieder kritisiert – sowohl von Arbeitgebern als auch von Angestellten.
Work-Life-Balance: Kritik
Mit seiner Grundidee, Arbeit und Privates als zwei getrennte Bereiche zu definieren und diese im Gleichgewicht zu halten, sorgt die Work-Life-Balance des Öfteren für Kritik. Zum einen sei es durch Möglichkeiten wie Home-Office und die digitale Vernetzung schwieriger, Beruf und Privatleben voneinander zu trennen. Diese Grenzen würden fortlaufend verschwimmen (sog. Work-Life-Blending).
Zum anderen erschwere die strikte Trennung von Arbeit und Freizeit die gegenseitige Integration in den Lebensalltag. Dabei ist es für einige Menschen nicht einfach, Beruf und Privates gegeneinander abzuwägen. Vielen von ihnen ist wichtiger, dass Arbeit und Privatleben in allen Lebensbereichen zusammenpassen. Daher gibt es bereits einen neuen Begriff, die sog. Work-Life-Integration. Sie zielt stärker darauf ab, Möglichkeiten zu schaffen, um Beruf und Privates miteinander zu vereinbaren.
Wie erfolgreich solche Modelle wie Work-Life-Balance und Work-Life-Integration tatsächlich sind, hängt jedoch insbesondere von den Beteiligten selbst ab.
Quelle: „Themenbrief Arbeitsrecht“ (Ausgabe Juni 2023)